Zu einem großen Streiktag mit 800 bis 1000 Teilnehmenden ruft die Gewerkschaft Verdi in Kempten auf. Das wird am Montag auch zu Verkehrsbehinderungen führen.
Bild: Matthias Becker (Archivbild)
Zu einem großen Streiktag mit 800 bis 1000 Teilnehmenden ruft die Gewerkschaft Verdi in Kempten auf. Das wird am Montag auch zu Verkehrsbehinderungen führen.
Bild: Matthias Becker (Archivbild)
„Jetzt alle zusammen“ - unter dem Motto plant die Gewerkschaft Verdi für Montag, 20. März, einen gemeinsamen Streiktag mehrerer Tarifbereiche. Erwartet wird die Teilnahme von 800 bis 1000 Streikenden aus dem gesamten Verdi-Bezirk Allgäu, der bis nach Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen reicht. Es ist laut Werner Röll, Verdi-Chef im Allgäu, der größte Streik, den Verdi in Kempten organisiert hat. Während des Demonstrationszugs ist mit Behinderungen des Straßenverkehrs zu rechnen. (Lesen Sie hier: Was bedeuten die Klinikstreiks für Allgäuer Patienten?)
Aufgerufen zu dem ganztägigen Warnstreik sind Beschäftigte im Öffentlichen Dienst, der Papierverarbeitung und der Autobahn GmbH aufgerufen - also unter anderem auch Kommunalverwaltungen, Kliniken und kommunalen Kitas - eben "alles, was kreucht und fleucht im öffentlichen Dienst", sagt Röll. (Hier lesen Sie: Allgäuer Verdi-Chef Röll zu Zeiterfassung und Bußgeldern: „Wenn’s nichts kostet, bringt’s nichts“)
„Nach Dutzenden kleinerer und größerer Aktionen und Warnstreiks wollen die Beschäftigten jetzt gemeinsam und tarifübergreifend ihrem Ärger Luft machen, dass ihre Arbeitgeber mit schlechten Angeboten reale Einkommensverluste für sie planen“, sagt der Allgäuer Verdi-Chef Werner Röll. Gewerkschaftssekretärin Uschi Zwick sieht im Gesundheitswesen die Belastungsgrenzen längst überschritten. "Wir fordern in dieser Runde nichts mehr als einen Inflationsausgleich, unsere Entlastungsvorschläge sind schon lange veröffentlicht.“
„In den niedrigeren Entgeltgruppen reicht der Verdienst nicht mehr bis zur nächsten Überweisung", sagt der für den Öffentlichen Dienst zuständige Gewerkschaftssekretär Manuel Büttner. Dazu kämen steigender Burnout und Erschöpfung, was besonders ausgeprägt in den sozialen Berufen sei. Derweil ärgert sich Stefan Milisterfer, Gewerkschaftssekretär für die papierverarbeitende Industrie, dass man in den Verhandlungen seit Wochen hingehalten werde. "Der Geduldsfaden reißt." Und Daniele Lupo, Gewerkschaftssekretär für die Ver- und Entsorgung, warnt: „Der Fachkräftemangel schlägt auch bei uns durch – konkurrenzfähig sind wir nur mit deutlich höheren Verdiensten.“
Die Forderung von Verdi in der Tarif- und Besoldungsrunde mit Bund und Kommunen 2023 lautet:
Das bieten laut Verdi die kommunalen Arbeitgeber (VKA) und der Bund nach der zweiten Verhandlungsrunde (23. Februar 2023):
Verdi kritisiert, dass eine dauerhaft wirksame soziale Komponente fehle und die Laufzeit von 27 Monaten völlig überzogen sei. "Das Gesamtvolumen ist völlig unzureichend." Dieses Arbeitgeberangebot führe zu einem massiven Reallohnverlust für die Beschäftigten.
Und statt über "dringend benötigte Verbesserungen" für alle Beschäftigten zu sprechen, hätten die Arbeitgeber sich einzelne Berufsgruppen herausgepickt, denen sie in die Tasche greifen wollen.Die Arbeitgeber forderten von den Beschäftigten der Sparkassen, Krankenhäuser und Versorgungsbetriebe Sonderopfer.
Die Arbeitgeberseite hat laut Verdi folgendes Angebot unterbreitet:
Die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (PPKV) am 7. März 2023 brachte demnach erneut keinen Durchbruch im Tarifkonflikt. Ein verbessertes Angebot hätten die Arbeitgeber nicht vorgelegt, sondern die Verdi-Forderung erneut zurückgewiesen. Zudem bestreite der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (HPV) eine dauerhafte Wirkung der hohen Inflation.
Beim geforderten Tarifvertrag Digitalisierung ist die Verdi-Tarifkommission laut Mitteilung enttäuscht von der ersten Verhandlungsrunde. Dort heißt es: Die Digitalisierung bei der Autobahn schreitet voran. Dadurch entständen täglich Veränderungen in den Arbeitsabläufen, was immer auch Veränderung von Aufgabenzuschnitten bedeute - und damit möglicherweise in der Eingruppierung. Die Gewerkschaft will einen Tarifvertrag erreichen, der die Beschäftigten für alle Veränderungen absichert. Denn keiner wisse heute, wie die Digitalisierung weitergeht.
Bei den Tarifverhandlungen werden hier unter anderem gefordert: