Vom Maibaum-Klauen bis Liebesmaien: Am 1. Mai wird im Allgäu wieder vielerorts der Maibaum aufgestellt. Hier erfahren Sie alles zum Brauchtum und finden die Allgäuer Termine im Überblick. Dieses Foto stammt vom Maibaum-Aufstellen am Hopfensee am Sonntagmorgen (Landkreis Ostallgäu).
Bild: Benedikt Siegert
Vom Maibaum-Klauen bis Liebesmaien: Am 1. Mai wird im Allgäu wieder vielerorts der Maibaum aufgestellt. Hier erfahren Sie alles zum Brauchtum und finden die Allgäuer Termine im Überblick. Dieses Foto stammt vom Maibaum-Aufstellen am Hopfensee am Sonntagmorgen (Landkreis Ostallgäu).
Bild: Benedikt Siegert
Die Männer holen die Lederhose aus dem Schrank, die Frauen schlüpfen ins Dirndl - das Aufstellen eines neuen Maibaums zählt im Brauchtumskalender zu den großen Festen. Auch im Allgäu werden wieder vielerorts die Maibäume aufgestellt.
Das Maibaum-Aufstellen 2022 soll nach zwei Jahren Corona-Pause wieder groß gefeiert werden. In diesem Artikel erfahren Sie Wissenswertes rund um die Tradition in Bayern sowie dazugehörige Bräuche wie das Maibaum-Klauen. Außerdem bekommen Sie eine Übersicht über alle Veranstaltungen zum Maibaum-Aufstellen in der Region. Zudem geben wir Antworten auf folgende Fragen:
Im Allgäu wird der Maibaum jedes Jahr am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, aufgestellt. Dieses Jahr fällt der Tag auf einen Sonntag. Das Maibaum-Aufstellen wird meist bei geselligem Zusammensitzen am Dorfplatz mit Bier und Maitänzen gefeiert. Hier finden Sie die Maibaum-Termine im Allgäu:
In vielen Regionen in Bayern wurde der Maibaum einst vor allem zum Schutz vor bösen Geistern aufgestellt. Dem Maibaum wird manchmal auch nachgesagt, dass er die örtliche Landwirtschaft vor Unheil wie Ungewitter oder Ungeziefer schützen soll. Auch wenn der Aberglaube heute nicht mehr so ausgeprägt ist, werden heute trotzdem noch vielerorts im Allgäu die Maibäume aufgestellt.
In manchen Orten bringen kräftige Helfer des Schützenvereins, der Landjugend oder der freiwilligen Feuerwehr den Maibaum noch mit reiner Muskelkraft in die Senkrechte. Doch häufig wird ein Kran eingesetzt, der den Maibaum aufstellt oder zumindest das Prozedere sichert.
Der Maibaum steht für Fruchtbarkeit, Lebensfreude, Liebe oder auch Wohlstand. Früher sollte er in kleineren Orten in Bayern auch die Selbstständigkeit eines Dorfes repräsentieren.
Als Maibaum werden bevorzugt Fichten genutzt, weil diese so hoch wachsen. Die Maibäume sind in der Regel zwischen zwölf und 15 Metern hoch. Die geschlagene Fichte wird häufig von der Rinde befreit und mit den Wappen- und Zunftschildern des Ortes geschmückt. In vielen Orten in Bayern und teilweise auch im Allgäu wird der Baumstamm zudem in den bayerischen Farben blau-weiß bemalt. Die grüne Spitze bleibt dran oder wird durch die Spitze eines anderen Baumes ausgetauscht, wenn derselbe Maibaum mehrere Jahre hintereinander aufgestellt wird. Daneben werden Kränze gebunden und oben am Maibaum angebracht.
Schriftliche Quellen dokumentieren den Brauch des Maibaum-Aufstellens in Bayern in seiner heutigen Form bis in die Barockzeit im 16. Jahrhundert. Woher der Brauch in Bayern kommt, ist nicht ganz klar. Es gibt Vermutungen, dass das Brauchtum sogar auf die Fruchtbarkeitsrituale und Baummysterien der Kelten zurückgeht.
Im Allgäu ist es Tradition, dass meist Jugendliche oder junge Erwachsene in der Nacht auf den 1. Mai losziehen, um den Maibaum einer Nachbargemeinde zu klauen. Um den Maibaum-Klau zu verhindern, halten Helferinnen und Helfer bis zum 1. Mai Tag und Nacht Wache. Wird der Maibaum dann doch gestohlen, muss dieser ausgelöst werden. Damit die Diebe den geklauten Maibaum wieder zurückgeben, fordern sie häufig eine Menge Bier oder eine zünftige Brotzeit. Folgende Regeln gelten beim Maibaum klauen:
Mehr zu den ungeschriebenen Regeln beim Maibaum-Klauen lesen Sie hier.
Das Maibaumkraxeln war früher beliebt, es ist aber ziemlich gefährlich, weshalb es das heute nur noch selten im Allgäu gibt. Dabei schmieren sich die Teilnehmenden Pech an Hände und Füße und versuchen, so schnell wie möglich am Maibaum hochzuklettern. Oben angekommen müssen sie eine Kuhglocke läuten. In Petersthal im Oberallgäu gibt es das Maibaumklettern noch.
In der Nacht vor dem 1. Mai ist die Freinacht. In dieser Nacht ziehen meist Jugendliche oder junge Erwachsene durch die Straßen und stellen Streiche an.
In manchen Gärten im Allgäu sind am 1. Mai Liebesmaien zu sehen: Junge unverheiratete Männer stellen ihrer Angebeteten oder ihrer Partnerin in der Nacht traditionell eine frisch geschlagene Birke. Diese wird mit bunten Kreppbändern geschmückt. Oft wird noch ein rotes Herz an den Baum angebracht. Es ist ein Ausdruck ihrer Liebe und soll zeigen, dass sie es ernst mit der Frau meinen. (mit dpa)