Für die Corona-Schutzimpfung werden Senioren weiterhin nach Marktoberdorf fahren müssen.
Bild: Sebastian Richly
Für die Corona-Schutzimpfung werden Senioren weiterhin nach Marktoberdorf fahren müssen.
Bild: Sebastian Richly
Wer alt ist und die Corona-Schutzimpfung erhalten will, der muss einige Hürden nehmen. Denn der Impfstoff ist knapp und die Terminvereinbarung mitunter recht mühselig. Hat derjenige endlich einen Termin, stellt sich für besonders für Senioren aus dem südlichen Ostallgäu , die nicht mobil sind, die Frage: Wie sollen sie zum Impfzentrum nach Marktoberdorf gelangen? Da liegt der Wunsch nahe, ähnlich wie mit der Außenstelle des Corona-Testzentrums am Eisstadion auch beim Impfzentrum eine Niederlassung in Füssen zu schaffen. Doch das sei nicht möglich, erfuhr Bürgermeister Maximilian Eichstetter nach Rücksprache mit dem Landratsamt: „Zum aktuellen Zeitpunkt ist für die Bürger des südlichen Landkreises leider kein separates Impfzentrum in Füssen geplant.“ Er hofft, „dass man, sobald wie möglich, durch die Hausärzte geimpft werden kann“.
Gut 9.400 Ostallgäuer über 80 Jahre sind in den zurückliegenden Wochen wegen einer Impfung angeschrieben worden. Haben sie einen Termin, müssen die Senioren aus dem Süden in das Impfzentrum in Marktoberdorf. Nicht für jeden ist das so einfach zu bewerkstelligen. Etwa für eine 88-jährige Frau aus Füssen: alleinstehend, auf einen Rollator angewiesen, kein Auto. Auf ihre Frage, wie sie denn nach Marktoberdorf kommen solle, habe ihr ein Mitarbeiter des Impfzentrums mitgeteilt, dafür sei er nicht zuständig, sagt sie 88-Jährige und ist fassungslos. Eine andere Seniorin schlägt vor, ein mobiles Impfteam in den Süden zu schicken. Räumlichkeiten seien vorhanden: „Es gibt doch eine Anzahl von leer stehenden Hotels mit einem großen Foyer.“
Allerdings sprechen aus Sicht des Landratsamtes eine ganze Reihe von Gründen gegen eine solche Idee. „Zum einen war und ist es logistisch und organisatorisch eine erhebliche Anstrengung, ein Impfzentrum je Kreisverwaltungsbehörde einzurichten und zu betreiben. Nahezu alle bayerischen Kreisverwaltungsbehörden haben ein Impfzentrum“, teilt Sprecher Stefan Leonhart mit. Zudem wäre wohl kein Hotelfoyer in Füssen ausreichend groß, verweist er auf den Raumbedarf in Marktoberdorf: „Das Impfzentrum ist auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratmeter eingerichtet.“ Zudem sollten die Impfzentren längere Zeit – „wir rechnen mindestens bis Mitte 2021“ – betrieben werden können. Bereits das Schaffen eines Testzentrums in Füssen habe gezeigt, „dass es selbst für die Stadtverwaltung vor Ort sehr schwierig war, auf die Schnelle größere geeignete Flächen zu finden“.
Ein wichtiger Grund aus Sicht der Kreisbehörde: Die Terminvergabe erfolgt nicht durch das Impfzentrum, sondern durch eine bayernweit einheitliche Software des Gesundheitsministeriums. Das Impfzentrum gibt lediglich an einem Tag eine bestimmte Anzahl Termine frei, die dann von der Software belegt werden. „In ein Impfzentrum in Füssen würden daher – nach derzeitigem Stand – gemischt Personen aus Marktoberdorf, Obergünzburg und so weiter eingeladen. Daher war ein in der zentralen Kreisstadt gelegenes Impfzentrum einem peripheren Standort vorzuziehen“, erklärt Leonhart. Zudem sei das Impfzentrum in Marktoberdorf barrierefrei, es könne eine Begleitperson mitgebracht werden und es gebe jegliche Unterstützung vor Ort.
Im Gegensatz zum Testzentrum (vorrangig für Grenzpendler gedacht ist, die häufig getestet werden) müsse das Impfzentrum lediglich zweimal aufgesucht werden. „Hier müsste sich ein Transport, ähnlich wie bei Arzt- oder Krankenhausbesuchen, für jeden organisieren lassen“, so Leonhart. Wie man vom Deutschen Landkreistag erfahren habe, werden die Fahrtkosten von gesetzlich Versicherten von den Krankenkassen übernommen.
In absoluten Ausnahmefällen könnte man für Senioren im Süden auch die mobilen Impfteams einsetzen, die bereits in den Senioren- und Pflegeheimen tätig waren. „Hier wird es auch möglich sein, Einzelpersonen, die tatsächlich keine Möglichkeit haben, zum Impfzentrum zu gelangen, vor Ort zu impfen“, teilt Leonhart mit. Allerdings: „Dafür muss aber auch ein ausreichend transportfähiger Impfstoff zur Verfügung stehen.“ Und danach sieht es aktuell nicht aus.
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