Bayern will bis 2040 klimaneutral sein. Deshalb ist jede Gemeinde gefordert, Potenziale zu suchen und ihren Energieverbrauch, wenn möglich, selbst aus erneuerbaren Energien zu decken. In Blaichach wird deshalb über Freiflächen-PV-Anlagen diskutiert, auch die Wasserkraft an der Gunzesrieder Ach soll ausgebaut werden, sagte auf Anfrage Bürgermeister Christof Endreß.
Hintergrund: Bis 2040 soll die Energiebilanz aus verbrauchter und erneuerbar erzeugter Energie weitestgehend ausgeglichen sein. Einen Weg zu diesem Ziel zeigt der Blaichacher Energienutzungsplan, der vom Institut für Energietechnik fertiggestellt und dem Gemeinderat im April vorgestellt wurde. Der jetzige Verbrauch an Energie (Strom, Wärme und Verkehr) beträgt demnach 123 Millionen Kilowattstunden. 20 Millionen Kilowattstunden werden laut der Studie derzeit selbst im Gemeindegebiet erzeugt, überwiegend über Wasserkraftnutzung. Die Gemeinde möchte diese Leistung deutlich steigern.
Ziel: Durch Wärmedämmung und PV-Anlagen könnten zwar weitere Einsparungen erreicht werden, aber dennoch müsste die Gemeinde Blaichach ihren Anteil an selbst erzeugter, erneuerbarer Energie um 235 Prozent steigern, um bis 2040 klimaneutral zu sein. Alleine sei das nicht zu schaffen. Blaichach habe sich deshalb an der Energiegesellschaft Oberallgäu beteiligt. So könnte Blaichach beispielsweise Windräder im Norden des Landkreises mitfinanzieren und bilanziell für sich nutzen. Blaichach selbst liegt im Windkraftausschlussgebiet. "Wir müssen großräumiger denken", sagt dazu der Bürgermeister. Es gibt aber auch konkrete Ideen für Blaichach.
Vorhaben: Auf 27 Hektar Grünland sollen Freiflächen-PV-Module zur Stromgewinnung bei Blaichach installiert werden. Die Tragekonstruktion der Module soll so sein, "dass dort weiterhin eine Rinderhaltung möglich ist", sagt Endreß. Es gebe dazu Modellversuche in der Schweiz. Endreß fügt an. "Wir wollen den Landwirten keinesfalls Flächen entziehen." Zudem soll die Wasserkraft ausgebaut werden. Derzeit gibt es bereits sechs Kraftwerke an der Gunzesrieder Ach, ein bis zwei weitere Anlagen sollen dort in den kommenden Jahren folgen. Auch das Gefälle der Trinkwasserleitungen wird beachtet: Das Quellwasser fließt vom höher gelegenen Gunzesried hinab ins Tal Richtung Blaichach. Diese Fließkraft soll eine Turbine beim Trinkwasser-Hochbehälter in Seifriedsberg zur Stromgewinnung nutzen. Dieses Vorhaben wird laut Endreß voraussichtlich bereits 2025 realisiert.
Verpflichtung: Blaichach verpflichtet sich laut Endreß "in Vorbildfunktion für den Klimaschutz zu fungieren und entsprechend für alle kommunalen Einrichtungen nach und nach Energieeinsparungen umzusetzen". Der verbleibende Bedarf soll aus erneuerbaren Quellen in der Region gedeckt werden.