Forstwirtschaftsmeister Gerhard Briechle ist einer der besten Motorsäger Deutschlands, Experte für Sicherheit bei der Waldarbeit und hilft auch bei der Weiterentwicklung von Motorsägen.
Bild: Ulrich Weigel
Forstwirtschaftsmeister Gerhard Briechle ist einer der besten Motorsäger Deutschlands, Experte für Sicherheit bei der Waldarbeit und hilft auch bei der Weiterentwicklung von Motorsägen.
Bild: Ulrich Weigel
Die Motorsäge und Gerhard Briechle sind eins. Wenn der 50-Jährige die Maschine anwirft, wäre es untertrieben, einfach nur vom Könner zu reden. Da handelt es sich eher um eine innige Beziehung. Mann – Werkzeug – Technik. Das hat das Zeug für Klischees, wenn Heimwerker vielleicht stolz drei Motorsägen ihr eigen nennen. Drei? Briechle hat etwa 20 Stück daheim – und darunter natürlich auch Lieblingssägen – aber er ist ja auch kein Heimwerker.
Der verheiratete Forstwirtschaftsmeister und Familienvater (50) ist in einer besonderen Situation. Ok, er begeistert sich auch für Taekwondo, Ski- und Motorradfahren – doch daneben drehen sich fast alle Hobbys um die Säge. Was vielleicht mit daran liegen mag, dass unter seinen Vorfahren schon mehrere Generationen im Holz tätig waren.
Sportler: Seit 1998 ist Briechle in der deutschen Nationalmannschaft und stellte nicht nur den seit Jahren gültigen Weltrekord im Kettenwechsel auf: 8,93 Sekunden. Zudem hat der mehrfache Weltmeister im Kettenwechsel eine Reihe Titel bei Landes- und Deutschen Meisterschaften errungen – und mit der Nationalmannschaft auch etliche Spitzenplätze bei Weltmeisterschaften der Waldarbeiter.
In der „Formel 1 der Waldarbeit“ gibt es mehrere Disziplinen: Die Teilnehmer müssen sich neben dem Kettenwechsel im Präzisions- und Kombinationsschnitt und bei der Entastung beweisen. Königsdisziplin ist das Fällen eines Baumes, denn der soll einen Pfahl in 15 Meter Entfernung treffen. Jeder Zentimeter Abweichung bringt Punktabzug. Zur Vorbereitung auf Wettkämpfe hat Briechle einen eigenen Trainingsplatz.
Entwickler: Briechle ist an der Weiterentwicklung von Motorsägen beteiligt und gibt als Mitglied des „Stihl Teams Deutschland“ immer wieder Anregungen. So wurden etwa neue Krallenanschläge entwickelt: Die sind nun in der Mitte kürzer, oben und unten dafür länger – was laut Briechle die Sicherheit beim Arbeiten erheblich verbessert. Zu den Neuerungen zählen auch „Kleinigkeiten“, wie Muttern, die man trotz starker Vibrationen einer Säge nicht verliert.
Sicherheitsexperte: Der 50-Jährige ist Beauftragter für Arbeitssicherheit beim Forstbetrieb Sonthofen. Dass die ihre eigenen Leute im Blick haben, liegt auf der Hand. Augenmerk gilt aber auch auf Privatleute, die im Staatsforst selbst Brennholz machen wollen. Das wird nämlich nur erlaubt, wenn man einen Motorsägen-Schein besitzt. Weil die Kettensägen alles andere als harmlos sind, hält Briechle es grundsätzlich für unabdingbar, so einen Kurs zu machen, für den zwei Tage eigentlich eh zu wenig seien. Gedanken, die ihm auch durch den Kopf schießen, wenn er in irgendwelchen Gärten Privatleute ohne Schutzausrüstung in kurzen Hosen mit der Motorsäge hantieren sieht. Briechle findet es nicht richtig, dass jeder eine Motorsäge ohne Fähigkeitsnachweis kaufen darf. Das Gefährlichste, warnt er, sei freilich das Baumfällen.
Forstler: Hauptberuflich arbeitet Briechle beim Forstbetrieb Sonthofen (Bayerische Staatsforsten). Dort ist er für Sicherheit, Arbeitsmittel und Forstartikel zuständig und zudem Einsatzleiter, um beauftragte Privatunternehmen in ihre Arbeit einzuweisen, den Fortgang zu überprüfen und am Schluss abzurechnen.
Künstler: Mit Schnitzsägen lassen sich auch besondere Dinge gestalten wie zum Beispiel ein Formel-1-Rennwagen, den Briechle gemeinsam mit einem Freund sägte. 2,7 Meter lang, 1, 4 Meter breit und 0,7 Meter hoch entspreche das Werk einem originalen Formel-1-Wagen im Verhältnis 1:2.
Vereinsmensch: Der 1996 gegründete Verein „Waldarbeitermeisterschaften Bayern“ will der Öffentlichkeit den Beruf Forstwirt näher bringen und veranstaltet auch Wettkämpfe/Meisterschaften. Briechle ist Vorsitzender des Vereins.