Geflüchtete aus der Ukraine sollen möglichst schnell eine Bleibe finden, in der sie zur Ruhe kommen können. Viele erwägen aktuell, Geflüchtete aufzunehmen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Bild: Andreas Berger (Symbolbild)
Geflüchtete aus der Ukraine sollen möglichst schnell eine Bleibe finden, in der sie zur Ruhe kommen können. Viele erwägen aktuell, Geflüchtete aufzunehmen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Bild: Andreas Berger (Symbolbild)
Bereits am Wochenende erwartet das Allgäu mehrere hundert Menschen aus der Ukraine. Wer erwägt, Geflüchtete aufzunehmen, hat schnell viele Fragen. Die Antworten von Kemptens Sozialreferent Thomas Baier-Regnery und der Pressestelle des Landratsamts:
In Kempten für mindestens zwei Wochen, im Oberallgäu für mindestens drei Monate. Beide argumentieren, dass eine gewisse Dauer Voraussetzung für Geflüchtete ist, zur Ruhe zu kommen. Sollte es zu Engpässen kommen, werde auch der Landkreis auf kürzerfristige Angebote zurückgreifen.
Lesen Sie hier: Weitere Geflüchtete aus der Ukraine erreichen Kempten
Die Geflüchteten können in den privaten Unterkünften wohnen, so lange es der Vermieter zulässt, teilt der Landkreis mit. In Kempten sind private Unterkünfte als Übergang gedacht, bis länger nutzbare Unterkünfte vorbereitet sind. Die Arbeiten dafür laufen.
Die Bereitstellung privater Unterkünfte beruht auf Freiwilligkeit, betont Baier-Regnery. In solchen Fällen würden andere Unterkünfte gefunden, zur Not vorerst in einer Erstaufnahmeeinrichtung. „Niemand landet auf der Straße.“ Auch im Oberallgäu kommen Betroffene zur Not in Notunterkünften unter.
Lesen Sie hier: In Kempten und dem Oberallgäu kurzfristig 600 Plätze in Notunterkünften gefordert
„Wenn man kein Vertrauen in die Menschen hat, dann sollte man nicht über eine Aufnahme nachdenken, zumindest nicht in der eigenen Wohnung“, teilt das Landratsamt mit. Langfristige Angebote zur Unterbringung in der eigenen Privatwohnung seien bislang Ausnahme und würden vom Landkreis nicht favorisiert. Auch in Kempten sei das bisher kein Thema, oft handle es sich um abgetrennte Unterkünfte. Unbekannten die eigene Wohnung zu überlassen, davon rät Baier-Regnery eher ab.
Werden Geflüchtete über das Landratsamt oder die Stadt Kempten zugeteilt, ist das nicht möglich, weil die Zeit drängt. Allerdings erhalten Anbieter in Kempten vorab eine kurze Beschreibung der Geflüchteten.
Laut Baier-Regnery können Geflüchtete ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren – durch eigenes Geld oder Asylbewerberleistungen. Laut Landratsamt erhalten Geflüchtete auf Antrag einen Aufenthaltstitel, der bei Mittellosigkeit Leistungen vorsieht, die auch angemessene Mietpreise beinhalten.
Lesen Sie auch: Das müssen geflüchtete Ukrainer in Kempten und im Oberallgäu jetzt wissen
Die Geflüchteten haben Krieg und Auffanglager erlebt, wissen teils nichts über das Schicksal ihrer Angehörigen und Freunde – all das hat sicherlich traumatische Wirkung, sagt Baier-Regnery. Eine erste wichtige Geste sei Mitgefühl und eine menschenwürdige Zuflucht. Internetzugang erleichtere den Kontakt in die Heimat. Kemptener Hilfsorganisationen sind bereits aktiviert, sagt Baier-Regnery. Gastgeber können sich mit Fragen an das Integrationsamt wenden, das bei sämtlichen Themen wie auch der Suche nach Familienmitgliedern helfe. Vom Landratsamt heißt es: Hierzu gibt es noch keine Aussagen.
Das Landratsamt werde solche Angebote nicht nutzen. Auch Baier-Regnery rät ab: Fehlender Rückzugsraum führe leicht zu einer angespannten Situation.
Laut Landratsamt wird darauf geachtet, dass die Unterkunft für beide Seiten passend ist. Kempten werde etwa alleinstehende Frauen nicht in reine Männerhaushalte schicken: „Wir wollen Abhängigkeiten nicht begünstigen.“
Grundsätzlich stehen soziale Dienste und Ehrenamtliche unterstützend bereit, teilt der Landkreis mit. Ob überall, könne nicht abgeschätzt werden. Die Hilfsbereitschaft sei aber enorm. In Kempten steht das Integrationsamt für Fragen zur Verfügung, Hilfsorganisationen sind aktiviert. Die Ukrainische Community baut ehrenamtliche Unterstützungsstrukturen auf, Dolmetscher sind in Notfällen telefonisch erreichbar, sagt Baier-Regnery.