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Amadeus goes Balkan

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    14807017080Logo_Festival_Vielsaitig.pdf Foto: beckmann

    Das Rezept ist ganz einfach: Man nehme Originalnoten von Wolfgang Amadeus Mozart, gebe sie vier musikalischen Ausnahmetalenten, mische sie mit Groove, Swing und Csárdás und verpacke sie in eine gut erfundene Reisegeschichte. Man salze das Ganze mit waghalsigem Spielwitz und wähle ein schwindelerregendes Tempo. Was dabei herauskommt, konnten die begeisterten Zuhörer im bis auf den letzten Platz gefüllten Kaisersaal beim Festival Vielsaitig erleben: Christoph König (Violine), Maurice Maurer (Violine), Miroslav Nisic (Akkordeon) und Matthias Hacker (Kontrabass) präsentierten ihr vielseitiges Programm „Mozartovic“ mit Improvisationen über bekannte Werke von Mozart, der nach Recherchen der Gruppe auch den Balkan besucht haben muss, „was seinen Stil einschneidend geprägt hat, denn er kehrte nicht mehr in die Wiener Klassik zurück“. So war es jedenfalls aus der kurzweiligen Moderation der Geiger zu erfahren.

    Den Anfang machte der erste Satz der Violinsonate KV 304. Das Quartett beginnt nahezu im Originalsatz Mozarts, wobei sich die beiden Geiger die Themen gegenseitig zuspielen. Schon bald mündet das Ganze in eine waghalsige Improvisation der vier Jazzmusiker, ehe das Stück wieder zu Mozarts Originalsatz zurückkehrt, sich beruhigt und verhalten verklingt. Großartig und genial! Anschließend findet man Mozart bei einem Grillfestival in Serbien. Selbstverständlich beginnt diese „Balkansonate KV 331“ mit einem Akkordeonsolo, zumal Nisic in Serbien geboren wurde. Die vier Musiker stellen sich nicht nur in diesem Satz immer wieder in neuen Formationen auf und spielen sich die Motive zu. Das furiose Stück endet in einem virtuosen Square Dance. Aus dieser Sonate stammt auch „Alla Turca“, eines der bekanntesten Melodien von Mozart. Diese erklingt aber zunächst mit einer Zigeunerweise, die nach orientalischen Motiven bald in Mozarts Satz in ein höllisches Tempo übergeht.

    Geldsorgen waren Anlass, weshalb Mozart ein Requiem komponierte – sein letztes Werk. Daraus spielte das Ensemble das stimmungsvolle „Lacrimosa“. Hier beginnen die Jazzgeiger zweistimmig, das Akkordeon macht den Nachschlag. Schon bald geht der Bass in einen swingenden Sound über, bis die Geigenarie im Originalsound verklingt. Herausragend war auch das Sicilianoadagio aus Mozarts 23. Klavierkonzert. Ein Lesefehler war der Grund, weshalb das Finale aus Mozarts 5. Violinkonzert nicht „tückisch“, sondern „türkisch“ interpretiert wurde. Laut den Nachforschungen von „Uwaga!“ reiste Mozart auf einem Floss auch nach Jamaika, wo er das Adagio seines 3. Violinkonzerts mit Bob Marlys Song „No Woman No Cry“ kombinierte. Das Ergebnis: „Reggae Violinkonzert“. Bewundernswert!

    Zwischen so viel Mozart erklangen auch Eigenkompositionen, wie „Kein Weltuntergang“. Hier wurden die Violinen als Rhythmusinstrumenten verwendet: entweder durch das Anschlagen einer Rassel auf den Geigencorpus oder „col legno“, mit dem umgedrehten Bogenholz auf die Saiten geschlagen. Mit Astor Piazzollas „Esqualo“ führte die Reise nach Argentinien und zum Tango. Schließlich wird das Geheimnis des Bandnamens „Uwaga!“ gelüftet. Als sich die vier Musiker 2007 in Castrop-Rauxel zur ersten Probe trafen, hatten sie noch keinen Namen. Beim ersten Konzert in Polen fiel ihnen das „Uwaga“ (= Achtung!) auf vielen Schildern auf. Eine bessere kostenlose Werbung kann man sich nicht wünschen! Zu den herausragenden Interpretationen zählte schließlich Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen in Kombination mit einem spanischen Gitarrenkonzert, bei dem die drei Streicher um die Wette zupfen. Ein furioses Werk, das in einem virtuosen Csárdás endet.

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