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Trio Amelio begeistert Publikum im Kaisersaal des Füssener Barockklosters St. Mang

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Richtungsweisende Werke für Klaviertrio erklingen im Füssener Kaisersaal

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    Meisterwerke für Klaviertrio präsentiert das Amelio Trio. Von links: Johanna Schubert (Violine), Philipp Kirchner (Klavier) und Merle Geißler (Violoncello).
    Meisterwerke für Klaviertrio präsentiert das Amelio Trio. Von links: Johanna Schubert (Violine), Philipp Kirchner (Klavier) und Merle Geißler (Violoncello). Foto: Klaus Wankmiller

    Neben dem Streichquartett zählt das Klaviertrio zu den beliebtesten Formationen der Kammermusik. Wie unterschiedlich Musik für diese Besetzung sein kann, zeigte ein herausragendes Konzert des Amelio Trios im Kaisersaal des ehemaligen Benediktinerklosters St. Mang in Füssen. Johanna Schubert (Violine), Merle Geißler (Violoncello) und Philipp Kirchner (Klavier) überzeugten nicht nur durch technische Perfektion, sondern zeigten Gefühl, starken Ausdruck, Virtuosität und Musikalität.

    Ein vorweggenommener Wiener Walzer

    Den Auftakt machte das 29. Klaviertrio von Joseph Haydn, dem Stammvater dieser Gattung. Das Werk entstand auf seiner zweiten Londonreise und zeigt die Experimentierfreude des Meisters: Das „Poco Allegretto“ ist ein marschähnlicher Satz, an den sich zahlreiche Variationen anfügen – wie aus einem Guss von den drei Instrumentalisten vorgetragen. Es ist einer der tiefsinnigsten Triosätze, die Haydn je geschrieben hat. Der langsame Satz „Andantino et innocentemente“ entführt in die ferne Tonart H-Dur. Genau genommen ist es ein Siciliano, das von Traumwelten erzählt. Dem Finale Presto fügte Haydn in der Londoner Originalausgabe den Zusatz „in the German Style“ hinzu. Hier handelt es sich um einen schwungvollen deutschen Tanz, der den Wiener Walzer schon vorwegnimmt – ein Ohrenschmaus!

    Versicherungsagent prägt Musikgeschichte Nordamerikas

    Charles Ives war von Beruf Versicherungsagent, das Komponieren sein Hobby. Doch gerade er prägte die Musikgeschichte Nordamerikas. Anlass für die Entstehung seines einzigen, wenig gespielten Klaviertrios war ein Klassentreffen an der Universität im Jahr 1904. Der erste Satz „Moderato“ beschreibt das Treiben der älteren Studenten, die von einem Professor angesprochen werden. Dieser musikalische Diskurs führt zu immer neuen Klangvariationen, in denen die drei Instrumente oft gegeneinander agieren müssen, um sich wieder zu vereinen. Der zweite Satz hat die etwas seltsame Bezeichnung „TSIAJ. Presto“. Doch der Komponist hat das Rätsel selbst aufgelöst: „This Scherzo is a joke“. Dieser musikalische Witz ist eine Ansammlung von Studentenliedern, die sich teilweise ineinander verzahnen und auch bei den Interpreten für Schmunzeln sorgten. Den Anstoß für den Schlusssatz gab der Besuch eines Sonntagsgottesdienstes des Komponisten. Hier mischen sich religiöse Motive mit opernhafter Rhetorik und so verklingt dieses Werk ganz leise.

    Der Höhepunkt hat fast sinfonische Länge

    Höhepunkt des Abends war das Klaviertrio op. 65 von Antonín Dvořák in fast schon sinfonischer Länge. Es ist ein richtungsweisendes Werk des Komponisten, das eine neue Phase in seinem Leben einleitete. Melancholisch, geheimnisvoll und spannungsgeladen beginnt der erste Satz in der düsteren Tonart f-Moll, meisterhaft von den drei Musikern vorgetragen. Dvořák hatte mehrere Schicksalsschläge zu verarbeiten. Das Scherzo ist slawisch angehaucht und fast gespenstisch. Es spielt auf die Heimat des Komponisten an. Im Mittelteil erhellt sich die Stimmung, doch ziehen gleich wieder dunkle Schatten auf. Gerade diese wechselhafte Stimmung konnten die drei Musiker perfekt umsetzen. Das „Adagio“ ist die Herzmitte des Stücks und beginnt mit wehmütigen Streicherklängen. Diese Volksmelodie greift das Klavier in träumerischer Ruhe auf. Aufgewühlt und aggressiv klingt das Finale, doch endet dieses ausdrucksstarke Stück freudig in lebensbejahendem, strahlendem Dur. Kein Wunder, dass der Beifall für das Amelio Trio lautstark ausfiel. Die drei jungen Musiker bedankten sich als Zugabe mit einem „Allegretto“ von Ludwig van Beethoven, das ein wunderschöner Abschluss dieses eindrucksvollen Konzerts war.

    Info: Die Reihe der „Kaisersaalkonzerte“ im Füssener Barockkloster St. Mang setzen am Donnerstag, 31. Juli, ab 19 Uhr Marco Bronzi (Violine) und Davide Burani (Harfe) fort. Eintrittskarten (35 Euro, ermäßigt 32 Euro, Schüler und Studierende 20 Euro) gibt es in der Tourist Info Füssen, unter Telefon (0831) 206 55 55 sowie www.allgaeuticket.de

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