Anna Maria Rohr bevorzugt zwar persönliche Gespräche, Fragen im Chat zu beantworten, sei dafür bequemer, als stundenlang am Messestand zu stehen.
Bild: Rohr
Anna Maria Rohr bevorzugt zwar persönliche Gespräche, Fragen im Chat zu beantworten, sei dafür bequemer, als stundenlang am Messestand zu stehen.
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Anders als gewohnt, aber nicht weniger erfolgreich, lief der Berufs-Info-Tag in diesem Jahr ab. Organisiert hatten den Tag der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft und die Sparkasse Kaufbeuren in Kooperation mit der Allgäuer Zeitung und der Agentur für Arbeit. Coronabedingt kam die Veranstaltung diesmal zu den Schülern nach Hause, anstatt sie wie in den vergangenen Jahren in die Sparkassenpassage einzuladen.
Viele Möglichkeiten, sich mit Experten und Auszubildenden aus den Unternehmen auszutauschen hatten die Besucher aber auch im digitalen Format – via Live-Chat. Vorträgen und Podcasts konnten die Schüler bequem vom Sofa aus mit ihrem Smartphone oder Tablet zuhören oder sich in Coaching-Videos Tipps fürs Bewerbungsgespräch holen. Diese Inhalte sind noch die ganze Woche, bis kommenden Samstag, 30. Januar, abrufbar.
„Für uns als AK Schule-Wirtschaft und auch für unsere Partner war dieses digitale Angebot Neuland. Natürlich waren wir sehr gespannt, wie das Messeangebot von den Schülerinnen und Schülern angenommen wird“, sagte Michael Sambeth von der Sparkasse Kaufbeuren.
Dass die Chat- und Downloadfunktionen rege genutzt wurden, bestätigen die 51.000 Seitenaufrufe am Samstag: „Über fünf Stunden glühten die Chats und Leitungen heiß.“ Mehr als 5.000 Besucher haben die einzelnen Messestände besucht, sich Informationen heruntergeladen und den persönlichen Kontakt zu den Ausbildungsverantwortlichen über den Chat genutzt. Auch das vierköpfige Team der Sparkasse habe alle Hände voll zu tun gehabt, um alle Chatanfragen beantworten zu können.
Beeindruckt habe Sambeth auch, dass sich so viele Firmen, Institutionen und Schulen schon frühzeitig für den Messetag angemeldet haben. 48 Unternehmen aus der Region nutzten die digitale Plattform, um insgesamt 120 Ausbildungsberufe vorzustellen.
Erste Rückmeldungen der Aussteller und Firmen nach der virtuellen Veranstaltung seien durchweg positiv gewesen. „Uns war es wichtig, auch unter den momentanen Corona-Einschränkungen eine Ausbildungsmesse anzubieten“, so Sambeth. Denn diese sei ein wichtiger Baustein für die Berufsorientierung. Sambeth lobte die Kreativität der Aussteller, die es geschafft haben auch im virtuellen Raum professionelle Messestände entstehen zu lassen.
Bei Sensor-Technik Wiedemann (STW) habe das ein Auszubildender aus dem IT-Bereich übernommen, erklärte Anna Maria Rohr, Ausbildungsleitung bei STW. „Der Stand ist richtig gut und optisch sehr ansprechend geworden“, freute sich Rohr. Vorher habe sie ein wenig Bedenken gehabt, ob so ein digitales Event funktionieren könne, „es war ja das erste Mal für uns“. Gleichzeitig sei sie aber auch gespannt und neugierig gewesen und habe sich schließlich gefreut, als sich um 10.20 Uhr, also kurz nach Messestart, der erste Chat-Partner meldete.
„Insgesamt waren es weniger aktive Anfragen als bei den Veranstaltungen vor Ort“, resümierte Rohr. „Da waren es immer 70 bis 80 Gespräche am Stand.“ Im Chat haben sie nur rund 35 junge Leute angeschrieben. Darunter sei aber auch ein Kontakt gewesen, zu dem es bei einem Info-Tag vor Ort in Kaufbeuren sicher nicht gekommen wäre: „Eine junge Frau aus Südafrika hat sich gemeldet. Sie macht im Dezember ihren Schulabschluss und interessiert sich für eine Ausbildung im Bereich IT bei uns.“ Man werde auf jeden Fall weiter im Austausch bleiben.
Viele Anfragen habe Rohr im Bezug auf Praktikumsplätze bekommen. Da sei es derzeit schwierig, konkrete Antworten zu geben, vieles hänge davon ab, wie sich die Corona-Situation entwickeln wird. Auch, ob es im kommenden Jahr möglich sein wird, den Berufs-Info-Tag wieder „zum Anfassen“ in der Sparkassenpassage stattfinden zu lassen. „Ich hoffe es sehr“, sagte Rohr, „es war eine interessante Erfahrung, aber eine Live-Messe mit echten Gesprächen ist mir lieber.“ Doch sie kann der Alternative auch Positives abgewinnen: „Nach den langen Messetagen tun einem Kopf und Füße weh. Diesmal konnte ich bequem zu Hause sitzen, entspannter war das allemal.“