Medizin

Warum zwei Apotheker gegen Corona impfen würden, es aber doch nicht tun

Auch Apotheker dürften jetzt gegen Corona impfen. Im Ostallgäu wären zwei dabei - allerdings nur, wenn Not am Mann ist.

Auch Apotheker dürften jetzt gegen Corona impfen. Im Ostallgäu wären zwei dabei - allerdings nur, wenn Not am Mann ist.

Bild: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

Auch Apotheker dürften jetzt gegen Corona impfen. Im Ostallgäu wären zwei dabei - allerdings nur, wenn Not am Mann ist.

Bild: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

Wenn Not am Mann ist, würden zwei Ostallgäuer Apotheker impfen. Aber derzeit gebe es genug andere Möglichkeiten und häufig schon für Ärzte zu wenig Impfstoff.
11.02.2022 | Stand: 16:00 Uhr

Apotheker bei der Corona-Impfkampagne mit ins Boot zu holen, stößt nicht bei allen Ostallgäuer Vertreterinnen und Vertretern dieses Berufes auf Gegenwind. „Dass Apotheker impfen dürfen, ist eine gute Option. In Zeiten knapp werdender Personalressourcen allerdings nur, wenn auch ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Es kann nicht sein, dass Apotheker impfen sollen und Arztpraxen nur kontingentierte Mengen an Impfstoff erhalten“, sagt zum Beispiel Martin Jorky, der neben der Bahnhof-Apotheke in Füssen auch Apotheken in Marktoberdorf und Kaufbeuren betreibt. „Wenn Bedarf besteht, würde ich ergänzend zu Ärzten impfen“, meint seine Kollegin Elvira Fricke von der Thingauer Apotheke in Unterthingau.

Sie widerspricht weiter dem Kaufbeurer Apotheker Erich Degenhardt, der in einem früheren Bericht zum Thema wenig von der Teilnahme an der Impfkampagne hielt, unter anderem, weil er es in den aktuellen Zeiten schwierig fand, ein Präsenzseminar für die erforderlichen Schulungen zu absolvieren. Sie selbst dagegen hat die Zusatzausbildung, die Apotheker zum Impfen berechtigt, bereits gemacht und es habe reibungslos funktioniert.

Apotheker müssen sich in fünf Modulen für Corona-Impfung schulen lassen

Apothekerinnen und Apotheker dürften ebenso wie Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Tierärztinnen und Tierärzte seit Anfang Dezember Schutzimpfungen gegen Corona verabreichen. Dafür müssen sie laut der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) eine Schulung aus fünf Modulen durchlaufen. Modul 1 (Selbststudium mit zwei Fortbildungsstunden), 2 (Covid-19-Theorie) und 3 (Impfung Theorie) werden online abgehalten. Die Module 4 (praktische Übungen zur Impfung) und 5 (Erste Hilfe bei Impfreaktionen) sind verpflichtende Präsenzveranstaltungen.

Ziel der Schulung ist laut BLAK, dass Apothekerinnen und Apotheker entscheiden können, welche Personen in der Apotheke geimpft werden können und welche besser beim Arzt. Sie sollen außerdem dazu in der Lage sein, über die Impfung aufzuklären, sie durchzuführen sowie zu dokumentieren und bei akuten Impfreaktionen Notfallmaßnahmen einzuleiten.

Bisher beteiligt sich keine Apotheke aus dem Ostallgäu an Impfkampagne

Anfang Februar hatte die BLAK bereits 120 Selbsterklärungen bestätigt, nach denen Apotheker die Voraussetzungen für eine Covid-Impfung erfüllen – Tendenz steigend. Eine Übersicht von Apotheken, die sie tatsächlich anbieten, gibt es auf der Homepage der BLAK unter https://apothekensuche.blak.de. Gelistet sind dort mittlerweile 136 bayerische Apotheken – auch hier geht die Zahl laut der Kammer kontinuierlich nach oben. Aus dem Ostallgäu ist allerdings keine dabei, aber aus Kaufbeuren die Gutenberg-Apotheke und aus Burggen die St. Anna-Apotheke.

Fricke hat sich trotz ihrer Schulungsteilnahme und der eigentlich positiven Einstellung zum Impfen bisher dagegen entschieden, weil es ein Zeit- und Personalproblem sei. „Das ist nichts, was man mal schnell so nebenher mitnimmt“, sagt sie. „Das ist eine zusätzliche Aufgabe, die für uns nur am Wochenende außerhalb der Öffnungszeiten durchzuführen wäre.“ Das Impfen an sich gehe zwar schnell. Aber die Impfstoffe halten geöffnet nicht lange. Der von Biontech zum Beispiel nur sechs Stunden, der von Moderna 24. Das bedeutet, für jede offene Ampulle müssen entsprechend viele Impfwillige einbestellt und nacheinander geimpft werden. Das wiederum braucht Zeit und bindet Personal. Fricke sieht die Corona-Impfung durch Apotheker daher in erster Linie als Ergänzung zu der beim Arzt, wenn es dringend nötig wird. Zumal es unter Medizinern nach wie vor welche gebe, die gar nicht Impfen würden. Deshalb würde sie sich zunächst für die Ärzteschaft eine Verpflichtung zum Impfen wünschen.

Lieber im Impfzentrum helfen

Auch der Füssener Apotheker Jorky erwägt im Moment keine Teilnahme an der Impfkampagne, da genügend andere Angebote vorhanden seien. In der Pflicht zu Impfen sieht er sich dann, wenn sich die vorhandenen Impfmöglichkeiten als zu rar darstellen und ausreichend Impfstoff vorhanden ist. Sein erster Ansatz wäre in diesem Fall, in einem Impfzentrum zu helfen, statt Impfungen in den eigenen Apotheken anzubieten.

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