Das Archivbild zeigt den Torfstich in der Mitte der 1960er Jahre. 1985 wurde der Torfstich aus Naturschutzgründen verboten.
Bild: Gemeindearchiv Prem
Das Archivbild zeigt den Torfstich in der Mitte der 1960er Jahre. 1985 wurde der Torfstich aus Naturschutzgründen verboten.
Bild: Gemeindearchiv Prem
Der Moorlehrpfad in Prem erfreut sich – vielleicht auch aufgrund von Corona – immer größerer Beliebtheit unter Touristen und Einheimischen. Die Besonderheit dabei: Auf dem Weg, der durch das Premer Königsfilz führt, wurde so gut wie nichts verändert, fast alles ist naturbelassen. Allein eine Hollywoodschaukel am Eingang zum Filz hat der Tourismusverein aufgestellt.
Auf dem Parkplatz neben dem Moorbad, gleich am Ortseingang, beginnt der 6,5 Kilometer lange Rundweg. Dort steht die erste der 13 Schautafeln. Das Moorbad, die zweite Station, war vier Jahrzehnte lang bis 1975 eine stark frequentierte Badeanstalt mit Sprungturm und Rutsche. Viele Einheimische, aber auch Kinder aus den Nachbardörfern, lernten dort schwimmen.
Ende der 1960er Jahre gab es dort sogar einen Schwimmwettbewerb der fünften bis achten Schulklassen des Kreises Schongau. „Heute wird das Moorbad von Mai bis Oktober angestaut und ist dann Lebensraum für viele Fische und Edelkrebse“, heißt es in einer Infobroschüre. Zu seinem Namen kommt das Moorbad durch die Anstauung des humosen Röthenbachs. Die vierte Schautafel bildet den Eingang zum Premer Königsfilz, das 74 Hektar umfasst und nach der letzten Eiszeit vor 15.000 Jahren entstand.
Die mystische Gestalt „Huidingerle“ begleitet die Wanderer nicht nur auf den Schautafeln, auch mitten im Premer Filz ist sie als plastische Figur zu entdecken. In einer alten Sage heißt es, dass man sich auf dem Weg zum Torfstich nicht umsehen durfte, denn: „Schaute man sich dennoch um, stieg ein grausiger Riese, der Huidingerle, aus dem Sumpf, packte Mann und Gefährt und zog sie in die Tiefe. Weil Weibsleute bekanntlich besonders von der Neugierde geplagt werden, duldete es früher kein Mannsbild, dass ihn zur Arbeit im Filz ein weibliches Wesen begleitete.“ Von 1834 bis 1984 wurde der Kern des Moores zur Torfgewinnung genutzt. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete man aufgrund der vielen Vertriebenen den größten Volumenabbau (6370 Kubikmeter).
Eine Familie benötigte damals fürs Heizen und Kochen eine große Menge. Bis diese Mengen gestochen, gestapelt und eingebracht waren, vergingen im Frühjahr und Sommer viele Wochen körperlicher Schwerstarbeit. Die 120 Torfhütten, die als Lagerstätte dienten, gehörten Familien aus Prem, Steingaden und Lechbruck. 1985 wurde der Torfstich aus Naturschutzgründen verboten. „Um es wenigstens in seinem jetzigen Bestand erhalten zu können, soll es unter Naturschutz gestellt werden“, heißt es 1984 in einem Brief des Bayerischen Forstamts Schongau.
Außerdem mussten die 120 Hütten abgebrochen werden. In einer kleinen Hütte, die auch als Rastplatz für die Wanderer dient, sind noch Originalwerkzeuge zu sehen. Vereinzelt finden auch Sonderführungen statt, die einen Einblick in das wertvolle Feuchtgebiet geben.