Was Boris Becker und Michael Schumacher einst für den Tennis- und Motorsport waren, könnten die Weltmeister Dennis Schröder, Andreas Obst oder Franz Wagner bald für das deutsche Basketball sein. Der WM-Boom macht sich immer deutlicher bemerkbar, auch lokale Vereine wie die SG Heising-Kottern bekommen diese Entwicklung zu spüren.
Basketballboom bei der SG Heising-Kottern
Die Basketballabteilung kann der Menge an Nachwuchsspielern aufgrund fehlender Kapazitäten schon nicht mehr gerecht werden. Patrick Hirmer, Abteilungsleiter der SG Heising-Kottern, ist schon seit über 30 Jahren im Basketball aktiv. Nachdem der 42-Jährige bereits vor über 15 Jahren als Abteilungsleiter der SG fungierte, kehrte er vor einigen Jahren ins Allgäu zurück und leitet seit Februar 2021 wieder die sportlichen Geschicke der Basketballabteilung.
Im Bezirksliga-Team geht es um einen Neustart
Viel unterschiedlicher als bei der SG Heising-Kottern könnten die Vorzeichen zwischen Jugend- und Herrenmannschaft nicht sein: Während der Nachwuchs kaum noch in den U-Mannschaften untergebracht werden kann, musste die Bayernliga-Mannschaft vor anderthalb Jahren wegen Personalmangels aufgelöst werden und in der Bezirksliga zum Neustart ansetzen. „Unser Herrenteam ist aktuell eher semi-leistungsorientiert ausgerichtet und spielt ´just for fun´. Viele unserer Spieler sind in einem Alter, in dem sie sich gerade im Beruf etablieren oder eine Familie gründen. Da gibt es verständlicherweise Wichtigeres als Basketball“, erklärt Hirmer.
In der Bezirksliga Süd steht die SG nach zwei Siegen und zwei Niederlagen auf dem letzten Tabellenplatz, hat allerdings auch noch zwei Spiele nachzuholen. Am Samstag (14.15 Uhr) steht das letzte Spiel in diesem Kalenderjahr beim TSV Schwaben Augsburg II an.
Die Nachwuchsarbeit boomt - aber die Sache hat einen Haken
Der Jugendbereich der SG Heising-Kottern ist in vier Mannschaften (U18, U16, U14 und U12) unterteilt, die allesamt in den jeweiligen Bezirksligen am Spielbetrieb teilnehmen. „Wir konzentrieren uns auf die Jugendarbeit, da die Kinder in unserem Verein groß werden und sich mit dem Klub identifizieren sollen. In den Nachwuchsmannschaften erleben wir von Jahr zu Jahr mehr Zuwachs“, sagt Hirmer. In Zahlen bedeutet dies einen Anstieg um 47 Jugendspieler seit 2020. Damals kam die Basketballabteilung auf 106 Mitglieder, heute sind es bereits 160.
Die Abteilung erlebe einen derart großen Ansturm, dass derzeit sogar Kinder und Jugendliche abgelehnt werden müssen. „Unser größtes Problem ist der Mangel an Trainingskapazitäten, da uns die Trainingszeiten in den Sporthallen fehlen. Von Seiten der Stadt gibt es keine freien Kapazitäten mehr, daher versuchen wir nun, auf Eigeninitiative in Sporthallen von anderen Trägern unterzukommen“, sagt Hirmer. Zudem erschwert ein akuter Trainermangel die Planungen der Abteilung.
Aber woher kommt die plötzliche Basketball-Begeisterung? Abteilungsleiter Hirmer meint: „Ich denke, dass Basketball bei den Menschen immer mehr ins Bewusstsein rückt und dadurch interessanter wird. Umso ärgerlicher, dass wir derzeit nicht den ganzen Hype abgreifen können.“
So sieht die Zukunftsplanung der SG Heising-Kottern aus
Hirmer hat klare Vorstellungen, wie er eine „gesunde und nachhaltige“ Basketballabteilung auf die Beine stellen möchte: „Die Jugendlichen sollen im Optimalfall gemeinsam unsere Nachwuchsteams durchlaufen und dabei den Sport, aber auch andere Fähigkeiten und Werte erlernen. Unsere U18 soll dann als Sprungbrett für die Herrenmannschaft dienen.“ Die SG Heising-Kottern investiert viel in die Nachwuchsarbeit – das soll sich bezahlt machen. „Es wäre schön, in drei bis fünf Jahren die ersten Jugendspieler in der Herrenmannschaft zu etablieren. Auf lange Sicht möchten wir auch im Herrenbereich wieder höher spielen“, sagt Hirmer.
Man wolle im Jugendbereich zunächst im Allgäu, dann in Schwaben und wenn möglich in noch höheren Sphären zur festen Größe werden: „Wir engagieren uns so gut es geht, um sicherzustellen, dass dieser Ansturm auf unseren Sport erhalten bleibt. Jeder Allgäuer, der Bock auf Basketball hat, soll zu uns kommen können.“