3000 Besucher lauschten Kabarettistin Martina Schwarzmann in der Big Box.
Bild: Matthias Becker
3000 Besucher lauschten Kabarettistin Martina Schwarzmann in der Big Box.
Bild: Matthias Becker
Ein schönes Leben haben, das ist doch ganz einfach! Das zumindest behauptet Martina Schwarzmann in ihrem neuen Programm „Ganz einfach“. So manche Widrigkeiten wie Corona, Homeschooling und politisch unkorrekte Spitznamen verlieren bei ihr den Schrecken. Sie habe sich entschieden, nur auf das zu schauen, was positiv ist. Es sind die Leichtigkeit und Unbeschwertheit, mit der die Kabarettistin aus Oberbayern auf die ganz alltäglichen Katastrophen schaut, die sie so beliebt und erfolgreich machen, auch in Kempten: Ihr Auftritt in der Big Box war mit 3000 Besuchern ausverkauft.
Auch in ihrem Erscheinungsbild bleibt Martina Schwarzmann ganz einfach. Sie trägt Schwarz, selbst ihr geblümter Rock ist schwarz grundiert. Sie benötigt lediglich einen Tisch mit einem Glas Wasser und einen erhöhten Stuhl. Darauf sitzt sie die ganze Show hindurch – mit ihrer Gitarre auf dem Schoß – und erzählt.
Manchmal nimmt sie das Instrument auf und trällert ein Lied mit griffigen und gepfefferten Texten. Sie besingt Insekten wie die „Roßbrem“ (Pferdebremse) oder verkündet, dass sie die Schnauze voll habe von dem ganzen Heimatscheiß, dass es wieder bunter werden solle und nicht nur blau und weiß. Mit rauen Akzenten freut sie sich in einem Lied drüber, sich endlich von niemandem etwas sagen lassen zu müssen: „Es ist so geil, erwachsen zu sein.“
Themen für Lieder findet sie auf der Straße. Man müsse sie nur aufheben. Sie singt, was man aus einem „flach zammgfahrna, eitrocknete Frosch“ alles machen kann. Im Song „Sonne ausm Arsch“ charakterisiert Schwarzmann ihr Erfolgsrezept selbst am treffendsten. „Mir scheint von Natur aus die Sonne ausm Arsch. Ich mag alles gern“, singt sie.
Es ist diese derbe, grundsätzlich positive Haltung, mit der sie allen Missständen des Alltags immer wieder einen urkomischen Aspekt abgewinnt. Das macht die 43-Jährige so sympathisch und bodenständig. Mit bayrischer Gelassenheit und viel Selbstironie schildert sie die teils chaotischen Zustände auf ihrem Hof, umgeben von Bio-Landwirtschaft, vier Kindern und einem Ehemann mit „Kräuterlegasthenie“. Doch Martina Schwarzmann sieht immer das Gleichgewicht der Gegensätze. So wie ihr Mann kein „Grünzeug“ auseinanderhalten kann, so kann sie eben keinen „Bulldog von einem Mähdrescher“ unterscheiden.
Der Sänger und Komponist Mathias Kellner aus Niederbayern hat einen Gastauftritt und hinterlässt mit seinen zwei Songs großen Eindruck. Nach dem Lied über den Morgen danach, in dem er schon stark angetrunken versucht, mit dem Trinken aufzuhören, wird er unter Jubel verabschiedet.
Martina Schwarzmann verkündet keine tagespolitisch aktuellen Botschaften. Dafür sind ihre beiläufigen, aber spritzig-witzigen Lektionen in gesundem Menschenverstand äußerst erbaulich. Auch nach zweieinhalb Stunden ebben die Lachsalven nicht ab. Mit ihrer Zugabe „Pony“ setzt sie noch einen oben drauf und wird lange bejubelt. Die peppige Ballade mit starkem amerikanischen Akzent entpuppt sich als lautmalerische Mischung mit oberbayrischem Dialekt. Der angekündigte Lovesong wird zum Laufsong. Im Refrain ruft sie dem Pferd zu: „Laf, Pony laf, gib Gas und gallopier, halt den Horizont im Blick und lass die ganze Scheiße hinter dir.“
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