Tausende Euro hat eine Frau aus Buchloe an eine Internetbekanntschaft überwiesen. Der Schwindler erfand dreiste Geschichten, um die 59-Jährige um Geld zu bitten.
Bild: Christin Klose, dpa (Symbolbild)
Tausende Euro hat eine Frau aus Buchloe an eine Internetbekanntschaft überwiesen. Der Schwindler erfand dreiste Geschichten, um die 59-Jährige um Geld zu bitten.
Bild: Christin Klose, dpa (Symbolbild)
In Buchloe ist eine 59-jährige Frau auf einen Betrüger hereingefallen und hat dadurch ihr gesamtes Vermögen verloren. Im vergangenen Jahr kam die Frau über das Internet in Kontakt mit einem angeblichen Arzt aus den USA, der sich ihr als "Andrew" vorstellte. Dieser gab laut Polizei an, dass er in Großbritannien lebe und derzeit in Afghanistan für die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" arbeite.
Nachdem dieser Andrew mit freundschaftlichen Texten ein Vertrauensverhältnis zu der Frau aufgebaut hatte, bat er sie zum ersten Mal um Geld. Seine Tochter in England sei gestürzt und brauche 2.000 Euro für eine Operation, die er aus Afghanistan heraus nicht überweisen könne, weil er in einer "gesperrten Zone" sei.
Die Buchloerin überwies das Geld auf ein britisches Konto. Doch damit nicht genug: Wie die Polizei berichtet, fragte der angebliche Arzt die Frau immer wieder nach Geld. Einmal bat er sie um 8.000 Euro für eine Knieprothese bei der Tochter. Etwas später dann erzählte er, dass er ein Paket geschickt habe, das aber vom Zoll aufgehalten worden sei. Dabei sollte die Frau erneut zahlen, dennoch blieb das Paktet aus angeblich unbekannten Gründen beschlagnahmt.
Nach zahlreichen Geldforderungen überwies die Frau ihrer Internetbekanntschaft schließlich 5.000 Euro für einen Flug, mit dem "Andrew" nach Deutschland kommen und sie besuchen wollte. Doch der Schwindler erzählte der Buchloerin dann, dass das entsprechende Flugzeug von den Taliban abgeschossen wurde. "Andrew" und ein weiterer Passagier hätten jedoch schwerverletzt überlebt.
Die Internetbekanntschaft meldete sich erneut bei der Buchloerin und schickte ihr ein Foto von einer Person auf einer Intensivstation, die aufgrund zahlreicher Verbände, Schläuche und Maschinen nicht zu erkennen war. Damit "Andrew" operiert werden könne, solllte die Frau weiterhin zahlen.
Der Schwindel ging monatelang und die Frau überwies dem Schwindler ihr gesamtes Vermögen in fünfstelliger Höhe an den vermeintlichen Freund. Dass es sich bei dem Ganzen um einen großen Schwindel handelte, fiel der Buchloerin erst auf, als sie sich Geld von ihrer Tochter leihen wollte. Diese bemerkte jedoch sofort, dass ihre Mutter auf einen Betrüger hereingefallen war. Die 38-jährige Tochter überredete schließlich ihre Mutter, bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
Das Phänomen ist bei der Polizei als „Love Scamming“ bekannt und beschäftigte die Ermittler vor allem Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Mittlerweile wurde die Betrugsmasche laut Polizei weitestgehend von der der „Falschen Polizeibeamten“ abgelöst. Mittlerweile jedoch erlebt die Geschichte der falschen Liebe wieder eine Art Comeback. Allein das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West verzeichnete im Jahr 2019 zehn Ermittlungsverfahren, 2020 sind es nach Angaben der Beamten bereits 31. In vielen Fällen entstand dabei ein finanzieller Schaden bei den Betrogenen. 2019 erbeuteten die Täter aus sieben Fällen über 50.000 Euro, 2020 aus 21 Fällen bereits mehr als 340.000 Euro.
Die Opfer trauen sich aufgrund der intimen Details aus der Kommunikation oft nicht, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten.
Die Angesprochenen werden laut Polizei mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft. Es entsteht im Verlauf der Zeit eine emotionale Abhängigkeit und Beziehung zum Unbekannten. Wenn dieses Stadium erreicht ist, kommt es in den meisten Fällen zu einem vermeintlichen Notfall oder einer finanzielle Notlage bei dem neuen Geliebten. Die Betrüger bitten die Opfer dann um Geld, um die angebliche Notlage meistern zu können.
Laut Polizei sollte man Menschen, die man nie persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen. Gerade im Internet tummeln sich nach Angaben der Beamten viele Betrüger, die an der Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen viel Geld verdienen wollen.
Weitere Hinweise zur Vorgehensweise der Täter, zu deren Erkennbarkeit, zum eigenen Schutz und zur Nachweisbarkeit der Tat finden Sie im Internet unter www.polizei-beratung.de.
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