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Bayerns Erdgaspläne am Alpenrand sorgen für Ärger

Energieversorgung

Bayerns Erdgaspläne am Alpenrand sorgen für Ärger

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    An einer Wiese steht ein von Greenpeace installiertes gelbes X. Gegen eine hier geplante Bohrung nach Erdgas protestiert unter anderem eine Bürgerinitiative.
    An einer Wiese steht ein von Greenpeace installiertes gelbes X. Gegen eine hier geplante Bohrung nach Erdgas protestiert unter anderem eine Bürgerinitiative. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Schon in wenigen Wochen könnten am Alpenrand die ersten neuen Erdgasbohrungen in Bayern seit mehr als einem Jahrzehnt beginnen - doch der Widerstand wächst. Neben Umweltschützern und Anwohnern fordern auch der Landrat des Landkreises Landsberg am Lech, Thomas Eichinger (CSU), und der gesamte Rat der betroffenen Gemeinde Reichling ein Verzicht.

    Im Juni hat das Bergamt Südbayern der Firma Genexco Gas die Probebohrung genehmigt. Das Konzessionsgebiet "Lech Ost" ist mehr als 100 Quadratkilometer groß und erstreckt sich bis zum Ammersee. Im September könnte es losgehen.

    Die Bohrung liegt laut Greenpeace nur rund 150 Meter von einem europäischen Schutzgebiet für bedrohte Tiere und Pflanzen entfernt und 200 Meter neben dem Trinkwasserschutzgebiet sowie im Einzugsbereich der Trinkwasserquelle der Gemeinde.

    Wie viel Gas hier gefördert werden kann, ist unklar. Laut Greenpeace wird auf ein 500 Millionen Kubikmeter umfassendes Erdgasfeld spekuliert, das 15 Jahre ausgebeutet werden soll.

    Landrat schickt Protestbrief an Aiwanger

    Landrat Eichinger will die Bedenken hinsichtlich Umwelt, Verkehr, Gesundheit und Klimaschutz dieser Tage als Protestbrief an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nach München schicken. Die Bohrung ist zwar schon genehmigt, jedoch fehlt noch die Fördergenehmigung.

    Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger bestätigt auf Anfrage, dass "dieser Brief rein rechtlich keinerlei Einfluss auf das Genehmigungsverfahren nimmt, der Gemeinderat verspricht sich hierbei ein landespolitische Kehrtwende zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen in unserer Gemeinde."

    Gasförderung in Bayern schon lange auf niedrigem Niveau

    Seit den 1950er Jahren wurden laut Ministerium im bayerischen Alpenland fast 60 Gasfelder entdeckt – viele Vorkommen sind längst ausgebeutet. Bayern deckte in den 1970er Jahren etwa 30 Prozent seines Gasbedarfes aus heimischen Lagerstätten, inzwischen sind es nur noch circa 0,1 Prozent.

    Im Zuge der Energiewende und der Abkehr von russischen Gasimporten ist die Bedeutung von Gas bei der Energieversorgung zwar zurückgegangen - es ist aber nach Mineralöl noch immer der wichtigste fossile Energieträger im Freistaat und deckt knapp ein Fünftel des Primärenergieverbrauchs. Erdgas wird in Deutschland vor allem in der Industrie und zum Heizen verwendet. Mehr als 90 Prozent wird über Gaspipelines importiert.

    Ministerium verzichtet freiwillig auf Förderabgabe

    Im Münchner Wirtschaftsministerium werden neue Gasbohrungen in Bayern nach eigenen Angaben wohlwollend behandelt: Man unterstütze angesichts hoher Preise auch die Suche nach heimischem Erdgas, teilte das Ministerium Ende September 2022 mit.

    Wie sehr Erdgasförderungen der Regierung in München willkommen sind, zeigt sich auch in der Tatsache, dass die Staatsregierung freiwillig auf eine Förderabgabe nach dem Bundesbergbaugesetz verzichtet.

    Aiwanger selbst spricht bei Erdgas gerne von einer klimafreundlichen Brückentechnologie, verglichen mit der Verbrennung von Öl oder Kohle galt. Doch dieses Image ist aus Sicht von Experten überholt: Gas heize das Klima mehrfach auf – durch Methanemissionen bei Förderung, Speicherung und Transport sowie durch CO2-Emissionen bei der Verbrennung.

    Grüne: Aiwanger ist Geisterfahrer in Energiepolitik

    "Aiwanger gibt Gas – aber in die falsche Richtung. Wie ein Geisterfahrer unterstützt er die Erschließung neuer dreckiger Erdgasquellen, anstatt seine Energie auf den dringend nötigen Ausbau der Windkraft zu konzentrieren", sagte Bayerns grüner Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann. Während Windkraftbetreiber hohe Gebühren zahlen müssten, um Anlagen im Staatsforst zu errichten, dürfe das Unternehmen Genexco Gas in Reichling quasi umsonst das Gas ausbeuten.

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