Entspanntes Gruppenfoto nach der Premiere mit den Gästen im Foyer des Kino Türkheim. Rechts vorne: Filmhaus-Inhaber Kai Erfurt, der bei „Odessa“ auch mitgewirkt hat.
Bild: Sabine Schaa-Schilbach
Entspanntes Gruppenfoto nach der Premiere mit den Gästen im Foyer des Kino Türkheim. Rechts vorne: Filmhaus-Inhaber Kai Erfurt, der bei „Odessa“ auch mitgewirkt hat.
Bild: Sabine Schaa-Schilbach
Junge Filmpremieren im Kino vor Ort: So etwas gab es das letzte Mal im März 2020 in Türkheim, gerade noch rechtzeitig vor Corona. Auch damals, beim „Schwäbischen Kinder- und Jugendfilmfestival“, konnten einige junge Talente auf sich aufmerksam machen.
Jetzt war es der in diesem Jahr entstandene Kurzfilm „Odessa“ von Sophia Schuster und Marius Macarei.
Zur Premiere war fast das gesamte Filmteam im Türkheimer Kino anwesend. Und das Interesse war groß: Um die 80 Premierengäste hatten sich eingefunden.
Das erste Besondere: Zusätzlich zum Film gab es Hintergrundinfos zu seiner Entstehung. Und die Mitwirkenden durften aus dem Nähkästlein plaudern: Was ihnen bleibend in Erinnerung geblieben sei von den Dreharbeiten, Lustiges wie Gruseliges. Wie bei allen aufgetretenen Herausforderungen mit Fantasie, Geduld und Improvisation doch noch ein Weg aus den vermeintlichen Sackgassen hinaus gefunden werden konnte. Das zweite Besondere: die beiden Drehorte in Lindau am Bodensee und in Türkheim. Dort entstand eine, im Film dann sehr kurze, Unterwassersequenz – gedreht im Türkheimer Freibad.
Der Filmtitel „Odessa“ hat nichts mit der Stadt am Schwarzen Meer zu tun, sondern stammt aus einem Gedicht des italienischen Musikpoeten Ludovico Einaudi und ist der Name eines Mädchens. Erzählt wird im Film eine Selbstfindungs- und Beziehungsgeschichte zweier junger Frauen. Ein „Coming out“, aber dieser abstrakte Begriff wird der einfühlsamen Filmerzählung nicht gerecht. Denn es geht um Zweifel, um Emotionen, um den langen Weg bis zum Erkennen. „Filme sind Emotionen“ und „Kino ist Liebe“ war im Kinowerbe-Vorspann zu lesen. Wie wahr, denn das gilt auch für „Odessa“ von diesem jungen Filmteam. Drehbuchautorin und Regisseurin Sophia Schuster und Kameramann Marius Macarei vermittelten den Premiere-Zuschauern einen Einblick in die einzelnen Arbeitsschritte, die nötig waren, um ein Projekt wie „Odessa“ zu stemmen: von der Idee über das Drehbuch und das Exposé zu den Kostümen und den Requisiten. (Lesen Sie auch: "Kino lebt!": Das sagen die drei Macher vor dem Start der Allgäuer Filmkunstwochen)
Zu den Drehorten und dem Planen der Drehtage. Dann die Fertigstellung, das Unterlegen mit der Tonspur und natürlich die Musik. Die sei erst wenige Tage vor der Premiere eingespielt gewesen… und sei besonders gut gelungen. Für sie sei die Musik das Zweitwichtigste im Film, sagt Regisseurin Sophia Schuster. Musik transportiere genau wie die Bilder das Auf und Ab der Gefühle. Sie machte als Kontrapunkt zu dem friedlichen sommerlichen Grillenkonzert im Film-Hintergrund die Sache spannend.
Gemessen an der Gesamtzeit für die Fertigstellung der Produktion gab es nur wenige, dafür aber oft sehr lange Drehtage. Die wohl nicht mal zwei Minuten, als sich die beiden Mädchen beim Schwimmen unter Wasser über ihre Liebe klar werden, erforderten an einem Sommerabend stundenlange Einstellungen im Freibad Türkheim, die bis weit nach Mitternacht dauerten. Der Bademeister wird diese Stunden und die vielen Tassen Kaffee wohl so schnell nicht vergessen. Und je weiter der Abend und die Nacht fortschritten, desto kälter wurde das Wasser im Becken...
Diese Szene scheint dann im Film in einer traumhaften, tropischen Unterwasserlandschaft zu spielen: viel Aufwand und versiertes Handwerk aller Beteiligten. Die Hauptdarstellerinnen, Hannah Schuster und Natalie Derkits, spielen einfühlsam und souverän. Insgesamt waren etwa 15 junge Leute beim Dreh und bei den Vor- und Nacharbeiten dabei, nicht zu vergessen die vielen helfenden Hände, ohne die bei einem solchen Projekt nichts geht. Gefördert wurde „Odessa“ von Kai Erfurt vom Filmhaus Türkheim. Unterstützung kam auch von lokalen Firmen und Privatleuten. Auf die Frage, wann und ob „Odessa“ in Türkheim für alle zu sehen sei, meinte Erfurt, dass das Team jetzt erst einmal auf „Festivaltour“ gehe. Vor Ort komme der Film sicher bei der nächsten Aufführung von „Cine Maniacs“ auf die öffentliche Leinwand, vielleicht auch schon früher in einem Vorprogramm.
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