Deutschlands Nachbarn verbannen gerade Handys aus der Schule. Ende Februar kündigte Dänemark ein Smartphone-Verbot an, am Montag dieser Woche folgte Österreich. In Deutschland gibt es dazu bisher kaum politische Vorgaben, die Regeln legen meist die Schulen fest. Entsprechende Schritte werden aber diskutiert. CDU-Chef Friedrich Merz beispielsweise sagte noch im Wahlkampf, ein solches Verbot sei „eine vernünftige Antwort zumindest für die Grundschule“. Auch die AfD forderte das in ihrem Wahlprogramm. SPD und Grüne lehnen solche Vorschläge ab.
Nun ist Bildung Ländersache. Die Kultusminister haben dazu unterschiedliche Positionen. Zuletzt wurde das Thema im Rahmen der Kultusministerkonferenz im Dezember diskutiert. Die Initiative kam damals aus Hessen. Kultusminister Armin Schwarz (CDU) wünscht sich schon länger ein bundesweites Verbot von Smartphones an Schulen. Weil das wegen der Hoheit der Länder schwierig sein dürfte, hofft er auf ein gemeinsames Vorgehen seiner Kolleginnen und Kollegen.
Bayern stellt sich gegen ein weitreichendes Verbot von Handys an Schulen
Kommende Woche treten die Kultusminister wieder zusammen. Im Vorfeld des Treffens ist von einer gemeinsamen Linie aber wenig zu spüren. Bayern beispielsweise, das die Regelungen erst 2022 gelockert hat, will Handys nicht komplett verbannen. „Auch in der Schule spielen sie im Rahmen der Medienbildung eine zentrale Rolle“, sagte Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) unserer Redaktion. Dabei müssten aber „altersgemäße Grenzen“ beachtet werden, der Einsatz müsse „pädagogisch sinnvoll“ sein. In Bayern gilt ein Handyverbot nur an Grundschulen. Auch andere Länder, darunter Baden-Württemberg, stellen sich gegen weitreichende Vorgaben.
Über die Gefahren exzessiven Medienkonsums herrscht dagegen weitgehend Einigkeit. Erst am Mittwoch wurde das wieder bekräftigt. In Berlin stellte die DAK eine Studie vor, die die Krankenkasse gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) umgesetzt hat. Das Ergebnis: Mehr als 25 Prozent aller 10- bis 17-Jährigen zeigen eine riskante oder krankhafte Nutzung sozialer Medien. In absoluten Zahlen sind das 1,3 Millionen junge Menschen. Als süchtig gelten fast fünf Prozent. Damit sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht zurückgegangen, liegen aber immer noch deutlich über dem Niveau der Vor-Corona-Zeit.

Das kann ernste Folgen haben. In der Studie ist von „Leistungseinbrüchen in der Schule“ die Rede, bis hin zum „Schulversagen“. Außerdem warnen die Forscher vor sozialer Isolation, vor allem durch „den Verlust von Freizeitinteressen“. Besonders betrifft das die Jungen: Sechs Prozent von ihnen zeigen Symptome einer krankhaften Nutzung digitaler Medien, bei den Mädchen sind es nur etwas mehr als drei Prozent.
„Deutschland braucht ein neues Schulfach Gesundheit“
Ein Verbot an Schulen lehnen die Autorinnen und Autoren der Studie aber ab. DAK-Chef Andreas Storm, früher Bundestagsabgeordneter (CDU) und Staatssekretär im Bildungsministerium, sagte mit Blick auf die Kultusministerkonferenz: „Uns hilft jetzt keine kontroverse Diskussion über ein Handyverbot für Schülerinnen und Schüler.“ Stattdessen sollten sie den richtigen Umgang damit lernen. „Deutschland braucht ein neues Schulfach Gesundheit“, forderte er. Vorbilder gebe es in anderen Ländern, beispielsweise Großbritannien. Einen anderen Vorschlag bringt Burkhard Blienert (SPD) ins Spiel, Sucht-Beauftragter der Bundesregierung. „Schon aufgrund ihrer bloßen Mechanik braucht es für Plattformen wie TikTok klare Altersgrenzen, und zwar nicht im Kleingedruckten der Netzwerke, sondern klar und verbindlich“, sagte er unserer Redaktion. „Und Verstöße müssen umgehend geahndet werden. Eine Alterskontrolle ist unerlässlich.“
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