Gegen das geplante Insektenschutzpakt der Bundesregierung haben Landwirte bei Hawangen mit einem Mahnfeuer protestiert.
Bild: Franz Kustermann
Gegen das geplante Insektenschutzpakt der Bundesregierung haben Landwirte bei Hawangen mit einem Mahnfeuer protestiert.
Bild: Franz Kustermann
Am Mittwoch will das Bundeskabinett über den Entwurf eines Insektenschutzgesetzes und einer Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung entscheiden. Die geplanten Regelungen würden „einen krassen Eingriff in das Eigentum viele Unterallgäuer Landwirte bedeuten“, sagt Martin Schorer, Unterallgäuer Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband (BBV). Aus diesem Grund hat der BBV am Montagabend bei Hasberg und nördlich von Hawangen Mahnfeuer entzündet.
Laut Schorer gebe es nach den neuen Gesetzen in FFH-Gebieten (europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie), in Vogelschutz- und Naturschutzgebieten, etwa entlang von Iller, Günz, Kammel und Mindel, ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln, auch bei der Einzelbekämpfung. Sogenanntes „artenreiches Dauergrünland“ würde zum gesetzlich geschützten Biotop. Entlang der Gewässer würden die Randstreifen abermals massiv ausgeweitet. Dagegen protestierten die Landwirte.
Kreisobmann Schorer hält es angesichts von 600 Millionen Hungernden auf der Welt für unverantwortlich, ohne jegliche Rücksicht auf das Eigentum der Landwirte deren Produktionsflächen in dieser Form zu beschneiden: „Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss den Gesetzentwurf in unserem Sinne nachbessern“, fordert Schorer. „Es muss endlich die gesamte Gesellschaft etwas für den Insektenschutz tun, nicht nur die Landwirte.“ Jeder zweite Bauer in Bayern setze nämlich jetzt schon auf jedem dritten Hektar besondere Umwelt- und Naturschutzleistungen um: 43 000 Landwirte etwa im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) mit mehr als einer Million Hektar Fläche und über 20.000 Landwirte im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) mit über 100.000 Hektar Fläche.
BBV-Geschäftsführer Helmut Mader befürchtet, dass mit dem geplanten Gesetz der „kooperative Weg“ kaputt gemacht wird. Die Folge wäre das Zusammenstreichen verschiedener Naturschutzprogramme. „Dem Insekten- und Umweltdienst wäre damit ein Bärendienst erwiesen“, sagt er.
Eine ganz andere Art von Aufmerksamkeit als geplant erfuhr das Protestfeuer in der Heimatgemeinde des Kreisobmanns: Pünktlich um 19.30 Uhr, dem offiziellen Beginn der Aktion am sogenannten Mittelweg, löste ein Anwohner Großalarm aus, als er das Feuer auf freier Flur brennen sah. Sirenenalarm wurde ausgelöst und die Feuerwehr Hawangen rückte mit mehreren Einsatzfahrzeugen an. Auch die Polizei eilte mit Blaulicht zum vermeintlichen Brandherd. Zudem meinte es der Wettergott mit dem Veranstalter nicht besonders gut und schickte böig-kalte Schnee- und Graupelschauer.
Am Ende dauerte der Einsatz länger als geplant, weil zwei Feuerwehrfahrzeuge in der nassen Wiese feststeckten. Ein Fahrzeug, das nur ein wenig über die Bankette hinausgefahren war, konnte mit vereinten Kräften der Wehrmänner wieder flott gemacht werden. Als das Gefährt wieder unter allen vier Rädern festen Asphalt hatte, konnte auch das zweite Auto mit dessen Hilfe per Seil aus dem feuchten Grünland gezogen werden. Trotzdem war die Aktion pünktlich vor Beginn der Ausgangssperre beendet.
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