Trotz des Dauerfrosts sind viele Eisflächen im Allgäu noch zu dünn, um tragfähig zu sein. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt davor, die Flächen zu betreten.
Bild: Felix Futschik
Trotz des Dauerfrosts sind viele Eisflächen im Allgäu noch zu dünn, um tragfähig zu sein. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt davor, die Flächen zu betreten.
Bild: Felix Futschik
In der Region sind zwar mehrere Weiher und Seen zugefroren. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sie ohne Gefahr betreten darf. Erst wenn das Eis überall 15 Zentimeter dick ist, trage es sicher einen Menschen, sagt Johannes Weizenegger von der Wasserwacht Kempten. Dabei gilt es allerdings mehrere Punkte zu beachten - mehr dazu lesen Sie hier.
Zwei Buben sind am Samstag auf der dünnen Eisdecke eines Wasserrückhaltebeckens bei Bolsterlang (Oberallgäu) eingebrochen. Die 13- und 14-jährigen Jungen hatten am Samstag die brüchige Eisfläche betreten und waren darin eingebrochen. Passanten bargen sie aus dem Wasser und riefen die Polizei. Die beiden Buben waren nur leicht unterkühlt und kamen sonst mit dem Schrecken davon. Sicherheitshalber wurden sie ins Krankenhaus Immenstadt gebracht.
Einige Stunden, nachdem er beim Schlittschuhlaufen auf einem zugefrorenen Weiher in Baden-Württemberg eingebrochen war, ist ein 29 Jahre alter Mann gestorben. Wie ein Sprecher der Polizei am Dienstag sagte, starb er noch am Montagabend im Krankenhaus.
Der junge Mann war am Montagnachmittag auf dem Weiher bei Schlier im Kreis Ravensburg rund 50 Meter vom Ufer entfernt Schlittschuhlaufen, als das Eis unter ihm nachgab. Ein 60 Jahre alter Mann wollte dem jungen Mann helfen und brach dabei selbst ein. Passanten zogen den verunglückten Helfer ans Ufer. Der 29-Jährige wurde erst von einem Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus dem Wasser geholt und dann in ein Krankenhaus gebracht. Der 60-Jährige wurde mit einer Unterkühlung ebenfalls im Krankenhaus behandelt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die Wettervorhersage für die nächsten Tage verspricht zwar Dauerfrost in Memmingen und im Unterallgäu. Trotzdem seien die Eisdecken noch viel zu dünn, sagt Tobias Weimer. Der Leiter Einsatz der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Memmingen/Unterallgäu appelliert daher, mit dem Schlittschuhlaufen oder dem Eisspaziergang noch zu warten. Memminger und Unterallgäuer sollen sich bei den zuständigen Behörden über den Zustand des Eises erkundigen. Eltern sollen zudem ihre Kinder über die Gefahren informieren, die auf zugefrorenen Seen lauern.
Das Eis brauche Zeit, um tragfähig zu sein, warnt Weimer. Bei stehenden Gewässern sollte es mindestens 15 Zentimeter, bei Bächen und Flüssen wenigstens 20 Zentimeter dick sein.“ Nicht gleich an den ersten frostigen Tagen das Eis betreten, lautet deshalb die Devise der Lebensretter. Auch Seen, die von einem Bach, wie zum Beispiel der große Buxheimer Weiher, durchzogen sind, seien gefährlich. An den Ein- oder Ausflüssen könne innerhalb weniger Meter das Eis deutlich dünner und die Eisqualität völlig anders sein, als auf dem Rest des Sees.
Eisregeln in verschiedenen Sprachen und für Kinder die Eisregeln zum Ausmalen gibt es hier.
Die Eisschichten auf den Seen in Kempten und dem nördlichen Oberallgäu sind nicht mehr tragfähig. Das teilt die Stadt Kempten mit. Das Betreten sei lebensgefährlich und daher strengstens verboten. Johannes Weizenegger habe unter anderem am Kemptener Stadtweiher, am Öschlesee, am Niedersonthofener See und am Eschacher Weiher Messungen vorgenommen. Er ist Mitglied der Wasserwacht und stellvertretender Betriebsleiter des Cambomare in Kempten. Die Eisdicke reiche dort nicht mehr aus. Das Gleiche gelte nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts Kempten für den Rottachspeicher und den Grüntensee: Hier habe sich zwischen Eis und Wasser ein Hohlraum gebildet, wodurch sich die Gefahr einzubrechen erhöhe.
Nicht mehr tragfähig sind die Eisschichten auf den Seen im Raum Kempten/nördliches Oberallgäu. Darauf hat gestern Hannes Weizenegger von der Kemptener Wasserwacht hingewiesen. Er hatte die Eisdicken unter anderem am Kemptener Stadtweiher, am Öschlesee, am Niedersonthofener See und am Eschacher Weiher gemessen. Auf vielen Eisflächen liege jetzt nasser Schneeschmatsch, sagte Weizenegger: „Die Verhältnisse sind sehr ungünstig.“
Wegen der milden Temperaturen rät die Wasserwacht Bayern dringend davon ab, auf das Eis von Allgäuer Seen oder Weihern zu gehen, sagt die stellvertretende Landesvorsitzende Madita Lang von der Wasserwacht Marktoberdorf: "Der Schein trügt." Sicher sei es ab einer Eisdicke von 15 Zentimetern. "Ich wüsste nicht, wo das derzeit der Fall ist", sagt Lang.
Die Eisdecken auf dem Buxheimer Weiher und dem LGS-See in Memmingen tragen derzeit nicht, teilt Jürgen Bonnemann von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Memmingen/Unterallgäu mit. "Die Wettervorhersage für die nächsten 14 Tage lässt nicht erwarten, dass sich die Situation grundlegend ändert."
Die Minusgrade der vergangenen Tage haben dazu geführt, dass sich auf Seen und Weihern Eisflächen gebildet haben. Doch Vorsicht! Diese Flächen dürfen auf dem Rottachsee und Grüntensee nicht betreten werden. Das sei lebensgefährlich, warnt das Wasserwirtschaftsamt Kempten. Im Gegensatz zu natürlichen Seen hätten Talsperren wie Rottach- und Grüntensee eine schwankende Wasserabgabe. Zudem seien die Zuflüsse aufgrund der Niedrigwassersituation sehr gering. Dadurch habe sich zwischen Eis und Wasser ein Hohlraum gebildet, der die Gefahr birgt, einzubrechen. Vorsicht ist auch auf dem Bachtelweiher geboten. Dort kann derzeit nicht gemessen werden, wie stark das Eis ist.
Johannes Weizenegger von der Kemptener Wasserwacht hat am Silvestertag Eisstärken auf Seen im Raum Kempten/Oberallgäu gemessen. "Bei keinem Gewässer ist das Eis derzeit sicher zu betreten", berichtet er. Seine Messergebnisse:
(Alle Angaben ohne Gewähr, Betreten der Gewässer auf eigene Gefahr)
Grundsätzlich gelte auf allen Allgäuer Gewässern: "Betreten auf eigene Gefahr", betont Lukas Walk, stellvertretender Technischer Leiter der Kreiswasserwacht Ostallgäu. Das Eis offiziell freigeben könnten lediglich Behörden wie das Wasserwirtschaftsamt Kempten oder die Stadt- beziehungsweise Gemeindeverwaltungen.
Walk warnt zudem: "Eine genaue Aussage zur Tragfähigkeit von Eisdecken ist sehr schwer zu treffen." Das Eis sei nicht an allen Stellen eines Gewässers gleich dick und könne sich selbs in einem kleinen Umkreis enorm verändern. Dafür sorgten beispielsweise Faktoren wie Temperatur-Unterschiede von Luft und Wasser, Wind, Wassertiefe, ein sich laufend ändernder Wasserstand wie etwa im Forggensee sowie Strömungen - unter anderem von einmündenden Flüssen, Bächen oder Quellen. Hinzu kämen Einflüsse wie Pflanzenwuchs unter Wasser, Schnee auf dem Eis (der isolierend wirke und so potenzielle Schwachstellen verdecke) oder Sonnenstrahlen, die das Eis erwärmen.
Anzeichen für zu dünne Eisschichten seien dunkle oder schwarze Stellen im Eis, erklärt Walk. Auch verschneite Eisflächen und bewachsene Uferzonen seien gefährlich. An Zu- oder Abläufen könnten innerhalb weniger Meter die Eisdicken deutlich dünner sein als auf dem Rest des Gewässers.
Wer auf eine Eisfläche geht, muss laut der Wasserwacht Bayern mehrere Punkte beachten: Sobald das Eis knistert und knackt, muss man es laut sofort verlassen - um die Einbruchgefahr zu verringern notfalls aufs Eis legen und zurück zum Ufer kriechen. Und: Unbedingt laut um Hilfe rufen. Wer einbricht, müsse unbedingt vermeiden, unter das Eis zu geraten. Man soll sich so wenig wie möglich bewegen, damit die Körpertemperatur nicht zu stark abkühlt. Zudem schwinden die Kräfte im kalten Wasser sehr schnell.
Wer beobachtet, wie jemand auf einem Eis einbricht, muss sofort einen Notruf absetzen unter der 112, umsichtig handeln und versuchen, den Eingebrochenen zu beruhigen. Ihm direkt helfen kann man nur, wenn man sich flach auf das Eis legt und ihm sich langsam nähert - so verteilt man das eigene Gewicht auf der Fläche. Dabei muss man einen Gegenstand etwa einen Schlitten, eine Leiter oder einen Rettungsring dabei haben - solche Hilfsmittel gibt es häufig am Ufer eines Sees.
Hat man ihn erreicht, darf man ihm keinesfalls die Hand geben, sondern ihm einen längeren Gegenstand reichen, wie einen Ast oder Holzstock. Ins eisige Wasser darf man nur gehen, wenn sich der Retter zuvor ein Seil umgebunden hat, das ein Dritter am Ufer festhält und ihn so absichert (Eine Anleitung der Wasserwacht finden Sie hier).
Die Wasserwacht erinnert: Eisflächen auf natürlichen Gewässern sollte man besser meiden. Wer trotzdem etwa mit Schlittschuhen auf die Fläche will, sollte grundsätzlich nur an bewachten Gewässern und nie allein auf das Eis gehen. Und freilich die Warnungen der Behörden, der Medien sowie auf Hinweis- und Verbotsschilder achten.