Vier gewinnt: Auch Schiedsrichter stehen unter Beobachtung – wie das Quartett vergangene Woche in der Energie Schwaben Arena.
Bild: Thomas Schreiber
Vier gewinnt: Auch Schiedsrichter stehen unter Beobachtung – wie das Quartett vergangene Woche in der Energie Schwaben Arena.
Bild: Thomas Schreiber
Im deutschen Eishockey stehen die Playoff-Spiele in den verschiedenen Ligen unmittelbar vor dem Start. Diese sorgen nicht nur für Spannung und Emotionen auf den Tribünen, sondern auch für so manche Sorgen und Ängste bei den Verantwortlichen. Mittendrin im Fokus sind dabei auch die Schiedsrichter, deren Entscheidungen dazu gerne auf die Goldwaage gelegt werden.
Unterstützung bekommen die Unparteiischen wiederum durch die Schiedsrichter-Coaches, die früher noch als Beobachter fungiert haben. „Das strenge Wort Beobachter hat man vor ein paar Jahren bereits durch den Coach ausgetauscht“, sagt Franz-Josef Trainer aus Bad Aibling, der seit 2011 Spiele in der DEL2 und Oberliga von der Tribüne aus verfolgt. Die Entscheidung, für welche Spiele ein Beobachter eingesetzt wird, trifft der Schiedsrichter-Ausschuss und die Ligenleistung. Für den 60-Jährigen, der selbst als aktiver Schiedsrichter über 1.600 Spiele gepfiffen hat, steht die Betreuung und Begleitung an einem Spieltag im Fokus. „Wir treffen uns dazu eine Stunde vorher, um näher auf die anstehende Partie einzugehen. Dazu gehört natürlich die Tabellensituation, eventuelle Vorfälle bei vorherigen Spielen, Schlüsselspieler oder auch Unruhestifter auf dem Eis“, schreibt Franz-Josef Trainer die Besprechungsinhalte.
In den Drittelpausen ist das Schiedsrichter-Team zunächst für sich, um sich zu sammeln. „Ich gehe dann kurz für ein paar Minuten in die Kabine um ein kurzes Feedback zugeben. Dabei geht es jedoch nicht um einzelne Entscheidungen, sondern mehr um die gesamte Spielführung und ob man eine gleichmäßige Linie verfolgt“, sagt der Coach und kann dabei vielleicht den einen oder anderen Tipp aus seiner langen eigenen Laufbahn mit auf den Weg geben.
Am Ende einer jeden Partie steht eine Bewertung, denn auch bei der Schiedsrichtergilde gibt es die Möglichkeit für einen Auf- oder Abstieg in die nächste Liga. „In unserer Abschlussbesprechung betrachten wir das Spiel noch einmal im Ganzen, aber besprechen auch heikle Szenen, die ich natürlich während des Spiels notiere. Insgesamt sind die Schiedsrichter jedoch sehr kritikfähig und schauen sich gerne noch zweifelhafte Spielszenen im Nachgang nochmals an“, beschreibt der Schiedsrichter-Coach seinen Arbeitstag.
Auch wenn der Umgangston auf und neben dem Eis – insbesondere in den Playoffs – mal etwas rauer ist, so muss man sich aus seiner Sicht nach Spielende gegenseitig wieder auf Augenhöhe begegnen können. „Leider gehört die Beschimpfung der Schiedsrichter schon fast zum Geschäft. Doch im Gegensatz zu meiner aktiven Zeit gibt es heute Psychologen, die bei den Lehrgängen die Schiedsrichter zu diesem Thema extra schulen. Denn unter jedem Trikot steckt auch noch ein Mensch“, sagt Trainer.
Zwar haben sich die Beschimpfungen gegenüber früher schon deutlich gebessert, da auch das Publikum insgesamt fachkundiger geworden ist, doch wünsche man sich insgesamt mehr Verständnis: „So wie ein Spieler niemals eine fehlerfreie Partie abliefern wird, so ist auch für den Schiedsrichter im schnellsten Mannschaftssport nahezu unmöglich, ohne Fehler zu agieren. Die Schiedsrichter und auch wir Coaches haben das Ziel, zusammen mit den Mannschaften das Produkt Eishockey bestmöglich zu verkaufen“, betont er vielmehr.