Die Stadt Kaufbeuren hat leerstehende Gebäude für Ukraineflüchtlinge wieder hergerichtet. Das ehemalige Postgebäude in der Schelmenhofstraße stellt Besitzer Karl-Georg Bauernfeind der Stadt kostenlos zur Verfügung, Schwaben-Netz verzichtet auf die Anschlussgebühr für den Gasanschluss. Von links Sozialreferent Markus Pferner, Uwe Sommer (Schwaben-Netz), Oberbürgermeister Stefan Bosse, Bauernfeind.
Bild: Mathias Wild
Die Stadt Kaufbeuren hat leerstehende Gebäude für Ukraineflüchtlinge wieder hergerichtet. Das ehemalige Postgebäude in der Schelmenhofstraße stellt Besitzer Karl-Georg Bauernfeind der Stadt kostenlos zur Verfügung, Schwaben-Netz verzichtet auf die Anschlussgebühr für den Gasanschluss. Von links Sozialreferent Markus Pferner, Uwe Sommer (Schwaben-Netz), Oberbürgermeister Stefan Bosse, Bauernfeind.
Bild: Mathias Wild
Die Stadt Kaufbeuren bereitet sich auf weitere Flüchtlinge aus der Ukraine vor. Auch wenn der Zustrom derzeit etwas nachlasse und erste Menschen bereits wieder in ihr Heimatland zurückkehrten, wie Oberbürgermeister Stefan Bosse berichtet, möchte die Stadt gerüstet sein, falls erneut Menschen aus dem Kriegsgebiet ankommen.
Dazu hat die Kommune in den vergangenen zwei Wochen das Wohnhaus des denkmalgeschützten ehemaligen Postgebäudes in der Schelmenhofstraße 21 auf Vordermann gebracht. „Ich hätte mir nicht zugetraut, dass ich das innerhalb von vierzehn Tagen so herrichte“, sagt Karl-Georg Bauernfeind. Dem Architekten gehört die Immobilie gemeinsam mit seinen Kindern. Für den früheren CSU-Stadtrat sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, die seit mehreren Jahren leer stehende Immobilie kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
Im Gegenzug hat sich die Kommune bereit erklärt, das Notwendige zu tun, um die vier Wohnungen mit insgesamt 298 Quadratmetern wieder nutzen zu können. Dazu gehörte neben Malerarbeiten und einer Überprüfung der Elektroinstallation auch der Einbau einer Gasheizung. Die alte Wärmequelle im Rückgebäude zu reaktivieren, wäre laut Bauernfeind viel zu aufwendig und teuer gewesen.
Den für die neue Heizung notwendigen Erdgas-Anschluss hat die Firma Schwaben-Netz unbürokratisch gelegt. „Vor einer Woche kam die Anfrage an uns, dann haben wir das auf die Schnelle gemacht“, sagt Uwe Sommer, Prokurist des Gasverteilnetzbetreibers. Auf die sonst fällige Anschlussgebühr in Höhe von 2500 Euro für die unterirdische Verlegung von etwa zehn Metern Leitung hat Schwaben-Netz verzichtet.
Der städtische Sozialreferent und Ukraine-Koordinator Markus Pferner rechnet damit, die Wohnungen mit jeweils mindestens sechs erwachsenen Personen belegen zu können.
„Ein Projekt mit Vorbildcharakter, vielleicht schließen sich noch ein paar andere an“, nennt es Bauernfeind. „Das hilft uns ein gutes Stück weiter“, bedankt sich Bosse bei einem Besichtigungstermin vor Ort.
Derzeit seien laut Pferner gut 150 Ukrainer in Kaufbeurer Familien untergebracht, 111 lebten in von der Stadt bereitgestellten, dezentralen Unterkünften und der Rest sei selber bei Verwandten oder Bekannten untergekommen.
Dass weiterhin Bedarf an Wohnraum besteht, daran hat Pferner keinen Zweifel. Er rechnet damit, dass 20 bis 30 Prozent der Gastfamilien die Unterbringung ihrer Gäste nicht dauerhaft stämmen können. Viele Flüchtlinge leben bereits seit zwei Monaten bei ihren Helfern. „Insbesondere wenn man sich eine Küche und ein Bad teilen muss, ist das begrenzt vom Zeitraum her“, sagt Pferner.
Die Stadt habe daher in den vergangenen acht Wochen mehrere Gebäude wieder hergerichtet, die nicht mehr bewohnbar waren. Die Stadt verfüge derzeit noch über etwa 100 Plätze in vier Gebäuden sowie 150 Betten in Gastfamilien. „Wenn das nicht ausreichen sollte, gehen wir schon in Richtung Turnhallen“, sagt Pferner. Die Ankündigung neuer Flüchtlinge erhalte er meist nur mit wenigen wenigen Stunden Vorlauf vor deren Ankunft.
„Wir haben deutlich mehr Menschen aufgenommen als die Landkreise in der Region“, erklärt Bosse. Er geht davon aus, dass die Kommune einen Großteil der Aufwendungen vom Staat zurückbekommt. „Wir nutzen alle Möglichkeiten, weil uns das Geld an anderer Stelle in unserem Haushalt fehlt“, verspricht Bosse.