Blitzatlas 2020 für Bayern: Am häufigsten schlug der Blitz in Kempten ein
Mystische Stimmung am Hopfensee: In Bayern hat es 2020 am häufigsten geblitzt - besonders am Alpenrand. In Kempten hat der Blitz am häufigsten eingeschlagen.
Bild: Sonja Huber (privat)
Mystische Stimmung am Hopfensee: In Bayern hat es 2020 am häufigsten geblitzt - besonders am Alpenrand. In Kempten hat der Blitz am häufigsten eingeschlagen.
Bild: Sonja Huber (privat)
Sechs der zehn blitzreichsten Städte und Kreise sind in Bayern. Bayernweit liegt Kempten auf Platz 1. Ein weitere Allgäuer Kreis liegt unter den Top10.
Aktualisiert um 18.30 Uhr - Der Alpenrand war vergangenes Jahr Bayerns mit Abstand blitzreichste Region. Am häufigsten schlug es mit 5,1 Blitzen pro Quadratkilometer in Kempten ein, wie der Siemens Blitz-Informationsdienst am Donnerstag mitteilte. Dahinter folgen die Landkreise Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Lindau mit Werten zwischen 4,2 und gut 4,7 Blitzen pro Quadratkilometer.
Auch deutschlandweit reicht das für Spitzenplätze: Zwar ist die Blitzdichte in Wolfsburg (5,8) noch ein Stück höher als in Kempten, doch die Plätze zwei, drei, fünf, sechs, sieben und acht (Kreis Lindau) gehen nach Bayern (Lesen Sie auch: Tipps: So verhält man sich bei Gewitter in den Bergen richtig)
Trotz der vielen Blitzeinschläge gab es laut Polizei in Kempten im Vorjahr keine durch Blitze ausgelösten Brände oder andere größere Schäden. Im Kreis Lindau gab es einen Überspannungsschaden in der Schule in Heimenkirch, sonst sind auch keine größeren Schäden durch Blitzeinschlag bekannt.
Blitze sind fingerdick und 30.000 Grad heiß
Es geht es um viel Strom, der da auf die Erde donnert. In den laut Diplom-Meteorologe Joachim Schug etwa fingerdicken, 30.000 Grad heißen Blitzen fließen Stromstärken bis etwa 300.000 Ampere, manchmal auch mehr. Normale Haushaltssteckdosen sind üblicherweise mit zehn bis 16 Ampere abgesichert – ein Bruchteil. Dennoch sind die vielen Blitze in der Region nicht besonders schadensträchtig.
Ob es in einem Jahr oft oder seltener blitzt (im Vorjahr lag das Plus bei 21 Prozent) hängt vor allem von den Wetterlagen ab, sagt Schug von Meteogroup. „Ein bisschen Klimawandel ist aber mit drin.“ Denn je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit nimmt die Luft auf. Und wird es schwüler, kracht es öfter.
Es gebe professionelle Systeme, deren Empfänger die elektromagnetischen Signale der Blitze erkennen, erläutert Schug. Das Prinzip kennen viele vom Radiohören: Es ist das Knacksen bei Lang- und Kurzwelle. Die Blitzempfänger arbeiten auf freien Frequenzen ohne Musik. Und: Im heutigen DAB-Radio knacksen Blitze nicht mehr.
Nähe zum Alpenrand spielt bei Gewittern eine Rolle
"Bei den vorwiegend bayerischen Stadt- und Landkreisen unter den Top-10 spielt sicherlich die Nähe zum Alpenrand eine große Rolle", sagte der Leiter des Siemens Blitz-Informationsdienstes, Stephan Thern. Im Ranking der Landeshauptstädte hat München mit einer Blitzdichte von 2,2 die Nase sogar ganz vorne.
Auch blitzärmste Städte liegen in Bayern
Insgesamt zählte Siemens vergangenes Jahr im Freistaat 113.967 Blitze - 1,6 pro Quadratkilometer. Dabei liegen auch die bundesweit blitzärmsten Städte in Bayern. In Coburg schlug es nur ein einziges Mal ein, in Bamberg zwei Mal. Das sind Blitzdichten von 0,02 und 0,03 pro Quadratkilometer.
Die Blitze werden mit Hilfe von rund 160 miteinander verbundenen Messstationen in Europa gemessen. Obwohl zwischen den Sensoren bis zu 350 Kilometer liegen, können die Blitzeinschläge damit auf bis zu 50 Meter genau ermittelt werden.
Zahlen und Fakten zum Blitzatlas:
Der Blitz-Altas verzeichnete 2020 rund 399.000 Blitzeinschläge in Deutschland – 21 Prozent mehr als 2019
die Stadt Wolfsburg in Niedersachsen ist Blitz-Hauptstadt 2020
die Stadt Kempten liegt bundesweit auf Platz 2, bayernweit auf Platz 1
In Coburg, Bamberg und Mainz wurde die geringsten Blitzdichten gemessen
der 13. Juni war der blitzreichste Tag 2020 mit über 89.000 Einschlägen
Bilderstrecke
Brutale Naturgewalt: Zahlen und Fakten zu Gewitter
Für die einen sind sie ein faszinierendes Naturspektakel, anderen jagen sie gehörigen Respekt ein: Gewitter. Hier spannende Fakten zu Blitzen.
Bild: Nicolas Maeterlinck, dpa
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Bild: Nicolas Maeterlinck, dpa
Gewitter kündigen sich im Sommer meist schon am Tage mit schwüler, feuchter Luft an. Wenn sich schon am Mittag kleine Quellwolken auftürmen, kann das ein Anzeichen für ein Gewitter am Abend sein. Kurz vor dem Unwetter bilden sich dann die typischen aufgetürmten Wolken.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Gewitter kündigen sich im Sommer meist schon am Tage mit schwüler, feuchter Luft an. Wenn sich schon am Mittag kleine Quellwolken auftürmen, kann das ein Anzeichen für ein Gewitter am Abend sein. Kurz vor dem Unwetter bilden sich dann die typischen aufgetürmten Wolken.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Ursache für Sommergewitter ist feuchte Luft am Boden, die von der Sonne aufgeheizt wird und nach oben steigt. Wintergewitter entstehen bei starker Abkühlung in der Höhe. Die wärmere Luft kühlt langsam ab und bildet in mehreren Kilometern Höhe hoch aufgetürmte Wolken.
Bild: Valentin Gensch, dpa
Ursache für Sommergewitter ist feuchte Luft am Boden, die von der Sonne aufgeheizt wird und nach oben steigt. Wintergewitter entstehen bei starker Abkühlung in der Höhe. Die wärmere Luft kühlt langsam ab und bildet in mehreren Kilometern Höhe hoch aufgetürmte Wolken.
Bild: Valentin Gensch, dpa
Innerhalb der Wolken entstehen elektrische Spannungen, die sich kurzschlussartig entladen. Die Folge: Es blitzt und kracht am Himmel.
Bild: Christoph Schmidt, dpa
Innerhalb der Wolken entstehen elektrische Spannungen, die sich kurzschlussartig entladen. Die Folge: Es blitzt und kracht am Himmel.
Bild: Christoph Schmidt, dpa
In Deutschland schlagen nach DWD-Angaben jährlich etwa zwei Millionen Blitze ein.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
In Deutschland schlagen nach DWD-Angaben jährlich etwa zwei Millionen Blitze ein.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Blitze können zwischen Wolken hin und her sausen, aber auch auf die Erde treffen.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Blitze können zwischen Wolken hin und her sausen, aber auch auf die Erde treffen.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Dieses spektakuläre Bild von Gewitterwolken über Kempten gelang unserem Fotografen Ralf Lienert.
Bild: Ralf Lienert (Archiv)
Dieses spektakuläre Bild von Gewitterwolken über Kempten gelang unserem Fotografen Ralf Lienert.
Bild: Ralf Lienert (Archiv)
Wenn sich Blitze entladen, können Stromstärken von bis zu 400.000 Ampere entstehen. Wird ein Mensch vom Blitz getroffen, kann das zu einem Herzstillstand oder schweren Verbrennungen führen. Auch Gehirn und Nervensystem können vom Stromschlag Schaden nehmen.
Bild: Hartl, dpa
Wenn sich Blitze entladen, können Stromstärken von bis zu 400.000 Ampere entstehen. Wird ein Mensch vom Blitz getroffen, kann das zu einem Herzstillstand oder schweren Verbrennungen führen. Auch Gehirn und Nervensystem können vom Stromschlag Schaden nehmen.
Bild: Hartl, dpa
In Deutschland sterben im Schnitt vier Menschen im Jahr bei Blitzunfällen, 110 werden verletzt. Das berichtet der VDE Ausschuss Blitzschutz und Blitzforschung.
Bild: Patrick Pleul, dpa
In Deutschland sterben im Schnitt vier Menschen im Jahr bei Blitzunfällen, 110 werden verletzt. Das berichtet der VDE Ausschuss Blitzschutz und Blitzforschung.
Bild: Patrick Pleul, dpa
Auch für Weidetiere können Gewitter gefährlich werden. Immer wieder kommt es zum Beispiel vor, dass Kühe sterben, weil neben ihnen ein Blitz eingeschlagen hat.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Auch für Weidetiere können Gewitter gefährlich werden. Immer wieder kommt es zum Beispiel vor, dass Kühe sterben, weil neben ihnen ein Blitz eingeschlagen hat.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Bei einem Blitz können in Sekundenbruchteilen Temperaturen von etwa 30.000 Grad Celsius entstehen. Die Luft erhitzt sich und dehnt sich explosionsartig aus - je nach Entfernung hört man ein Grummeln oder lautes Krachen.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Bei einem Blitz können in Sekundenbruchteilen Temperaturen von etwa 30.000 Grad Celsius entstehen. Die Luft erhitzt sich und dehnt sich explosionsartig aus - je nach Entfernung hört man ein Grummeln oder lautes Krachen.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Da der Schall langsamer ist als das Licht, kann man aus dem Abstand von Blitz und Donner die Entfernung des Gewitters abschätzen. Vergehen drei Sekunden ist das Unwetter etwa einen Kilometer entfernt.
Bild: Fabian Sommer, dpa (Archiv)
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Bild: Fabian Sommer, dpa (Archiv)
Buchen sollst du suchen, vor Eichen sollst du weichen - heißt es zumindest im Volksmund, wenn ein Gewitter aufzieht. Doch das ist falsch. Da sich der Blitz in der Regel hohe Objekte sucht, sind Bäume kein guter Schutz. Experten raten mindestens zehn Meter Abstand zu halten und sich möglichst in e...
Bild: Matthias Balk, dpa
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Das Auto ist bei Gewitter ein sicherer Ort. Die Karosserie bildet einen sogenannten faradayschen Käfig und leitet den Blitz ab. Autos mit vielen Kunststoffteilen oder Cabrios bieten aber weit weniger Schutz.
Bild: Patrick Pleul, dpa
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Bild: Patrick Pleul, dpa
Wetterexperte erklärt, warum 2021 ein Gewitter-Sommer ist
Spannend wird sein, wie der Blitzatlas für 2021 ausfallen wird: Denn in diesem Sommer blitzt und donnert es besonders häufig. Meteorologen sprechen in diesem Jahr von einem "Gewitter-Sommer". Meteorologe Markus Übel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach vergleicht die Wetterlage im Sommer 2021 mit einem Kochtopf: "In der Luft sind viel Energie und Feuchtigkeit. Es beginnt zu brodeln, irgendwann platzen die Blasen." Das tun sie - wettermäßig - seit etwa Mitte Juni. Warme Luftmassen über dem Boden würden auf breiter Front in die Höhe gedrückt, wo sie abkühlen. Daraus entstehende Wolken wachsen zu Gewitterkomplexen, die sich vielerorts mit Starkregen entladen, wie der Meteorologe erläuterte.
Der Tag danach: Die Ausmaße des Unwetters im Oberallgäu
Vollgelaufene Keller, überflutete und verdreckte Straßen: Die Ausmaße des Unwetters im südlichen Oberallgäu sind am Dienstag deutlich zu sehen. Die Aufräumarbeiten laufen. Alle Infos zum Unwetter in der Region gibt es hier.
Bild: Benni Liss
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