Die Suchtberatung umfasst nicht nur das Problemfeld Alkohol, sondern auch Tabak, Drogen oder auch Spielsucht.
Bild: Alexander Heinl, dpa (Symbolbild)
Die Suchtberatung umfasst nicht nur das Problemfeld Alkohol, sondern auch Tabak, Drogen oder auch Spielsucht.
Bild: Alexander Heinl, dpa (Symbolbild)
Sucht kennt keine Altersgrenze: Alkohol, Tabak, Medikamente, illegale Substanzen – aber auch das Glücksspiel haben ein hohes Suchtpotenzial und gefährden im Dauerkonsum die Gesundheit. „Bundesweit nimmt die Zahl der älteren Menschen ab dem 60. Lebensjahr zu, die von einer Sucht betroffen sind. Für diese Zielgruppe braucht es eigene Beratungsstrukturen“, erklärt Stefan Marx, Diplom-Sozialpädagoge (FH) in der Psychosozialen Beratungsstelle der AWO in Memmingen. Corona hat die Situation insgesamt verschärft.
In der Suchtberatung sind viele Hilfsangebote spezifisch auf junge Erwachsene oder Menschen mittleren Alters ausgerichtet. Mit der Schaffung einer 25 Prozent-Stelle füllt der Bezirk Schwaben jetzt diese Lücke für Memmingen und installiert ein neues Beratungsangebot spezifisch für ältere Menschen. Die Abhängigkeit im Alter kann verschiedene Auslöser haben – wie zum Beispiel die Krise nach der Beendigung der Erwerbstätigkeit, der Verlust einer nahe stehenden Person – aber auch der Konsum von Medikamenten, deren Wechselwirkungen Menschen oft auch ganz unabsichtlich in eine Abhängigkeit rutschen lassen.
„Oft sind es Leute, die schon Rauscherfahrungen haben oder sich schon in einem riskanten Konsumverhalten bewegen“, weiß Stefan Marx, der seit 1994 in der Psychosozialen Beratungsstelle der Lindentorstraße 22 tätig ist. Ein weiterer Faktor sei, wie Marx berichtet, die Corona-Krise, die gerade ältere Menschen in eine unfreiwillige Isolation und die damit verbundene Einsamkeit mit persönlicher Sinnkrise stürzt.
Mit Rauschmitteln wie zum Beispiel mit Alkohol könne man seine Stimmungswelt kurzzeitig positiv manipulieren, so Marx. Dieses „gute Gefühl“ speichert das Gehirn und verlangt nach mehr. Der Teufelskreis der Sucht wächst: Ein wesentlicher Schlüssel für den Umgang mit Abhängigkeit ist das Wissen, dass es sich um eine neurobiologische Erkrankung handelt, bei der die zugeführten Substanzen irgendwann ganz die Kontrolle über den Menschen übernehmen.
Für die Beratung und die Hilfe danach ist daher eine gute Vertrauensbasis und die Freiwilligkeit wichtig, wie Marx erklärt. „Die Menschen müssen wieder lernen, den Druck des Alltags auszuhalten“, sagt er. Die Hilfe bietet nicht nur den Betroffenen eine Chance zur spürbaren Entlastung, seinen Alltag wieder selbst in die Hand zu nehmen, die soziale Teilhabe zu verbessern und allgemein zu mehr Lebensfreude zu verhelfen. Gerne können die anonyme Beratung auch Angehörige sowie Pflege- und Betreuungskräfte in Anspruch nehmen. Das Angebot obliegt der Schweigepflicht und ist kostenlos.