Hans Bienert präsentiert einen Teil seines Oldtimer-Fuhrparks. Der Rentner sitzt am Steuer eines schicken Borgward (Isabella Cabriolet, 1958). Im Hintergrund von links: ein Mercedes 230/8 aus dem Jahr 1970, ein VW Samba Bus (1963) mit 23 Fenstern, ein original Berliner Taxi von 1930 und ein Allgaier-Traktor aus dem Jahr 1951.
Bild: Tobias Schuhwerk
Hans Bienert präsentiert einen Teil seines Oldtimer-Fuhrparks. Der Rentner sitzt am Steuer eines schicken Borgward (Isabella Cabriolet, 1958). Im Hintergrund von links: ein Mercedes 230/8 aus dem Jahr 1970, ein VW Samba Bus (1963) mit 23 Fenstern, ein original Berliner Taxi von 1930 und ein Allgaier-Traktor aus dem Jahr 1951.
Bild: Tobias Schuhwerk
"Meine Sammlung beschäftigt mich Tag und Nacht. Das hält jung", sagt Hans Bienert und lacht so laut, dass sich beinahe die Balken seines Museums in Lautrach (Unterallgäu) biegen. Der gebürtige Hesse hat Temperament hoch fünf. Dazu kommen exzellente Technikkenntnisse. Der Malermeister arbeitete viele Jahre als bautechnischer Berater für einen Großkonzern.
Seine Begeisterung für Tüftler und Konstruktionen wirkt so ansteckend, dass ihm Anbieter manchmal kurzerhand einen Freundschaftspreis für ein historisches Schmuckstück machen. "Die wissen, dass ich eine ehrliche Haut bin und das ihre Schätze bei mir den Platz bekommen, den sie verdienen."
Auf 400 Quadratmetern hat Hans Bienert ein Privatmuseum eingerichtet, das seines Gleichen sucht. Im Mittelpunkt: seine Oldtimer-Sammlung. "Ich wollte mit ausgewählten Fahrzeugen die ganze Bandbreite der Automobilentwicklung von Anfang an bis in die 1960er Jahre darstellen."
Das ist ihm gelungen. Seine älteste Lady stammt aus dem Jahr 1906! Die Motorkutsche der Firma Holsman/Chicago erwarb er vor einigen Jahren in Kaiserslautern.
Es ist das erste motorgetriebene Fahrzeug mit einem Rückwärtsgang. Mit viel Liebe zum Detail restaurierte er sie - und erhielt sogar die Straßenzulassung. Wenn er mit seiner Frau Elke darauf Platz nimmt, tragen die beiden die passenden historischen Outfits. "Oldtimer verpflichten", sagt Hans Bienert.
Zu seinen zuverlässigsten und spektakulärsten Fahrzeugen gehört eine "Tin Lizzie" (Baujahr 1912/20 PS). Zwischenzeitlich war dieses Modell aus dem Hause Ford das meistverkaufteste Automobil der Welt. Von 1908 bis 1927 wurden in den Vereinigten Staaten 15 Millionen Stück gebaut.
Heute existiert nur noch ein Bruchteil davon. Noch seltener ist das Modell Ford A "Berliner Taxi" von 1930. "Davon gibt es nach meinen Recherchen nur noch drei Stück", sagt Hans Bienert. Umso mehr freut es den Technik-Freak, dass eines davon in seinem Museum steht.
Genau so wie beispielsweise der 1. Verbrennungsmotor von Gottfried Daimler aus dem Jahre 1896. Oder ein alter Kult-Traktor Lanz Glühkopf von 1938. Ganz zu schweigen von Raritäten wie einem Rasierklingenschärfeschleifgerät (ja, das gab's wirklich) oder Rollschuhe von 1850.
Für seine Recherchen durchforstet Bienert stundenlang das Internet und reist tausende von Kilometern zu diversen Anbietern. Schließlich umfasst seine Sammlung weit mehr als "nur" Autos. Er dokumentiert in seinem Privatmuseum auch ganz nebenbei die Entwicklung der Kaffeemaschine von 1750 bis heute. Oder die kuriosen Evolutionsschritte von Bügeleisen, Schreibmaschinen oder Telefonen. "Ich kann mich über solche Dinge freuen wie ein Schneekönig", sagt Bienert, der aus einfachen Verhältnissen stammt.
Die Faszination an der Technik begann für ihn 1952 mit zehn Jahren. Als er für einen Bauern Kirschen sammelte, fuhr ein ein Händler mit einem "VW Bus Samba" vor, um sie abzuholen. Damals kam Hans Bienert das Gefährt mit seinen 23 Glasfenstern unerreichbar und riesig vor. Heute steht ein Exemplar davon in seinem privaten Fuhrpark.
Wenn er mit ihm durch die Gegend fährt, kann er bis heute sein Glück kaum fassen.
P.S.: Nach Absprache gibt Hans Bienert auch Führungen in seinem Museum. Telefon: 08394 331.