Was Bauern und Handwerker mit ihren Protesten am Ende erreichen, lässt sich noch nicht abschließend sagen. Aber eine Wirkung haben sie sicher erzielt: Es wird so viel wie selten über die Probleme des ländlichen Raums gesprochen. Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger eilt von Demo zu Demo, der Freie-Wähler-Chef sieht sich ohnehin als Schutzpatron der ländlichen Bevölkerung. Dass dies den Argwohn der CSU hervorruft, war abzusehen. Die Christsozialen kämpfen um ihre Rolle als Platzhirsch im ländlichen Raum.
Am Samstag hat CSU-Ministerpräsident Markus Söder mit Bauern in Irsee diskutiert, seine Parteifreundin und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber kommt am nächsten Samstag nach Sonthofen. Und dann sind da beispielsweise noch die Grünen: Was die Zustimmung auf dem Land betrifft, haben sie viel Luft nach oben. wollte beim Parteitag am Wochenende in Lindau offensichtlich ihre Bodenständigkeit unter Beweis stellen. Ihre Fähigkeit, Dialekt zu sprechen, hat sie sehr ausgiebig präsentiert.
Polit-Karawane wird irgendwann weiterziehen
Nun ist es ja so, dass die Polit-Karawane irgendwann wieder weiterzieht. Konkret bedeutet dies, dass die Sorgen des ländlichen Raums nicht mehr ganz oben auf der Agenda stehen. Dann wird sich zeigen, wer auch dann noch, jenseits schlagzeilenträchtiger Auftritte, die Probleme des Lands im Blick hat. Handlungsfelder gibt es genug, das Bauernsterben ist eines von vielen Themen: Die medizinische Versorgung ist oft nicht ausreichend, von der Verkehrsanbindung an die Städte ganz zu schweigen. Post- und Bankfilialen schließen, Gasthäuser machen dicht. Diese Probleme verschärfen sich noch vor dem Hintergrund, dass in einer älter werdenden Gesellschaft längst nicht mehr alle Menschen mobil sind. Für eine Politik, die den ländlichen Raum wirklich ernst nimmt, gibt es also jede Menge zu tun.