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Klappt die Integration von Kindern aus der Ukraine an Schulen im Allgäu?

Integration von Kindern aus der Ukraine

So klappt die Integration von ukrainischen Kindern an Allgäuer Schulen

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    Einfach ist die Integrationsarbeit für niemanden – weder für Schüler noch Lehrkräfte, sagen Betroffene. Wie gut ukrainische Kinder integriert sind, hänge auch von ihnen selbst ab.
    Einfach ist die Integrationsarbeit für niemanden – weder für Schüler noch Lehrkräfte, sagen Betroffene. Wie gut ukrainische Kinder integriert sind, hänge auch von ihnen selbst ab. Foto: Robert Michael

    Seit über zwei Jahren werden ukrainische Schülerinnen und Schüler nun schon an bayerischen Schulen unterrichtet. Laut Kultusministerium waren Ende Februar 32.400 ukrainische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gemeldet. Rund 5200 sitzen in schwäbischen Klassen. Wie gut sind sie mittlerweile integriert? Schulleiter, Lehrer und Schulämter geben einen Einblick.

    Handys helfen Lehrkräften im Unterricht zu übersetzen

    Vieles habe sich eingespielt, aber manchmal sei die Integration immer noch schwer zu bewältigen, sagt Bernhard Meyer, Leiter der Grund- und Mittelschule in Obergünzburg im Ostallgäu. Das liege auch an der Sprachbarriere. Lehrkräfte würden sich im Unterricht teilweise mit Handys behelfen, um etwa Aufgaben zu übersetzen. Die Schule hat mehr Kinder aufgenommen als andere in der Region: 20 ukrainische Jugendliche sitzen dort an der Mittelschule und acht Kinder an der Grundschule im Unterricht.

    Sie haben zusätzlichen Deutschunterricht. Doch nicht überall fruchte der Sprachkurs, sagt Meyer. Derzeit laufe etwa in der 8. Klasse eine Praktikumswoche. Ein ukrainischer Schüler musste von einem Betrieb wieder nach Hause geschickt werden - er hatte bei der ersten Einweisung zu wenig verstanden.

    Große Unterschiede bei Sprachkenntnissen von ukrainischen Kindern

    Es gebe ukrainische Kinder, die sich schon gut auf Deutsch unterhalten könnten, sagt Tamara Hüppe. Andere müssten die Deutschklassen dreimal wiederholen. Hüppe ist Sozialpädagogin und arbeitet an der Mittelschule in Füssen. Die Ukrainerin engagiert sich seit Kriegsbeginn für ihre Landsleute im Allgäu und in der Heimat. Bei der Arbeit begegneten ihr Kinder, die massive Probleme hätten. Es falle ihnen schwer, die in der Schule geforderten Leistungen abzuliefern.

    Manche von ihnen, sagt Hüppe, hätten sich wohl auch im Unterricht in der Ukraine schwer getan. Doch für die Lehrkräfte sei nicht leicht herauszufinden, was die Ursachen für die Probleme der Schüler sind. Diese liegen auch abseits der Sprachbarriere: "Viele Kinder werden durch äußere Umstände ausgebremst", sagt sie und nennt Kriegs-Traumata oder den Verlust eines Familienmitglieds im Krieg.

    Simone Fleischmann: Integration sei "gesamtgesellschaftliche Aufgabe"

    Diese Schülerinnen und Schüler aufzunehmen, sei eine "gesamtgesellschaftliche Aufgabe", sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes. Darüber sei man sich auch im Bildungsausschuss des Landtags einig. Dabei sei es wichtig, alle Schularten einzubinden, wenn es um die Integration der ukrainischen und generell der Kinder mit Migrationshintergrund gehe. Bislang liege diese Last jedoch hauptsächlich auf den Schultern der Grund- und Mittelschulen. Realschulen oder Gymnasien seien deutlich weniger betroffen.

    Der Sonthofener Mittelschul-Leiter Reinhard Gogl schätzt, dass Grund- und Mittelschulen etwa 80 Prozent der geflüchteten Kinder aufnehmen. Das bestätigen Zahlen aus dem Ostallgäu: Von den 372 ukrainischen Schülerinnen und Schülern sind 281 in Grund- und Mittelschulen untergebracht, teilt das Schulamt mit. Laut Kultusministerium soll sich das jedoch ab nächstem Schuljahr ändern. Dann sollen sogenannte "schulartunabhängige Deutschklassen" eingeführt werden.

    Wegfall von Brückenklassen - was kommt dann an bayerischen Schulen?

    Sie "richten sich an neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Herkunftsländer, die aufgrund ihres Alters den Jahrgangsstufen 5 und 6 zuzuordnen sind", teilt eine Sprecherin mit. Sie könnten wegen mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht in Regelklassen nicht folgen.

    Ein häufiger Vorwurf: Die Qualität des Unterrichts leide, wenn Lehrkräfte viele Nicht-Muttersprachler betreuen müssten. Das sei jedoch nur der Fall, wenn in Klassen beispielsweise mehr als vier Kinder sitzen, die Deutsch als Fremdsprache haben, sagt Herbert Rotter, Direktor des Schulamts Oberallgäu-Lindau-Kempten. Das sieht auch Schulleiter Gogl so. Er sagt: Die Integration der Kinder sei allgemein eine große Herausforderung. (Lesen Sie auch: Genderverbot in Bayern - das sind die Reaktionen)

    Diese zu bewältigen, brauche oft "viel Kraft und gute Nerven" - und deutlich mehr Lehrkräfte. Manche ukrainische Kinder könnten sich nur schwer für den Unterricht motivieren. Weil sie ihre Zukunft nicht in Deutschland sehen, sagt Gogl: "Die wollen zurück nach Hause." An seiner Grundschule hätten 40 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund - Ukrainer machten davon etwa 26 Prozent aus. Ihm sei es wichtig zu betonen: "Wir machen keinen Unterschied bei den Kindern." Ungezählte positive Beispiele zeigten zudem, dass Integration klappt.

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