Edina Mujic ist gelernte Pflegefachkraft und Wohnbereichsleiterin im Bürgerstift Memmingen. Auch in diesem Alten- und Pflegeheim werden weitere Pflegefachkräfte gesucht.
Bild: Andreas Berger
Edina Mujic ist gelernte Pflegefachkraft und Wohnbereichsleiterin im Bürgerstift Memmingen. Auch in diesem Alten- und Pflegeheim werden weitere Pflegefachkräfte gesucht.
Bild: Andreas Berger
Den Pflegenotstand gibt es nicht nur im Fernseher in den Abendnachrichten. Er ist lokal spürbar. Auch in Memmingen. Im Alten- und Pflegeheim Bürgerstift zum Beispiel können derzeit etwa 20 Prozent der Betten nicht belegt werden, obwohl es eine Warteliste mit Seniorinnen und Senioren gibt, die dort gern unterkommen würden. Der Hauptgrund: Es gibt nicht genug Personal, um weitere Bewohner versorgen zu können. Genauer: Es fehlen Pflegefachkräfte - wie in ganz Deutschland. Deshalb muss die Aufnahme neuer Bewohner immer wieder gestoppt werden.
Damit die restlichen Betten ebenfalls belegt werden könnten, müssten zusätzlich sechs Pflegefachkräfte eingestellt werden, sagt Martin Mayer, Leiter des Bürgerstifts. Das aber ist ein Problem: Mitarbeiter mit einer solchen Qualifikation sind nur schwer zu bekommen. Nicht nur in Memmingen.
Pflegefachkräfte haben eine Ausbildung von drei Jahren absolviert - mit Praktika unter anderem in Krankenhäusern und der Psychiatrie. Im Alten- und Pflegeheim arbeiten auch Pflegefachhelfer, sie haben ein Jahr Ausbildung hinter sich. Und Pflegehelfer, die drei Monate eingearbeitet werden. An Pflegefachhelfern und Pflegehelfern mangele es nicht, sagt Mayer. Aber eben an den besonders qualifizierten Pflegefachkräften.
Wie viele Pflegefachkräfte in einem Alten- und Pflegeheim arbeiten müssen, ist über einen Schlüssel geregelt. Vereinfacht dargestellt: Die Zahl der Pflege-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter richtet sich danach, wie viele Seniorinnen und Senioren im Heim wohnen und welchen Pflegegrad sie haben. Je höher der Pflegegrad eines Bewohners, desto mehr Personal muss sich um ihn kümmern. Aus diesen Zahlen wird errechnet, wie hoch der Anteil der Pflegefachkräfte an allen Pflegemitarbeitenden sein muss.
Wie könnte das Problem des Personalmangels gelöst werden? Das Bürgerstift hat mehrere Ansätze:
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„Über jede einzelne Pflegefachkraft freuen wir uns wie Bolle“, sagt Stadtkämmerer Gunther Füßle. Doch ein Patentrezept gebe es leider nicht, mit dem in diesem Beruf für Nachwuchs gesorgt werden könnte. Obwohl die Stadt auf vielen Wegen versucht, neue Pflegefachkräfte zu bekommen, sieht Füßle das Thema vor allem beim Bund. Dort müsse eine deutschlandweite Kampagne ins Leben gerufen werden, um dem Personalmangel in der Pflege entgegenzuwirken. Rosige Zeiten habe es übrigens in der Altenpflege bisher noch nicht oft gegeben. Also „Zeiten der Vollauslastung“. Die habe es vor einigen Jahren mal gegeben, aber „das waren seltene Momente“.
Wenn Kämmerer Gunther Füßle die Chance hätte, mehr als die aktuell fehlenden sechs Pflegefachkräfte zu bekommen, würde er zuschlagen. Zwar müsste dann mehr bezahlt werden als aktuell nötig. Doch durch den personellen Puffer könnten Fluktuationen, wie es sie durch Krankheit, Schwangerschaft und Kündigung in jedem Unternehmen gibt, aufgefangen werden. Und in einem Alten- und Pflegeheim ist ein solcher Puffer aus einem weiteren Grund von Vorteil: Sobald ein Bewohner eine höhere Pflegestufe erhält, erhöht sich automatisch auch die Zahl der Pflegefachkräfte, die im Heim arbeiten müssen.