Lycien-David Cséry will das Landleben mit urbaner Kultur verbinden.
Bild: Harald Holstein
Lycien-David Cséry will das Landleben mit urbaner Kultur verbinden.
Bild: Harald Holstein
Seit April wohnt der Fotokünstler und Kunstvermittler Lycien-David Cséry im Allgäu. Nach Stationen in Hamburg und Berlin zog er mit Freundin und Kind nach Buchenberg. Hier möchte die kleine Familie die Ruhe des Landlebens genießen und weiterhin Anschluss an eine Stadt und das Kulturleben haben. „Wir sind sehr naturverbunden und lieben es draußen zu sein“, sagt Cséry. „Anfangs habe ich die Reizreduzierung sehr genossen: Nichts möchte etwas von mir hier, keine Werbung, keine Geräusche und Neolichter.“
Der gebürtige Bremer mit ungarischen Wurzeln wurde in der neuen Allgäuer Heimat schnell aktiv und war bei der Ausstellung „Kunst aus dem Allgäu“ im Alpinmuseum mit zwei Fotos dabei. Bei der 43. Ostallgäuer Kunstausstellung im Künstlerhaus Marktoberdorf (aktuell coronabedingt geschlossen) ist er mit der Arbeit „Standbohrer“ vertreten, und auch bei der „Großen Schwäbischen Kunstausstellung“ in Augsburg ist er dabei.
2012 hatte Cséry mit Freunden in Hamburg die Kunstgalerie „Affenfaust“ gegründet. In dem offenen Kunstraum mit urbaner Kunst und Streetart suchte er autodidaktisch nach neuen Wegen des Zugangs zur Kunst. Dann zog es ihn nach Amerika. Dort konnte er in der berühmten Galerie der Deutschen Monika Sprüth and Philomene Magers in Los Angeles assistieren und weitere Kenntnisse im Kunstbetrieb sammeln. Gleichzeitig intensivierte sich sein Interesse an der Fotografie, das ihn später in die Mojave Wüste führte. Im Nirgendwo der weiten Wüste nutzte Lycien-David Cséry ein Experimentierfeld der amerikanischen Künstlerin Andrea Zittel, um die eigene Lebensform zu hinterfragen. Ohne die Bequemlichkeiten und Reize der Zivilisation ging er mit der Kamera den Fragen nach: Wie will ich leben? Was brauche ich zum Leben? Wie möchte ich meinen Lebensraum gestalten?
Die Beschränkung aufs Wesentliche in der Wüste schärfte seinen Blick für die mikroskopische Betrachtung. In einer weiteren Fotoserie untersuchte Cséry, wie der Alltag und Gebrauchsspuren die Oberfläche von Autos verändert. Kratzer, Lackschäden, Eindellungen und Unfallnarben setzt er in eigenständige und abstrakte Bilder um. Dabei interessiert ihn auch das Skulpturale an den gestauchten Karosserien. Im Allgäu möchte der 36-Jährige den Mehrwert des Landlebens mit urbaner Kultur verbinden und sucht nach Möglichkeiten für die Vermittlung und Vernetzung von Künstlern.
Infos im Internet unter https://lyciendavidcsery.com