Pandemie

Hohe Inzidenzwerte in Memmingen: Einzelhändler ärgern sich über Fehlverhalten

Steiner Einzelhandel

Hans Steiner von Steiner Mode & Mehr hofft, dass er bald öffnen darf und die Sommerware noch verkaufen kann.

Bild: Uwe Hirt

Hans Steiner von Steiner Mode & Mehr hofft, dass er bald öffnen darf und die Sommerware noch verkaufen kann.

Bild: Uwe Hirt

"Wir müssen dafür büßen, wenn sich andere nicht coronakonform verhalten." Die Einzelhändler in Memmingen leiden unter den hohen Inzidenzwerten.
27.05.2021 | Stand: 09:24 Uhr

Die hohen Inzidenzwerte in Memmingen machen auch den Einzelhändlern zu schaffen. Während in vielen Teilen des Allgäus wegen sinkender Zahlen allmählich die Bestimmungen gelockert werden, müssen Ladenbesitzer in Memmingen warten.

Die Einzelhändler müssen dafür büßen, dass einige wenige Bewohner sich nicht an die Corona-Regeln halten, sagt Mechthild Feldmeier. Sie ist Geschäftsführerin von Cornelius Gesunde Schuhe und Vorstandsmitglied des Vereins Stadtmarketing Memmingen. Wenn es immer wieder neue Corona-Infektionen gibt, sinkt der Inzidenzwert nicht. Geschäfte dürfen also nicht öffnen, sondern nur unter strengen Auflagen verkaufen.

Unter den Einwohnern, die sich nicht coronakonform verhalten, seien sicher einige, die sich nichts dabei denken. Dennoch trügen sie dazu bei, dass Einzelhändler in Memmingen um ihre Existenz kämpfen müssen. „Wir können nichts dafür, müssen aber die Suppe auslöffeln.“

Dass die Corona-Krise Einzelhändler aus der Stadt in die Insolvenz getrieben hat, davon weiß Mechthild Feldmeier bisher nichts. Doch selbst, wenn sofort alle Geschäfte wieder öffnen dürften, könnten die Nachwirkungen noch das Aus für einen Einzelhändler bedeuten. Die Ursache liege vor allem im Onlinehandel:

  • Veränderte Gewohnheiten: Schon vor der Pandemie war der Onlinehandel eine große Konkurrenz zu städtischen Einzelhändlern. Doch durch die Krise hätten noch mehr Menschen das Bestellen im Internet für sich entdeckt – und würden vermutlich dabei bleiben. „Wir werden einen Teil schon verloren haben.“
  • Eigener Vertrieb: Einige große Firmen hätten während der Pandemie eigene Vertriebswege aufgebaut, um nicht auf den Einzelhandel angewiesen zu sein. Weil der Zwischenhändler dabei fehle, könnten die Waren Online zu günstigeren Preisen angeboten werden.
  • Exklusiver Onlineverkauf: Es gebe Hersteller, die spezielle Artikel nur noch über ihren Onlineshop verkaufen. An diese Waren kommen Einzelhändler nicht mehr ran. Bisher sei das etwa bei einzelnen Schuhmodellen der Fall. Dennoch sei die Entwicklung besorgniserregend.

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Trotzdem sieht Mechthild Feldmeier nicht das Ende des Einzelhandels gekommen. „Ich glaube an den Einzelhandel, man wird uns brauchen.“ Doch müssten Geschäftsinhaber umdenken, kreativ werden, sich spezialisieren und schauen, was sie ihren Kunden – neben einer fundierten Beratung – bieten können.

Dass Onlineaktionen dazu gehören, glaubt Hans Steiner von Steiner Mode & Mehr nicht. „Entweder bist du ein Onlinehändler, oder du bist es nicht.“ Das Einkaufsformat Click und Collect etwa, also im Internet bestellen und im Geschäft abholen, nutzen in der Pandemie viele Händler. Das ist „alles für die Tonne“, bei ihm funktioniere das kaum. Und Aktionen über Facebook und Instagram sorgten nur für „ein bescheidenes Zubrot“. Steiners Geschäft ist auf Laufkundschaft angewiesen. Deshalb ist es für ihn wichtig, dass er schnell wieder öffnen kann (diese Corona-Regeln gelten derzeit in Memmingen).

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