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Abgestürzter Ölpreis hat Folgen für die Region

Immenstadt/Kempten

Abgestürzter Ölpreis hat Folgen für die Region

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    Tankstelle in Herzmanns: Allgäublick
    Tankstelle in Herzmanns: Allgäublick Foto: Matthias Becker

    Auf der großen Anzeigetafel neben der Kreisstraße bei Immenstadt steht, dass der Liter Diesel am Montagmittag 1,17 Euro kostet. Super liegt bei 1,31 Euro – noch. Der Rohölpreis ist zum Wochenauftakt abrupt um etwa ein Drittel gefallen und damit so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Als Ursache gelten etwa die gescheiterten Verhandlungen des Ölkartells Opec mit den in der sogenannten „Opec+“-Gruppe zusammengefassten Förderländern wie Russland. Die Folgen dieses internationalen Preiskampfs sind in der Region bereits spürbar – zur Freude der Verbraucher.

    „Bei diesen Preisen schaut man, dass der Tank voll ist, und nutzt die Schwäche der Wirtschaft aus – so blöd sich das anhört“, sagt Christoph Huber und lacht. Der 28-Jährige aus Martinszell steht gerade an der Kasse der Tankstelle bei Immenstadt. Von dem Preiseinbruch habe er morgens im Internet gelesen. Sein Auto hätte er zwar ohnehin vollgetankt, aber den heimischen Heizölvorrat will er nun günstig auffüllen. So denken derzeit viele Menschen in der Region, bestätigt Daniel Filleböck, Geschäftsführer von Schuhmann-Öl in Kempten. Bis Montagmittag hätten bereits merklich mehr Menschen Mineralöl bestellt, sagt Filleböck. „Wobei die Nachfrage auch in den vergangenen Wochen nicht schlecht war.“

    Der Heizölpreis sei aktuell so niedrig wie seit etwa drei Jahren nicht mehr. „Wenn jemand jetzt für den nächsten Winter einkauft, macht er nichts verkehrt“, findet Filleböck. Zwar sei es möglich, dass der Preis noch weiter falle, „aber ein Spatz auf der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach.“

    Dass die niedrigeren Preise den Heizölverkauf ankurbeln, bestätigt Marc Deisenhofer, Geschäftsführer des bundesweit tätigen Mineralölhändlers Präg mit Sitz in Kempten. „Früher war es so, dass die Leute sich vor dem Winter mit Heizöl eingedeckt haben“, sagt er. Effizientere Heizungen und bessere Dämmungen sorgen jedoch dafür, dass manche Hausbesitzer nur noch alle drei Jahre Heizöl bestellen, dafür aber den Preisverlauf umso genauer beobachten – und nun zuschlagen.

    Der massive Preisverfall hat Filleböck und Deisenhofer – wie viele andere in der Branche – überrascht. „Man wusste, dass Opec und Russland nicht einer Meinung sind, aber dass es so eskaliert, konnte keiner wissen“, sagt Filleböck. Deutlicher wird Deisenhofer: „Ich kann mich in meiner 20-jährigen Berufslaufbahn nicht erinnern, dass der Preis schon einmal so eingebrochen ist.“

    Neben der angespannten Situation zwischen dem Opec-Kartell und Russland sei der Markt durch das Coronavirus ohnehin sensibel, erklärt Deisenhofer. Die Krankheit ist auch der Grund, dass er trotz der niedrigen Preise an den Tankstellen mit keiner höheren Nachfrage rechnet. „Die Leute bleiben wegen Corona daheim und Lieferketten werden unterbrochen“, sagt er.

    An der Tankstelle bei Immenstadt surrt derweil der Drucker und spuckt eine Nachricht aus der Zentrale aus: Alle Kraftstoffe werden jeweils einen Cent billiger. Siegfried Schweikart aus Rettenberg kümmert das weniger. „Ich fahre mit dem Auto nur zum Arbeiten, deshalb muss ich nur alle fünf bis sechs Wochen tanken“, sagt er. Aber seinen Heizöltank möchte er nun auffüllen – obwohl er das erst im Herbst gemacht hatte.

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