Festspielhaus

Endlich mal ein Happy End: neues Ralph-Siegel-Musical in Füssen

Das neue Musical von Ralph Siegel feiert bald Premiere.

Das neue Musical von Ralph Siegel feiert bald Premiere.

Bild: Henning Kaiser, dpa

Das neue Musical von Ralph Siegel feiert bald Premiere.

Bild: Henning Kaiser, dpa

Im Stück „Ein bisschen Frieden – Summer of Love“ finden zwei der Hauptdarsteller eigene Lebensthemen wieder. Bald feiert es in Füssen Premiere.
14.05.2023 | Stand: 07:17 Uhr

Eine junge Frau mit Gitarre alleine auf der Bühne singt mit einem Lied von Ralph Siegel von ihrer Sehnsucht nach Frieden. Wer die 1980er mitgemacht hat, erlebt einen nostalgischen Flashback in Zeiten, in denen die Welt in zwei Blöcke aufgeteilt war – brandgefährlich, aber irgendwie übersichtlich – und Deutschland noch Schlagerwettbewerbe gewann.

„In meiner Generation haben alle Angst davor, dass bald der Krieg ausbricht“, sagt die junge Frau und berichtet von einer Freundin, die auf ihrem Hof einen Bunker für ihre Familie gebaut hat. Die Rede ist nicht von Nicole und dem Kalten Krieg zwischen Ost und West, sondern von Jennifer Siemann und einem heißen Krieg bei den Nachbarn in der Ukraine.

Um bei Ralph Siegels Musical „Ein bisschen Frieden – Summer of Love“ dabei zu sein, das ab kommender Woche im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen zu sehen ist, hat die 32-jährige Sängerin und Schauspielerin ein Sabbatjahr vorzeitig beendet. Dabei sagte ihr der Name Siegel bis zu dessen Anruf relativ wenig. Erst danach habe sie sich intensiv mit seinen Kompositionen beschäftigt und festgestellt, welch tolle Musik er geschaffen habe. Das Musical-Publikum wird das mit einer Zeitreise durch Siegel-Songs von der Flower-Power-Zeit bis in die Gegenwart erleben.

Endlich vereint mit der Jugendliebe

Siemann spielt die talentierte junge Musikerin Nina, die mit einem Trip auf die Insel nicht nur die Aufnahme an einer Academy in England schafft, sondern auch noch ihre Großmutter Elisabeth mit deren nie verloschenen Jugendliebe aus dem Osten zusammenbringt. Ein richtiges Happy End also – für Regisseur und Theaterdirektor Benjamin Sahler einer der Gründe, warum das Stück in Füssen funktionieren könnte: Einmal kein Luftschiff, das in Flammen aufgeht, kein König, der erschossen wird, keine Päpstin, die eine Fehlgeburt erleidet, sondern ein bisschen Frieden und Freude, bei denen dem Publikum in schweren Zeiten das Herz aufgeht.

In Duisburg hat es nicht gepasst

Schon bei der Premiere im Oktober in Duisburg sei das Stück gefeiert worden. Das abrupte Ende dort habe an den Umständen gelegen, sagt Sahler: an einem Haus, das davor als Impfzentrum gedient hatte, keine Crew mehr besaß und nicht mehr auf so eine Show vorbereitet war, dazu schwere Fehler im Management und Marketing. In seinem eigenen Haus in Füssen mache die Arbeit am Stück auch dank der dortigen Technik viel Spaß. So wird der Bühnensee mit viel Sand zum Strand von Brighton, dem ewigen Traumziel Elisabeths und Rickys, an dem sie nach Jahrzehnten endlich zusammenfinden.

Hauptdarsteller floh einst selbst aus der DDR

Dan Lucas ist die Rolle des älteren Rockers Ricky wie auf den Leib geschneidert. Wie sein Bühnen-Ich war er als Rockmusiker in der DDR erfolgreich, ehe er in den Westen floh, allerdings nicht ganz so spektakulär mit dem Schlauchboot unter Beschuss über die Ostsee wie Musical-Ricky. Lucas, der damals noch Lutz Salzwedel hieß, nutzte mit dem Gitarristen Tom Leonhardt einen unaufmerksamen Moment ihrer Stasi-Bewacher bei einer Konzertreise ihrer Band Karo in den Westen, um sich abzusetzen. Dort ging seine Karriere erstaunlich nahtlos weiter, in München wie in Kanada, wo er mit der Band Loverboy Erfolge feierte. Auch im Allgäu machte er sich einen Namen: Zehn Jahre lang sang Lucas bei der Unterallgäuer Classic-Rock-Band „Helter Skelter“. 2019 gewann er die erste Staffel der Castingshow „Voice senior“. Seine Fluchtgeschichte findet Dan Lucas im Buch von Ronald Kruschak gut gespiegelt.

Wandelndes Geschichtsbuch

Für seine Bühnenpartnerin ist der 69-Jährige ein wandelndes Geschichtsbuch: Die Berliner Mauer hatte er vom Bau bis zum Fall hautnah erlebt, ebenso die Gänsehaut beim Grenzübertritt. Als Siemann im Oktober 1990 in Berlin zur Welt kam, war die Mauer weg und Deutschland vereint. Von Politik habe sie zu Hause ohnehin nicht viel mitbekommen, sagt Siemann. Für ihre Eltern, beide Zeugen Jehovas, war das kein Thema. Dass sie aus der Gemeinschaft austrat, bedeutete den Bruch mit ihrer Familie. Dass es ihr wie ihrem Bühnen-Ich Nina gelingt, wieder zusammenzubringen, was zusammengehört, bleibt für sie selbst noch ein Traum. Doch manchmal braucht es eben einfach Geduld.

Preview und Premiere von „Ein bisschen Frieden – Summer of Love“ am Mittwoch, 17. Mai, um 19.30 Uhr und Donnerstag, 18. Mai, um 18.30 Uhr. Es folgen elf weitere Vorstellungen. Karten unter Telefon 08362/5077 777 sowie hier.

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