In Kempten wurde bei vier verendeten Vögeln in Thingers die Geflügelpest nachgewiesen. Weitere Kadaver aus dem Stadtpark werden derzeit untersucht. Was die Stadt Kempten Vogelbesitzern nun rät.
Bild: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)
In Kempten wurde bei vier verendeten Vögeln in Thingers die Geflügelpest nachgewiesen. Weitere Kadaver aus dem Stadtpark werden derzeit untersucht. Was die Stadt Kempten Vogelbesitzern nun rät.
Bild: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)
Vier verendete Lachmöwen in Kempten waren mit der Geflügelpest infiziert. Sie wurden laut Mitteilung der Stadt am Schwabelsberger Weiher gefunden. Auch im Stadtpark könnten tote Vögel betroffen sein: Die Kadaver von einem Spatz und mehreren Krähen werden aktuell vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) untersucht.
Vorsicht sei nun geboten, vor allem bei Privathaltern und auf Geflügelhöfen. Doch was ist mit Menschen, die zum Beispiel im Stadtpark mit ihren Kindern spielen oder mit dem Hund spazieren gehen? Tiermediziner Dr. Ferdinand Schmitt vom Geflügelgesundheitsdienst Bayern in Kempten erläutert: „Prinzipiell kann die Geflügelpest auf Menschen und Säugetiere übertragen werden. Aber das ist noch kein Grund zur Panik.“
Denn dass die Viren auf den Menschen überspringen, sei sehr unwahrscheinlich. In Deutschland gab es laut dem Robert-Koch-Institut noch keinen bestätigten Fall. Anderswo in der Welt seien bislang überwiegend Tierärztinnen, Landwirte oder Schlachthofmitarbeitende betroffen gewesen.
Damit sich Menschen anstecken können, müssten sie Schmitt zufolge mit Körpersekreten infizierter Vögel in Kontakt geraten – also etwa deren Kadaver, Kot oder Blut anfassen. Schmitt sagt: „Doch selbst dann reicht gut Händewaschen aus, um sich zu schützen.“ Ungefährlich sei die Geflügelpest (Aviäre Influenza) aber keinesfalls: „Schafft sie den Sprung zu Menschen, kann es zu gravierenderen Verläufen kommen.“ Auch Tiere, zum Beispiel Hunde, könnten sich bei direktem Kontakt infizieren – weshalb bei Spaziergängen besondere Aufmerksamkeit geboten sei.
Die Stadt rät: Wer vermehrt tote Vögel entdeckt, soll das der Veterinärbehörde im Landratsamt Oberallgäu melden, alternativ dem Rechtsamt der Stadt Kempten und in Notfällen der Polizei – aber in keinem Fall selbst Hand anlegen. Bislang seien in der Region ausschließlich Wildvögel von der Krankheit betroffen. Schmitt erläutert: „Krähen gehören eigentlich nicht zu den Vogelarten, die sich besonders schnell mit Aviärer Influenza infizieren.“ Auch ein anderer Erreger könnte dem Tiermediziner zufolge die Ursache für den Tod der Tiere im Stadtpark sein, doch das werde nun die Untersuchung zeigen.
Die Möglichkeit tote Tiere sezieren zu lassen, gebe es im Übrigen auch für private und gewerbliche Halter von etwa Hühnern und Puten. Für Landwirte ist eine sogenannte Sektion über den Tiergesundheitsdienst umsonst, für weitere Untersuchungen können Kosten anfallen. Auch für Privathalter gibt es diese Möglichkeit, sie können sich dafür an das Veterinäramt wenden. „Sinn macht das vor allem, wenn auffällig viele Tiere krank sind oder sterben.“ Das Krankheitsbild sei dabei oft sehr verschieden, auch weil sich die Influenzaviren laut Schmitt immer wieder stark wandeln.
Kot infizierter Wildvögel, der über Schuhe, Maschinen oder Einstreumaterial in den Stall gelangt, sei einer der häufigsten Übertragungswege auf Geflügel, sagt Schmitt. Ein Gramm Kot könne bereits ausreichen, um bis zu 1000 Tiere zu infizieren. Auch die Stadt mahnt für „möglichst lückenlose Seuchenprävention“ zur Hygiene. So sei es etwa nötig, Schuhe vor Betreten des Stalls zu wechseln und betriebseigene Schutzkleidung anzuziehen.
Das gehöre auf seinem Geflügelhof zum Standard, ebenso wie vor der Arbeit, die Hände zu waschen und zu desinfizieren, sagt Matthias Kreutzer vom gleichnamigen Betrieb in Altusried. Auch Fahrzeuge und Geräte sollten der Stadt zufolge gereinigt und desinfiziert werden. Kreutzer nutzt nach eigener Aussage etwa Schaufeln und Schubkarren, die den Stall nie verlassen. Ställe sollten des Weiteren frei von Nagern und nicht zugänglich für Außenstehende sein. Außerdem sind Geflügelmärkte von nun an in Kempten verboten, auch sollen Menschen keine Wildvögel mehr füttern.
Bislang kamen Fälle der sogenannten Vogelgrippe vor allem zwischen Ende Oktober und Anfang April vor – dieses Jahr ist die Spanne laut Schmitt wohl auch aufgrund des regnerischen und kalten Wetters länger. Das Friedrich-Löffler-Institut geht mittlerweile von einer ganzjährigen Seuchenverbreitung in Mitteldeutschland aus. Besondere Vorsicht gelte bei Freilandhaltung, ein Beispiel aus dem Berufsalltag von Dr. Ferdinand Schmitt: Eine mit der Geflügelpest infizierte Lachmöwe starb in einem Auslauf in der Region, Hühner pickten den Kadaver an „und innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten erster Symptome waren viele von ihnen tot.“