Der Loipentunnel im Langlaufstadion in Oberstdorf soll sicherstellen, dass sich Freizeitläufer und Leistungssportler nicht in die Quere kommen. Das Nordische Zentrum soll in Zukunft sowohl Tourismusattraktion als auch Trainings- und Wettkampfstätte sein.
Bild: Ralf Lienert
Der Loipentunnel im Langlaufstadion in Oberstdorf soll sicherstellen, dass sich Freizeitläufer und Leistungssportler nicht in die Quere kommen. Das Nordische Zentrum soll in Zukunft sowohl Tourismusattraktion als auch Trainings- und Wettkampfstätte sein.
Bild: Ralf Lienert
Bei der Nordischen Ski-WM hat sich das neue Langlaufzentrum in Oberstdorf bewährt und war – wenn auch ohne Zuschauer – ein idealer Rahmen für die spannende Jagd nach Medaillen. Doch wie geht es nach den Titelkämpfen mit der modernen Sportanlage weiter. Ein Nutzungskonzept, das jetzt vom Gemeinderat mit zwei Gegenstimmen beschlossen wurde, soll sicherstellen, dass im Ried keine Sportruine, sondern eine ganzjährig belebte Trainingsstätte für Freizeit- und Leistungssportler entsteht. Dabei soll die positive Wirkung des Langlaufsports für die Gesundheit der Menschen im Mittelpunkt stehen. „Trainiere für Dein Leben“ lautet das Leitbild, oder wie es der Projektleiter für die neuen WM-Sportanlagen, Florian Speigl, formulierte: „Langläufer leben länger.“ (Lesen Sie auch: Nach der Nordischen Ski-WM: Café im Langlaufstadion geplant)
Bis zum 1. Juli soll die Verwaltung das Konzept umsetzen und die Angebote für Einheimische und Gäste vorbereiten, die im Sommer anlaufen. Die Betreiber sollen dem Gemeinderat regelmäßig über die Entwicklung und den Betrieb des Nordic Zentrums berichten. Nach spätestens drei Jahren soll das Betriebskonzept überprüft und über eine weitere Fortsetzung entschieden werden. Daneben hat der Rat eine Benutzungsordnung für den Trainingsbetrieb erlassen. Im Sommer soll es Sport- und Spielangebote geben. Im Winter steht das Loipennetz ergänzt durch Kurse der Ski- und Bergschulen im Fokus. Zudem ist geplant, das Zentrum als Lernort für Kinder, Schüler und Jugendliche zu etablieren, die Sport treiben und Naturerfahrungen machen sollen. „Wir sollten unsere Kraft aufwenden, Kinder und Jugendliche, die heute viel Zeit vor Tablets und Handys verbringen, wieder anderweitig zu beschäftigen“, sagte Speigl. Zudem werden im Ried weiter der Trainingsbetrieb und Wettkämpfe der Kaderathleten stattfinden.
Das langfristige Ziel des Betriebskonzept ist es, das Zentrum im Ried zum führenden Zentrum des Nordischen Skisports in Deutschland zu entwickeln, erklärte Projektleiter Speigl. Das touristische Potenzial ist groß: In Deutschland gibt es 5,8 Millionen Skilangläufer, die rund 90 Millionen Langlauftage pro Jahr verbringen. „Zentrales Leitbild ist eine offene multifunktionale Sportanlage, die für alle nutzbar ist“, so Speigl.
Die Sportstätten, Tourismus Oberstdorf, die Skisport- und Veranstaltungs GmbH und der Stützpunkt Ski Nordisch sollen ihre jeweiligen Fachkompetenzen in das Betriebskonzept einbringen. Mehrere Ressorts kümmern sich um den Betrieb und die Angebote. Eine „Nordic Info“ ist zentraler Anlaufpunkt für alle Sportler und Nutzer.
Aus der Grünen-Fraktion gab es Kritik an den kalkulierten Verlusten beim Betrieb der Sportanlage und den hohen Personalkosten. „Warum ziehen wir nicht nach einem Jahr Bilanz und ändern dann das Konzept, wenn es sich nicht rentiert“, sagte Michael Finger (ÖDP/Grüne). Projektleiter Speigl sieht das Zentrum auf Kurs: „Wir haben einen langen Weg hinter uns und wir wollen die Defizite reduzieren.“ Auch Bürgermeister Klaus King zeigte sich zufrieden: „Wir fahren viel wirtschaftlicher als in vergangenen Zeiten.“ Finanzreferent Adalbert Schall (CSU) verteidigte den Zuschuss der Kurbetriebe für das Zentrum: „Es ist ein touristisches Angebot. Deshalb ist es legitim, es über den Kurbeitrag zu finanzieren“, sagte Schall. Er kritisierte jedoch, dass die Anbindung des Loipennetzes an den Ort immer noch nicht gesichert sei. Gegen die Pläne votierte Sportreferentin Alexa Schwendinger (OA): „Ich kann das Konzept nicht mittragen, mir ist es zu kurz gesprungen.“ Sie forderte, nicht nur einzelne Anlagen zu betrachten, sondern ein Konzept über alle Oberstdorfer Sportstätten – auch Tennis- und Fußballplätze zu erarbeiten.
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