Klaus Sing, Chef des Colosseum-Centers in Kempten präsentierte 2009 seinen ersten Dolby-3D-Digitalprojektor.
Bild: Michael Dumler
Klaus Sing, Chef des Colosseum-Centers in Kempten präsentierte 2009 seinen ersten Dolby-3D-Digitalprojektor.
Bild: Michael Dumler
„Ich dachte schon, Sie rufen heuer nicht an.“ Dieser Satz von Klaus Sing war so etwas wie ein „running gag“ in all den Jahren. Mit schöner Regelmäßigkeit wollte der Kulturredakteur um Weihnachten herum von Kemptens Kino-Chef wissen, wie das Filmjahr so war, was die Tops und die Flops im Colosseum-Center waren. Und Sing gab stets bereitwillig, professionell und pointiert Auskunft über das Kemptener Kinojahr. Doch nun ist der Kino-Chef nach langer schwerer Krankheit im Alter von 59 Jahren gestorben.
Dass er einmal Kinobetreiber werden würde, das hatte Klaus Sing wohl nicht gedacht. Denn der gebürtige Münchner arbeitete ursprünglich als studierter Sozialpädagoge in seiner Heimatstadt. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau, Andrea Dietel-Sing, kennen. Über die Tochter des Kemptener Kino-Betreibers Lothar Dietel kam er ins Allgäu. 1994 trat Sing in die Filmtheaterbetriebe Dietel ein. Kurioserweise war auch sein Schwiegervater über Umwege zum Kino-Geschäft gekommen. Lothar Dietel (1926 – 2015) hatte als Textilingenieur in Aachen gelebt und war 1967 einem Hilferuf seiner Tante gefolgt, deren Kemptener Lichtspielhaus, das Parktheater, in Schieflage geraten war. Dietel brachte das Kino wieder auf Vordermann – und blieb.
Auch Klaus Sing entdeckte in Kempten seine Leidenschaft fürs Kinogeschäft. Er freute sich über die Auszeichnungen für das Programm des Studio 4 durch den „Film Fernseh Fonds Bayern“ und die vielen Kinder und Jugendlichen, die bei der Schulkinowoche das Colosseum-Center stürmten.
Er lobte die gute Kooperation mit dem Filmkunstverein Zeitlupe und strahlte, wenn im Sommer das Wetter passte und Tausende zu den Filmnächten auf die Burghalde pilgerten. 2009 läutete Sing mit der Installation des ersten Dolby-3D-Digitalprojektors eine neue Kino-Ära in Kempten ein und setzte in der Folgezeit auf umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen. 2017 bot er im Colosseum-Center erstmals erfolgreich Live-Opern-Übertragungen aus der New Yorker Met an, später auch aus dem Londoner Royal Opera House.
Sieben Tage in der Woche stand der Familienvater in seinem Kino. Und wenn einmal nicht, dann gönnte er sich ein paar Tage Urlaub, schaute sich Museen und Kirchen an – oder widmete sich zuhause dem Garten.
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