Matthias Schriefl
Bild: Harald Holstein
Matthias Schriefl
Bild: Harald Holstein
Nach vier Monaten Pause freut Matthias Schriefl über den „angenehmen Krach“ den das Publikum macht. „Den haben wir lange nicht mehr gehört“, sagt der Musiker aus Maria Rain über den Applaus, den die Zuhörer im Gasthof Engel in Wertach mit Begeisterung seiner Band „Shreefpunk plus Strings“ spenden. Um den coronabedingten Abstand zu gewährleisten wurde die Zahl der Gäste auf 80 begrenzt. Der Saal war mit 70 Besuchern fast „voll“ besetzt. Am Abend vorher stand das Sextett noch in Köln, wo Schriefl lebt, auf der Bühne. Dieses Konzert und die zwei Abende am Donnerstag und Freitag in Wertach sind der Auftakt, Kultur und Konzerte nach dem Stillstand wieder anzuschieben.
Dafür hat Schriefl sein Sextett mit den drei Streicherinnen DeeLinde (Cello), Claudia Schwab (Geige) und Barbara Grahor (Bratsche) ins Allgäu mitgebracht. Die Formation mit Alex Morsey am Kontrabass sowie Alex Eckert an Gitarre und Ukulele gewann vergangenes Jahr den „Neuen Deutschen Jazzpreis“ und glänzt auch hier mit hoher Musikalität und schwierigen Rhythmusverschiebungen. „Musik ist klingende Architektur“, sagt Schriefl, und mit Blick auf die Coronaregeln fügt er augenzwinkernd hinzu, er wolle Musikstile kombinieren, die möglichst viel Abstand zueinander haben. Mit souveräner Leichtigkeit und anarchischer Lust verschränkt er Elemente aus Volksmusik, Klassik und Jazz. Wunderschön romantisch beginnen die Streicherpartien in seinem Arrangement des Song-Klassikers „Bewitched, Bothered and Bewildered“ von 1940. DeeLinde singt am Cello mit ihrer warmen Stimme den Text dazu und bringt einen Hauch von Las Vegas in den Wertacher Gasthof. Aber Matthias wäre nicht Schriefl, wenn er nicht Zitate brechen würde. Schon bald rückt er der elegischen Melodie mit der Kavallerie zu Leibe und löst sie mit scharfen Trompetenfanfaren in rockigem Freejazz auf.
Auch wenn die Band schräge Songs spielt und der Multiinstrumentalist immer wieder zu Flügel-, Alphorn, rülpsenden Schweinchen oder einer Muschel (!) greift, interpretiert Schriefl seine Kompositionen heute weniger druckvoll und aggressiv. Insgesamt überwiegt eine feine, aber nicht minder packende Spielweise. Für das wache Zusammenspiel, die Dynamik, die beeindruckende Bandbreite zwischen Jodler und Freestyle, gibt es starken Applaus mit Trampeln und Bravos.