Die Weißtanne ist für die Allgäuer Wälder sehr wichtig. Doch das Rotwild frisst die Triebe der "Königin des Waldes" am liebsten.
Bild: Ulrich Sauter
Die Weißtanne ist für die Allgäuer Wälder sehr wichtig. Doch das Rotwild frisst die Triebe der "Königin des Waldes" am liebsten.
Bild: Ulrich Sauter
Hat die Weißtanne in den Allgäuer Wäldern eine Zukunft? Ja, da waren sich die Referenten und Teilnehmer des Symposiums „Weißtanne – Zukunftsbaum!?“ in Scheidegg einig. Für Holzbauunternehmerin Sonja Zeh-Rudolph ist die Tanne gar „die Königin des Waldes“. Das geht aus einer Pressemitteilung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten hervor, das gemeinsam mit der Bergwald-Offensive das Symposium organisierte.
Botaniker und Waldbauexperten nennen die Weißtanne „konkurrenzstark gegenüber anderen Baumarten“ und sie komme mit dem Klimawandel besser zurecht als die Fichte. Sie wachse „schnell und lang anhaltend“, sei „risikoarm“, überbrücke Trockenphasen und Stürme besser. Zudem erhöhen Tannen die Artenvielfalt und reduzieren das ökonomische Risiko der Waldbesitzer. „Bei Extremereignissen können Mischbestände mit Weißtanne ökonomische Verluste reduzieren“, sagt Prof. Dr. Thomas Knoke von der TU München.
Gefahr drohe der Tanne vor allem von zu hohen Wildbeständen. Die Triebe der jungen Bäumchen seien die Leibspeise des Rehwilds. Ohne engagierte Jagd werde es also nichts mit der Umgestaltung bestehender Fichtenreinbeständen in klimafitte Mischwälder. Jäger Markus Boch aus Scheidegg erläuterte sein erfolgreiches Jagdkonzept für den Plenterwald und bemängelte, dass „das Jagen im Wald vernachlässigt wird“. Eigentlich könne nur Wildverbiss „die Naturverjüngung der Tanne verhindern“.
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Ein weiterer Knackpunkt sei die Tannenholzvermarktung. Die Bearbeitung von Fichten- und Tannenholz, zum Beispiel die Trocknung, unterscheide sich erheblich. Waldbesitzer sollten deswegen die Hölzer getrennt sortiert anliefern. Das eröffne Chancen für die regionale Wertschöpfungskette. Benedikt Bitzer vom Säge- und Hobelwerk Waltenhofen versicherte, sein Unternehmen bekomme aus der Region gar nicht genügend hochwertiges Holz von der Weißtanne, müsse es unter anderem aus dem Schwarzwald importieren. Dabei sei der Holzvorrat in den Allgäuer Wäldern groß genug, um die regionale Nachfrage zu befriedigen.
Ziel des Symposiums war es, die gerade im Klimawandel wichtige Baumart in den Fokus zu rücken. Förster und Organisator Florian Schwarz zeigt sich mit dem Interesse an der Vortragsreihe sehr zufrieden. „Es ist uns gelungen, einen Beitrag zur Stärkung der Weißtanne in der Region zu leisten.“ Rund 200 Akteure der Wertschöpfungskette Wald-Holz nahmen teil: Waldbesitzer, Säger, Holzbauer, Schreiner und weitere „Tannenbegeisterte“. Viele Teilnehmer reisten auch aus dem benachbarten Baden-Württemberg und aus Vorarlberg an.
Simon Östreicher, der Leiter der Forstverwaltung, zieht das Fazit: „Die Weißtanne hat in unserer Region Zukunft, ist im Klimawandel Teil der Lösung. Aber sie allein kann nicht alle Probleme bewältigen.“ Sondern es müssten im Zusammenspiel mit anderen Baumarten klimastabile Mischwälder gebildet werden.
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