Die Filmburg Marktoberdorf feiert 65-jähriges Bestehen.
Bild: Stefanie Gronostay
Die Filmburg Marktoberdorf feiert 65-jähriges Bestehen.
Bild: Stefanie Gronostay
Die Filmburg Marktoberdorf hatte am Wochenende gleich einen doppelten Grund zum Feiern: 65 Jahre Kinobetrieb und 20 Jahre unter der Federführung von Monika Schubert. Bei einem „Feierabend“ blickte diese auf die Gründung des Filmhauses zurück, das über Jahrzehnte von der Familie Bloching betrieben wurde.
„Kinoschwestern“ heißt die Dokumentation, die Monika Schubert 2005 selbst gefilmt hat: Die beiden Schwestern Hannelore und Marianne Bloching sitzen in der Filmburg in den rot-gepolsterten Kinosesseln und erzählen von den Anfängen des Kinos, das ihr Vater Hans Mayr 1955 gegründet hat. Mayr galt in den 1920er-Jahren als Kino-König des Allgäus. Anni Bloching erinnert sich an die goldenen Zeiten des Kinos, als die Menschen Schlange standen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Filme wie die Sissi-Trilogie hoch im Kurs. Später hielten amerikanische Filme Einzug in die deutschen Kinos. „Kinos wird es immer geben“, prognostizierte Bloching bereits 2005. „Es ist das Gemeinschaftserlebnis, das im Vordergrund steht. Die große Leinwand: Das haben die Menschen im Wohnzimmer nicht.“
Über die Faszination Film tauschten sich auch die Gäste des „Feierabends“ in einer Gesprächsrunde mit Monika Schubert aus. Auf der Bühne saßen der Dokumentarfilmer Thorolf Lipp, der in Obergünzburg lebt; die Marktoberdorfer Regisseurin Grete Liffers, der Marktoberdorfer Filmemacher Moritz Vodermeier sowie Uli Wegenast von der Filmuniversität Babelsberg. „Was macht für euch die Faszination Film aus?“, fragte Monika Schubert ihre Gäste, die über ihre Arbeit berichteten. Ob das Erzählen von Geschichten, die Montage der Bildelemente, der Schnitt oder das Gefühl, das die bewegten Bilder vermitteln: Die Gesprächsrunde war sich schnell einig, wie vielseitig und -fältig die Branche Film ist.
Bis zum Jahr 2014 wurden in der Filmburg in Marktoberdorf noch 35-Millimeter-Filme gezeigt. Später wurden die Rollen nicht mehr produziert. Monika Schubert ließ zur Feier des Tages extra aus dem Bundesarchiv aus Berlin eine Filmrolle kommen. Über den alten Projektor, der auch heute noch im Vorführraum steht, wurde die Rolle abgespielt. In der Kurz-Dokumentation aus dem Jahr 1934 berichtet der Film-Pionier Oskar Messter über die Anfänge der Kinematografie.
Einen persönlichen Rückblick auf die Jahre in der Filmburg trug Monika Schubert in Form von kleinen Anekdoten vor. Beispielsweise, als der erste Hund die Filmburg besuchte und den Film „Hachiko“ besuchte. „Dem Hund hat der Film gut gefallen“, ist im Kinobuch vermerkt worden – mit dem Nachtrag: „Mittlerweile war der Marktoberdorfer Hund noch zu vielen anderen Filmen da und ein gern gesehener Gast.“
Dass dies nicht nur für Vierbeiner gilt, verdeutlichte eine Dia-Show mit Fotos aus den vergangenen Jahrzehnten. Die Bilder zeigten die Renovierung der Filmburg 2001. Innerhalb weniger Wochen brachten Monika Schubert und ihr Team das Filmhaus damals auf Vordermann. Schubert und ihre Gäste blickten auf Veranstaltungen wie das Kinder-Kino-Fest zurück, das nächstes Jahr bereits zum 14. Mal stattfindet. Das Publikum schwelgte in Erinnerungen, lachte und amüsierte sich über das ausgegrabene Archivmaterial und stieß auf die Filmburg an.
„Wie sehr habe ich das vermisst“, sagte Monika Schubert. „Die Stimmung ist heute so gut.“ Dafür sorgte nicht zuletzt das Harald-Rüschenbaum-Trio, das bereits 2001 zur Wiedereröffnung der Filmburg aufgetreten war. Mit Filmmusik-Klassikern wie „Volare“ brachten sie das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen. Passend zum aktuellen Kinofilm „Kaiserschmarrndrama“ servierten Sabine und Thomas Huth vom Lausfehl-Catering Kaiserschmarrn.
Ein rundum gelungener Abend, der von einer kleinen beziehungsweise großen Premiere gekrönt wurde. Der große Vorhang vor der Leinwand wurde erneuert – pünktlich zum Veranstaltungsabend wurde er aufgehängt. Zum ersten Mal hieß es für die Filmburg im neuen Gewand: „Vorhang auf“. Und das bleibt hoffentlich die nächsten 20 Jahre so, sagt Schubert. Denn ihr Wunsch zum Geburtstag: „Dass auch die nächsten Jahre etwas bei uns läuft.“