Viele Menschen gehen aktuell auf die Straße, um für ihre Ziele zu protestieren. Mal versammeln sich sie an einem Ort, oft laufen sie durch Städte oder fahren - wie neuerdings bei den sogenannten Bauerndemos - mit Fahrzeugen wie Traktoren herum.
Die Allgäuer Zeitung berichtet regelmäßig in der gedruckten Zeitung und online über Demos und nennt dabei häufig auch Teilnehmerzahlen. Wie kommen wir als Redaktion zu diesen Zahlen? Wie die Polizei? Und wie verlässlich sind diese Zahlen - zumal dann, wenn die Angaben von Veranstaltern, Polizei und Augenzeugen stark voneinander abweichen? Diese Fragen haben uns zuletzt öfter erreicht. Ein Überblick.
Woher hat die Allgäuer Zeitung bei Berichten über Demos die Teilnehmerzahlen?
Als Redaktion nutzen wir für die Berichterstattung über Veranstaltungen drei Quellen: eigene Beobachtungen, wenn Reporterinnen oder Reporter vor Ort sind, die Polizei, und die offiziellen Veranstalterangaben, sofern es sie gibt. Auch die von uns veröffentlichen Teilnehmerzahlen basieren auf diesen Quellen.
Was ist, wenn die von Polizei und Veranstaltern genannten Teilnehmerzahlen stark voneinander abweichen?
In diesen Fällen machen wir das in der Regel im Artikel kenntlich und nennen beide Zahlen.
Wie errechnet die Polizei die Teilnehmerzahlen bei Demos?
Teilnehmerzahlen werden laut Polizeipräsidium Schwaben Süd/West von den Beamten vor Ort entweder geschätzt oder gezählt. Es gebe keine einheitliche Festlegung, wann welches Verfahren zum Einsatz kommt, sagt Sprecher Holger Stabik. Genauer sei natürlich die Zählung. Die biete sich vor allem dann an, "wenn die Menge nicht zu groß und die Objekte und Personen mehr oder weniger statisch sind, um nicht doppelt erfasst zu werden."
Wie läuft die Schätzung von Teilnehmerzahlen durch die Polizei genau ab?
Bei einer Schätzung nehmen die Beamtinnen und Beamten kleine Teilmengen zur Hilfe, um so auf eine Gesamtzahl zu kommen. "Bei einer sich fortbewegenden Versammlung werden die Personen auf einem bestimmten Abschnitt geschätzt oder gezählt und die Anzahl auf die Gesamtlänge des Zuges übertragen", so der Polizeisprecher. Ähnlich sei es bei stationären Versammlungen. Auch hier werde die Anzahl der Teilnehmer auf einer Teilfläche geschätzt oder gezählt, und das Ergebnis dann auf die Gesamtfläche übertragen.
Ähnlich machen es auch unsere Reporterinnen und Reporter vor Ort, wenn sie Teilnehmerzahlen schätzen müssen.
Warum weichen die Zahlen von Polizei und Veranstaltern oft stark voneinander ab?
Veranstaltern von Demos liegt häufig daran, ihre Veranstaltungen als besonders erfolgreich darzustellen. Deshalb setzen sie die Teilnehmerzahlen tendenziell höher an. Die Polizei wiederum betont, bei Veranstaltungen eine neutrale Rolle einzunehmen. "Eine Zählung oder Schätzung abhängig von Thematik oder Teilnehmerkreis erfolgt nicht", so Stabik.
Welche Rolle nimmt die Allgäuer Zeitung bei der Berichterstattung über Veranstaltungen ein?
Die Allgäuer Zeitung hat sich dem Pressekodex verpflichtet und damit dem Ziel, korrekt und wahrheitsgemäß zu berichten. Das bedeutet zum Beispiel, Nachrichten und Meinungsbeiträge voneinander zu trennen und Meinungsbeiträge klar als solche zu kennzeichnen. Das bedeutet aber auch, transparent zu machen, wenn Sachverhalte nicht ganz eindeutig sind oder Fehler passieren. Beides gilt auch im Fall von Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen. Deshalb machen wir kenntlich, aus welcher Quelle die veröffentlichten Zahlen stammen.
Klar ist: Wo Menschen arbeiten, können Fehler passieren. Das ist auch bei uns so. Unterlaufen uns Fehler, etwa, weil Teilnehmerzahlen im Laufe einer Veranstaltung stark geschwankt sind, sich nach der Erstveröffentlichung online noch einmal verändert haben, oder sich im Nachhinein als tatsächlich nicht korrekt erwiesen haben, bemühen wir uns um transparente Korrektur.