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Allgäu
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Misshandlung von Rindern, Tierquälerei auf Bauernhöfen im Allgäu: Was dagegen getan werden kann

Kommentar

Wie lassen sich Missstände in Ställen vermeiden? Die Antwort ist einfach: gar nicht

Andreas Berger
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    Ob es Tieren gut geht, prüfen Veterinärämter, wenn sie dazu einen Anlass haben. Pauschal auf jeden Hof fahren sie nicht.
    Ob es Tieren gut geht, prüfen Veterinärämter, wenn sie dazu einen Anlass haben. Pauschal auf jeden Hof fahren sie nicht. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Wie lassen sich Missstände in Ställen vermeiden? Die Antwort ist einfach: leider gar nicht. Dennoch muss die Frage immer wieder gestellt werden. Nur so kann es gelingen, Ideen zu entwickeln, wie die Zahl solcher Fälle zumindest reduziert werden kann. Auch wenn es schwierig ist.

    „Mehr Überwachung per Kamera“ ist oft zu hören. Aber das funktioniert nicht. Welche Höfe sollen denn überwacht werden? Alle? Das wäre ein rechtlich nicht zulässiger Eingriff in Betriebe und Privatsphäre. Und wer sollte die Aufnahmen auch auswerten? Das wichtigste Argument aber: Die Masse der Landwirte macht ihre Arbeit engagiert und tiergerecht. Sie darf nicht unter Generalverdacht gestellt werden.

    Wer mehr Kontrollen fordert, muss für mehr Personal sorgen

    Mehr Kontrollen werden ebenfalls regelmäßig gefordert. Auch von Politikern. Immerhin: Dadurch könnten zumindest mehr Fälle aufgedeckt werden, in denen es um Vernachlässigung von Tieren geht. Unterernährung, mangelnde medizinische Versorgung, fehlende Stallhygiene sind für Fachleute gut zu erkennen. Von Veterinärämtern ist das bisher aber nicht zu leisten. Das Beispiel Oberallgäu zeigt: Sieben Vollzeitstellen sind für 2300 Rinder-Betriebe zuständig. Höfe mit anderen Tieren sind hier noch nicht berücksichtigt. Wer mehr Kontrollen fordert, muss dafür sorgen, dass es erheblich mehr Personal gibt.

    Doch selbst dann wären Missstände nicht auszuschließen. Etwa Tierquälerei. Dagegen wird vermutlich in den wenigsten Fällen etwas unternommen werden können, weil niemand ein Rind traktiert, während der Kontrolleur im Stall ist. Solche Misshandlungen sind auf den - streng betrachtet illegalen - Videos zu sehen, die die Organisation Soko Tierschutz im März an die Behörden weitergeleitet hat. Sie sollen nach Angaben der Tierrechtsaktivisten von einem Milchviehbetrieb im Unterallgäu stammen, heimlich aufgenommen. Die Szenen sind grausam.

    Gefahr der Vorverurteilung ist bei solch schockierenden Taten groß

    Bei solch schockierenden Taten ist die Gefahr der Vorverurteilung groß. Höchst emotional werden Forderungen formuliert, was angesichts der krassen Bilder nachvollziehbar ist. Doch über Schuld oder Unschuld entscheiden nicht Medien, Tierrechtsaktivisten und Landwirtschaftsbranche. Das Gericht fällt das Urteil. Das ist gut so. Nicht hilfreich dabei ist aber, wenn es Jahre dauert, bis solche Prozesse beginnen. Wie im Fall des oben genannten Milchviehbetriebes, der sich noch wegen ähnlicher Vorwürfe aus dem Jahr 2019 verantworten muss. Das schwächt das Vertrauen in Staat und Justiz.

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