Als sie sich in der Generaldebatte im Bundestag vor einer Woche in ungewohnt emotionaler Weise für schärfere Corona-Maßnahmen aussprach, trieben Angela Merkel auch die hohen Todeszahlen um. Die Kanzlerin war den Tränen nahe. Noch vor ihrer Rede hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Morgen einen bis dato traurigen Rekord vermeldet: 590 neue Corona-Tote waren dem Institut innerhalb eines Tages gemeldet worden. „Nicht akzeptabel“ sei das, sagte die Kanzlerin daraufhin im Bundestag. Doch genau eine Woche später folgte der nächste Rekord. 952 Tote meldete das RKI am 16. Dezember.
Die Zahl der Todesfälle ist zum Gradmesser in dieser Pandemie geworden: Welche Maßnahmen ergriffen oder unterlassen werden, immer steht die Frage im Raum, wie viele Tote die Gesellschaft dafür bereit ist, in Kauf zu nehmen. Keine andere Zahl fasst das Leid dieser Pandemie besser zusammen. 952 Corona-Tote bedeuten: 952 Mal verliert jemand die eigene Oma, den Opa, den Vater, die Mutter, den Sohn, die Tochter, die Partnerin oder den Partner. Gleichzeitig ist sie aber auch ein umstrittener Indikator: Wann zählt ein Verstorbener überhaupt als Corona-Toter? Ist die Person „an“ oder nur „mit“ dem Virus gestorben? Es lohnt sich also, diese Zahl genauer anzuschauen.
Corona-Todesfälle: Wie zählt das RKI?
Zunächst zur Zählweise: In seinem Lagebericht veröffentlicht das RKI täglich die Zahl der Corona-Toten. Diese Zahl sagt aber zunächst nichts über das Sterbedatum der Menschen aus, sondern lediglich, dass sie dem RKI im Vergleich zum Vortag neu gemeldet wurden. In diese Statistik gehen dann all jene Verstorbenen ein, bei denen ein Labor eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen hat und die in Bezug auf diese Infektion gestorben sind. Ob die aber alle „an“ oder einige nur „mit“ dem Virus gestorben sind, ist nicht klar. Die genaue Todesursache ist laut RKI in der Praxis schwierig zu bestimmen.
Bilderstrecke
Corona im Allgäu: Eine Chronologie der Krise in Bildern
Die Corona-Pandemie hat das Allgäu 2020 voll erfasst. Dass es so kommen würde, ahnte Ende Februar allerdings noch niemand. Damals waren zigtausende Allgäuer bei Bällen und Umzügen auf den Beinen - wie hier beim Faschingsumzug im Oberallgäuer Niedersonthofen.
Bild: Ralf Lienert
Die Corona-Pandemie hat das Allgäu 2020 voll erfasst. Dass es so kommen würde, ahnte Ende Februar allerdings noch niemand. Damals waren zigtausende Allgäuer bei Bällen und Umzügen auf den Beinen - wie hier beim Faschingsumzug im Oberallgäuer Niedersonthofen.
Bild: Ralf Lienert
Freitag, 28. Februar: Die Anspannung steigt. Die Nachfrage nach Hygiene-Produkten ist riesig, erste Veranstaltungen werden abgesagt. Auch das THW Memmingen packt bei der Beschaffung des Hygiene-Materials mit an.
Bild: THW
Freitag, 28. Februar: Die Anspannung steigt. Die Nachfrage nach Hygiene-Produkten ist riesig, erste Veranstaltungen werden abgesagt. Auch das THW Memmingen packt bei der Beschaffung des Hygiene-Materials mit an.
Bild: THW
Samstag, 29. Februar: Die erste nachgewiesene Infektion mit dem Coronavirus im Allgäu wird aus Pfronten gemeldet. Es handelt sich um einen 36-jährigen Mann aus Füssen, der bei Deckel Maho beschäftigt ist. Daraufhin bleibt das Werk zwei Tage geschlossen.
Bild: Benjamin Liss
Samstag, 29. Februar: Die erste nachgewiesene Infektion mit dem Coronavirus im Allgäu wird aus Pfronten gemeldet. Es handelt sich um einen 36-jährigen Mann aus Füssen, der bei Deckel Maho beschäftigt ist. Daraufhin bleibt das Werk zwei Tage geschlossen.
Bild: Benjamin Liss
Mittwoch, 4. März: 59 Schüler müssen in Lindau in häusliche Quarantäne, nachdem es „begründete Verdachtsfälle“ gibt.
Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)
Mittwoch, 4. März: 59 Schüler müssen in Lindau in häusliche Quarantäne, nachdem es „begründete Verdachtsfälle“ gibt.
Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)
Dienstag, 10. März: In Marktoberdorf findet der erste Corona-Massentest statt. Bayernweit dürfen keine Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern mehr stattfinden.
Bild: Heiko Wolf
Dienstag, 10. März: In Marktoberdorf findet der erste Corona-Massentest statt. Bayernweit dürfen keine Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern mehr stattfinden.
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Montag, 16. März: Im Kleinwalsertal und im Tannheimer Tal sowie in Jungholz schließen die meisten Geschäfte und Hotels. Touristische Übernachtungen darf es dort nicht mehr geben. Die Bundespolizei beginnt mit Grenzkontrollen.
Bild: Ingrid Grohe
Montag, 16. März: Im Kleinwalsertal und im Tannheimer Tal sowie in Jungholz schließen die meisten Geschäfte und Hotels. Touristische Übernachtungen darf es dort nicht mehr geben. Die Bundespolizei beginnt mit Grenzkontrollen.
Bild: Ingrid Grohe
Samstag, 21. März: Die von Ministerpräsident Markus Söder angeordneten Ausgangsbeschränkungen treten in Kraft. Nach draußen darf man nur noch alleine oder in Begleitung von Menschen aus dem eigenen Hausstand (Familien). Motorrad-Spritztouren sind verboten, auch Reisen innerhalb Deutschlands „ohne triftigen Grund“.
Bild: Claudia Goetting (Symbolbild)
Samstag, 21. März: Die von Ministerpräsident Markus Söder angeordneten Ausgangsbeschränkungen treten in Kraft. Nach draußen darf man nur noch alleine oder in Begleitung von Menschen aus dem eigenen Hausstand (Familien). Motorrad-Spritztouren sind verboten, auch Reisen innerhalb Deutschlands „ohne triftigen Grund“.
Bild: Claudia Goetting (Symbolbild)
Mittwoch, 8. April: Es wird bekannt, dass im Seniorenheim in Waal bei Buchloe fünf Bewohner und ein Mitarbeiter an Covid-19 gestorben sind.
Bild: Alexandra Hartmann
Mittwoch, 8. April: Es wird bekannt, dass im Seniorenheim in Waal bei Buchloe fünf Bewohner und ein Mitarbeiter an Covid-19 gestorben sind.
Bild: Alexandra Hartmann
Donnerstag, 16. April: Alle großen Feste im Allgäu sind abgesagt, darunter auch die Allgäuer Festwoche (Foto), der Memminger Fischertag und das Tänzelfest in Kaufbeuren.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Donnerstag, 16. April: Alle großen Feste im Allgäu sind abgesagt, darunter auch die Allgäuer Festwoche (Foto), der Memminger Fischertag und das Tänzelfest in Kaufbeuren.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Montag, 20. April: Die Bau- und Gartenmärkte öffnen wieder - so auch der Hornbach-Markt in Kempten. Mit einer Begleitperson, die nicht zum eigenen Hausstand gehört, darf man wieder joggen oder spazieren.
Bild: Ralf Lienert
Montag, 20. April: Die Bau- und Gartenmärkte öffnen wieder - so auch der Hornbach-Markt in Kempten. Mit einer Begleitperson, die nicht zum eigenen Hausstand gehört, darf man wieder joggen oder spazieren.
Bild: Ralf Lienert
Montag, 27. April: Bayern führt eine Maskenpflicht für Läden und im Nahverkehr ein. Auch in den Allgäuer Schulbussen fahren die Menschen nur noch "maskiert".
Bild: Ralf Lienert
Montag, 27. April: Bayern führt eine Maskenpflicht für Läden und im Nahverkehr ein. Auch in den Allgäuer Schulbussen fahren die Menschen nur noch "maskiert".
Bild: Ralf Lienert
Dienstag, 5. Mai: Der Freistaat kündigt weitere Lockerungen an. So entfällt die allgemeine Ausgangsbeschränkung bereits ab Mittwoch.
Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)
Dienstag, 5. Mai: Der Freistaat kündigt weitere Lockerungen an. So entfällt die allgemeine Ausgangsbeschränkung bereits ab Mittwoch.
Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)
Samstag, 9. Mai: 300 Menschen kommen in Kempten friedlich zusammen, um gegen die Anti-Corona-Maßnahmen zu demonstrieren (Foto). In den folgenden Tagen finden immer mehr Demonstrationen gegen die Auflagen im Allgäu statt.
Bild: Ralf Lienert
Samstag, 9. Mai: 300 Menschen kommen in Kempten friedlich zusammen, um gegen die Anti-Corona-Maßnahmen zu demonstrieren (Foto). In den folgenden Tagen finden immer mehr Demonstrationen gegen die Auflagen im Allgäu statt.
Bild: Ralf Lienert
Montag, 18. Mai: Die bayerischen Gaststätten dürfen nach wochenlangem Lockdown ihre Außenbereiche öffnen. Zahlreiche Allgäuer strömen in die Biergärten - so wie in der Brauereigaststätte "Zum Stift" in Kempten (Foto).
Bild: Ralf Lienert
Montag, 18. Mai: Die bayerischen Gaststätten dürfen nach wochenlangem Lockdown ihre Außenbereiche öffnen. Zahlreiche Allgäuer strömen in die Biergärten - so wie in der Brauereigaststätte "Zum Stift" in Kempten (Foto).
Bild: Ralf Lienert
Montag, 25. Mai: Die bayerischen Gaststätten dürfen ihre Innenräume öffnen. Das Personal muss einen Mund-Nase-Schutz tragen, die Gäste ebenfalls - außer am Tisch. Johanna Schörnick (Foto) freut sich, wieder Gäste im Kemptener Restaurant "Beim Fässle" Gäste empfangen zu dürfen.
Bild: Ralf Lienert
Montag, 25. Mai: Die bayerischen Gaststätten dürfen ihre Innenräume öffnen. Das Personal muss einen Mund-Nase-Schutz tragen, die Gäste ebenfalls - außer am Tisch. Johanna Schörnick (Foto) freut sich, wieder Gäste im Kemptener Restaurant "Beim Fässle" Gäste empfangen zu dürfen.
Bild: Ralf Lienert
Donnerstag, 4. Juni: Die Grenzen zwischen Österreich und Deutschland sind wieder offen - doch der Urlauberansturm bleibt erstmal aus. Das Kuriose: Während die Grenzkontrollen an der Walserschanze Geschichte sind, bleiben die grünen Grenzen ins Kleinwalsertal, wie am Hörnlepass in Riezlern (Foto), vorerst geschlossen.
Bild: Lukas Herr
Donnerstag, 4. Juni: Die Grenzen zwischen Österreich und Deutschland sind wieder offen - doch der Urlauberansturm bleibt erstmal aus. Das Kuriose: Während die Grenzkontrollen an der Walserschanze Geschichte sind, bleiben die grünen Grenzen ins Kleinwalsertal, wie am Hörnlepass in Riezlern (Foto), vorerst geschlossen.
Bild: Lukas Herr
Montag, 22. Juni: Weitere Corona-Lockerungen treten in Bayern in Kraft. In Innenräumen sind ab sofort Veranstaltungen bis zu 50 Personen erlaubt, im Freien dürfen es sogar maximal 100 sein. Auch in Geschäfte sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen dürfen mehr Menschen hinein. Hallenbäder, Saunen und Co. dürfen wieder öffnen und im Gottesdienst müssen nur noch 1,5 Meter Abstand gehalten werden.
Bild: Heinz Budjarek (Archivbild)
Montag, 22. Juni: Weitere Corona-Lockerungen treten in Bayern in Kraft. In Innenräumen sind ab sofort Veranstaltungen bis zu 50 Personen erlaubt, im Freien dürfen es sogar maximal 100 sein. Auch in Geschäfte sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen dürfen mehr Menschen hinein. Hallenbäder, Saunen und Co. dürfen wieder öffnen und im Gottesdienst müssen nur noch 1,5 Meter Abstand gehalten werden.
Bild: Heinz Budjarek (Archivbild)
Mittwoch, 1. Juli: Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbel, tritt ab Juli die Mehrwertsteuersenkung in Kraft. Lebensmittel werden fortan nur noch mit fünf statt sieben Prozent besteuert und sogenannte Luxusgüter mit 16 anstatt 19 Prozent. Auch im Allgäu, beispielsweise in Buchloe (Foto), geben einige Händler die Senkung an ihre Kunden weiter.
Bild: Alexandra Hartmann
Mittwoch, 1. Juli: Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbel, tritt ab Juli die Mehrwertsteuersenkung in Kraft. Lebensmittel werden fortan nur noch mit fünf statt sieben Prozent besteuert und sogenannte Luxusgüter mit 16 anstatt 19 Prozent. Auch im Allgäu, beispielsweise in Buchloe (Foto), geben einige Händler die Senkung an ihre Kunden weiter.
Bild: Alexandra Hartmann
Donnerstag, 30. Juli: In einer Wohngemeinschaft der Körperbehinderte Allgäu gGmbH in Kempten werden zunächst fünf Bewohner und zwei Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Anschließend müssen sich weitere 807 Kontaktpersonen einem Test unterziehen. Insgesamt sind 16 Ergebnisse positiv. Die infizierten Allgäuer müssen in Quarantäne.
Bild: Peter Steffen/dpa (Symbolbild)
Donnerstag, 30. Juli: In einer Wohngemeinschaft der Körperbehinderte Allgäu gGmbH in Kempten werden zunächst fünf Bewohner und zwei Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Anschließend müssen sich weitere 807 Kontaktpersonen einem Test unterziehen. Insgesamt sind 16 Ergebnisse positiv. Die infizierten Allgäuer müssen in Quarantäne.
Bild: Peter Steffen/dpa (Symbolbild)
Donnerstag, 6. August: Hunderte Reisende werden am Allgäu Airport in Memmingen täglich getestet. Wer nach seiner Rückkehr nicht in eine 14-tägige Quarantäne will, muss ein negatives Testergebnis vorweisen. Deshalb nutzen viele Menschen die kostenlose Testmöglichkeit direkt am Flughafen. Alle ankommenden Fluggäste können sich dort testen lassen - unabhängig davon, ob sie aus einem Risikogebiet kommen oder nicht.
Bild: Ralf Lienert
Donnerstag, 6. August: Hunderte Reisende werden am Allgäu Airport in Memmingen täglich getestet. Wer nach seiner Rückkehr nicht in eine 14-tägige Quarantäne will, muss ein negatives Testergebnis vorweisen. Deshalb nutzen viele Menschen die kostenlose Testmöglichkeit direkt am Flughafen. Alle ankommenden Fluggäste können sich dort testen lassen - unabhängig davon, ob sie aus einem Risikogebiet kommen oder nicht.
Bild: Ralf Lienert
Donnerstag, 20. August: Nach der zigtausendfachen Panne bei den Corona-Tests von Urlaubsrückkehrern baut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sein Kabinett um: Zur Verbesserung des Pandemie-Krisenmanagements wechselt der bisherige Bau- und Verkehrsstaatssekretär Klaus Holetschek (55, CSU) unbefristet ins bayerische Gesundheitsministerium. Der Jurist soll die zuletzt massiv in die Kritik geratene Ministerin Melanie Huml (beide CSU) im Kampf gegen das Virus unterstützen.
Bild: Peter Kneffel, dpa (Archivbild)
Donnerstag, 20. August: Nach der zigtausendfachen Panne bei den Corona-Tests von Urlaubsrückkehrern baut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sein Kabinett um: Zur Verbesserung des Pandemie-Krisenmanagements wechselt der bisherige Bau- und Verkehrsstaatssekretär Klaus Holetschek (55, CSU) unbefristet ins bayerische Gesundheitsministerium. Der Jurist soll die zuletzt massiv in die Kritik geratene Ministerin Melanie Huml (beide CSU) im Kampf gegen das Virus unterstützen.
Bild: Peter Kneffel, dpa (Archivbild)
Montag, 24. August: Die Quote an positiven Corona-Tests ist am Allgäu-Airport höher als an den anderen Verkehrsflughäfen in Bayern. Dies geht aus Zahlen des Gesundheitsministeriums hervor. Demnach liegt der Anteil am Memminger Flughafen bei 2,1 Prozent. In München sind es 0,7 und in Nürnberg 0,3 Prozent.
Bild: Ralf Lienert
Montag, 24. August: Die Quote an positiven Corona-Tests ist am Allgäu-Airport höher als an den anderen Verkehrsflughäfen in Bayern. Dies geht aus Zahlen des Gesundheitsministeriums hervor. Demnach liegt der Anteil am Memminger Flughafen bei 2,1 Prozent. In München sind es 0,7 und in Nürnberg 0,3 Prozent.
Bild: Ralf Lienert
Donnerstag, 3. September: Die Stadt Memmingen überschreitet als erste Allgäuer Kommune den Corona-Frühwarnwert. Die Stadt verzeichnet innerhalb von sieben Tagen 17 neue Infektionen. Das sind – hochgerechnet auf 100.000 Einwohner – 38,8 neue Fälle. Der Grenzwert liegt bei 35. Memmingen hat rund 44.000 Einwohner. Laut Stadtverwaltung stieg die Zahl der Infizierten von Dienstag auf Mittwoch sprunghaft um zehn Fälle auf 93 an.
Bild: Pressestelle Stadt Memmingen
Donnerstag, 3. September: Die Stadt Memmingen überschreitet als erste Allgäuer Kommune den Corona-Frühwarnwert. Die Stadt verzeichnet innerhalb von sieben Tagen 17 neue Infektionen. Das sind – hochgerechnet auf 100.000 Einwohner – 38,8 neue Fälle. Der Grenzwert liegt bei 35. Memmingen hat rund 44.000 Einwohner. Laut Stadtverwaltung stieg die Zahl der Infizierten von Dienstag auf Mittwoch sprunghaft um zehn Fälle auf 93 an.
Bild: Pressestelle Stadt Memmingen
Montag, 7. September: Es wird bekannt, dass die Stadt Memmingen den Corona-Warnwert überschreitet. Die Zahl der Corona-Infizierten stieg in der vorausgegangenen Woche um 31 Infektionen an. Um den Warnwert zu überschreiten, muss der Wert der 7-Tage-Inzidenz über 50 liegen. Das ist in Memmingen der Fall, denn dort liegt die 7-Tage-Inzidenz laut RKI bei 70,7. Memmingen ist damit der bayerische Spitzenreiter.
Bild: Ralf Lienert
Montag, 7. September: Es wird bekannt, dass die Stadt Memmingen den Corona-Warnwert überschreitet. Die Zahl der Corona-Infizierten stieg in der vorausgegangenen Woche um 31 Infektionen an. Um den Warnwert zu überschreiten, muss der Wert der 7-Tage-Inzidenz über 50 liegen. Das ist in Memmingen der Fall, denn dort liegt die 7-Tage-Inzidenz laut RKI bei 70,7. Memmingen ist damit der bayerische Spitzenreiter.
Bild: Ralf Lienert
Freitag, 11. September: Der Landkreis Unterallgäu nähert sich dem Corona-Frühwarnwert. 52 Landkreis-Bürger sind nachgewiesen mit dem Coronavirus infiziert. Die 7-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage bezogen auf 100.000 Einwohner – für den Landkreis liegt bei 32,6. Der Grenzwert wird ab 35 neuen Corona-Fällen in diesem Zeitraum überschritten.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Freitag, 11. September: Der Landkreis Unterallgäu nähert sich dem Corona-Frühwarnwert. 52 Landkreis-Bürger sind nachgewiesen mit dem Coronavirus infiziert. Die 7-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage bezogen auf 100.000 Einwohner – für den Landkreis liegt bei 32,6. Der Grenzwert wird ab 35 neuen Corona-Fällen in diesem Zeitraum überschritten.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Donnerstag, 24. September: Die Bundesregierung hat Vorarlberg als Risikogebiet eingestuft, die Zahlen steigen. Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner will dennoch nicht, dass die Grenzen zu Deutschland geschlossen werden.
Bild: Armin Weigel (Symbolbild)
Donnerstag, 24. September: Die Bundesregierung hat Vorarlberg als Risikogebiet eingestuft, die Zahlen steigen. Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner will dennoch nicht, dass die Grenzen zu Deutschland geschlossen werden.
Bild: Armin Weigel (Symbolbild)
Freitag, 2. Oktober: Jungholz und das Kleinwalsertal gelten nicht mehr als Corona-Risikogebiet. Roman Schuster, Sprecher der Privatvermieter im Kleinwalsertal sagt: „Wir sind glücklich, dass die Exklaven Vorarlberg und Jungholz jetzt nicht mehr zu den Risikogebieten Tirol und Vorarlberg gerechnet werden und die Reisewarnung von deutscher Seite entfällt.“
Bild: Ralf Lienert (Archiv)
Freitag, 2. Oktober: Jungholz und das Kleinwalsertal gelten nicht mehr als Corona-Risikogebiet. Roman Schuster, Sprecher der Privatvermieter im Kleinwalsertal sagt: „Wir sind glücklich, dass die Exklaven Vorarlberg und Jungholz jetzt nicht mehr zu den Risikogebieten Tirol und Vorarlberg gerechnet werden und die Reisewarnung von deutscher Seite entfällt.“
Bild: Ralf Lienert (Archiv)
Freitag, 16. Oktober: Das Beherbergungsverbot in Bayern ist aufgehoben. Zur Begründung sagte Staatskanzleichef Herrmann, dass man darauf setze, dass die Länder die Beschlüsse der Bund-Länder-Vereinbarung aus dieser Woche umsetzten. Derweil gilt im Nachbarbundesland Baden-Württemberg wieder eine Maskenpflicht im Unterricht.
Bild: Robert Michael, dpa (Symbolbild)
Freitag, 16. Oktober: Das Beherbergungsverbot in Bayern ist aufgehoben. Zur Begründung sagte Staatskanzleichef Herrmann, dass man darauf setze, dass die Länder die Beschlüsse der Bund-Länder-Vereinbarung aus dieser Woche umsetzten. Derweil gilt im Nachbarbundesland Baden-Württemberg wieder eine Maskenpflicht im Unterricht.
Bild: Robert Michael, dpa (Symbolbild)
Montag, 19. Oktober: Fast das gesamte Allgäu liegt seit Montag über dem Warnwert, allein Kempten liegt mit einem Wert von 34,7 noch knapp unter dem Frühwarnwert. Das Ostallgäu und Memmingen liegen am Montag sogar bei 68 und befinden sich damit weiter im roten Bereich der 7-Tage-Inzidenz.
Das Berchtesgadener Land hat inzwischen einen bundesweiten Rekordwert aufgestellt. Der 7-Tage-Inzidenz-Wert liegt aktuell bei 252,1. Es wird ein Lockdown angekündigt.
Bild: Matthias Balk, dpa
Montag, 19. Oktober: Fast das gesamte Allgäu liegt seit Montag über dem Warnwert, allein Kempten liegt mit einem Wert von 34,7 noch knapp unter dem Frühwarnwert. Das Ostallgäu und Memmingen liegen am Montag sogar bei 68 und befinden sich damit weiter im roten Bereich der 7-Tage-Inzidenz.
Das Berchtesgadener Land hat inzwischen einen bundesweiten Rekordwert aufgestellt. Der 7-Tage-Inzidenz-Wert liegt aktuell bei 252,1. Es wird ein Lockdown angekündigt.
Bild: Matthias Balk, dpa
Mittwoch, 21. Oktober: Memmingen, Lindau, das Ostallgäu und das Unterallgäu liegen auch am Mittwoch über der 7-Tage-Inzidenz von 50. Das bedeutet, dass in diesen Städten und Kreisen nach wie vor die verschärften "roten" Corona-Regeln gelten.
Memmingen hat mit einem Wert von 79,4 (Vortag 84) die höchste 7-Tage-Inzidenz im Allgäu.
Bild: Matthias Becker (Archiv)
Mittwoch, 21. Oktober: Memmingen, Lindau, das Ostallgäu und das Unterallgäu liegen auch am Mittwoch über der 7-Tage-Inzidenz von 50. Das bedeutet, dass in diesen Städten und Kreisen nach wie vor die verschärften "roten" Corona-Regeln gelten.
Memmingen hat mit einem Wert von 79,4 (Vortag 84) die höchste 7-Tage-Inzidenz im Allgäu.
Bild: Matthias Becker (Archiv)
Freitag, 23. Oktober: Ab jetzt gilt eine Testpflicht für Pendler aus Risikogebieten. Viele Österreicher ärgert dieser Zustand.
Die Marktoberdorfer sagen zudem ihren berühmten Faschings-Umzug ab - der Gaudiwurm 2021 findet nicht statt.
Bild: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)
Freitag, 23. Oktober: Ab jetzt gilt eine Testpflicht für Pendler aus Risikogebieten. Viele Österreicher ärgert dieser Zustand.
Die Marktoberdorfer sagen zudem ihren berühmten Faschings-Umzug ab - der Gaudiwurm 2021 findet nicht statt.
Bild: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)
Sonntag, 25. Oktober: Kempten, München und Kaufbeuren sind nun "dunkelrot". Vielerorts im Allgäu werden zudem die Sankt-Martins-Umzüge abgesagt.
Bild: Ralf Lienert
Sonntag, 25. Oktober: Kempten, München und Kaufbeuren sind nun "dunkelrot". Vielerorts im Allgäu werden zudem die Sankt-Martins-Umzüge abgesagt.
Bild: Ralf Lienert
Donnerstag, 29. Oktober: Alle kreisfreien Städte und Landkreise im Allgäu stehen auf "dunkelrot". Zudem wird erneut ein Rekordwert an Corona-Neuinfektionen in Deutschland erreicht: 16.774 Fälle.
Bild: Tabitha Fasser (Symbolbild)
Donnerstag, 29. Oktober: Alle kreisfreien Städte und Landkreise im Allgäu stehen auf "dunkelrot". Zudem wird erneut ein Rekordwert an Corona-Neuinfektionen in Deutschland erreicht: 16.774 Fälle.
Bild: Tabitha Fasser (Symbolbild)
25. November 2020: Die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten haben sich auf eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 23. Dezember geeinigt.
Zudem fordert Markus Söder eine Schließung aller Skilifte in Bayern bis zum 10. Januar. Wer in Bayern künftig die Grenze zu Österreich für einen Tagesausflug übertritt, muss zehn Tage in Quarantäne. In einem Altenheim in Memmingen sterben fünf Senioren an den Folgen einer Corona-Erkrankung.
Bild: Armin Weigel, dpa
25. November 2020: Die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten haben sich auf eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 23. Dezember geeinigt.
Zudem fordert Markus Söder eine Schließung aller Skilifte in Bayern bis zum 10. Januar. Wer in Bayern künftig die Grenze zu Österreich für einen Tagesausflug übertritt, muss zehn Tage in Quarantäne. In einem Altenheim in Memmingen sterben fünf Senioren an den Folgen einer Corona-Erkrankung.
Bild: Armin Weigel, dpa
Aufgrund eines hohen Inzidenzwerts gibt es in der Stadt Kaufbeuren strengere Regeln ab dem 7. Dezember.
Bild: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)
Aufgrund eines hohen Inzidenzwerts gibt es in der Stadt Kaufbeuren strengere Regeln ab dem 7. Dezember.
Bild: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)
Mittwoch, 16. Dezember: Der Lockdown-Light hat nicht ausgereicht, jetzt folgt der harte Lockdown. Von 16. Dezember bis 10. Januar gelten in Bayern Ausgangsbeschränkungen, Geschäfte müssen schließen und es gibt strengere Regeln für Kontaktpersonen. An Weihnachten ist eine Feier nur im engsten Familienkreis möglich. Ein Hausstand darf vier weitere Personen aus dem engsten Familienkreis einladen. Auch Silvester unterliegt wohl einer Ausgangssperre.
Bild: Christoph Soeder, dpa (Symbolbild)
Mittwoch, 16. Dezember: Der Lockdown-Light hat nicht ausgereicht, jetzt folgt der harte Lockdown. Von 16. Dezember bis 10. Januar gelten in Bayern Ausgangsbeschränkungen, Geschäfte müssen schließen und es gibt strengere Regeln für Kontaktpersonen. An Weihnachten ist eine Feier nur im engsten Familienkreis möglich. Ein Hausstand darf vier weitere Personen aus dem engsten Familienkreis einladen. Auch Silvester unterliegt wohl einer Ausgangssperre.
Bild: Christoph Soeder, dpa (Symbolbild)
Montag, 21. Dezember: Im Allgäu gelten wie im restlichen Bayern Ausgangssperren ab 21 Uhr. Doch immer wieder kommt es zu Verstößen. Die Polizei meldet von Grillpartys im Keller bis hin zu Betrunkenen im Straßenverkehr, die auf dem Nachhauseweg von Freunden sind. Die Zahlen der mit dem Coronavirus infizierten Menschen im Allgäu sind weiterhin hoch. Heute war Kempten mit einem 7-Tage-Inzidenzwert von 215,5 Spitzenreiter im Allgäu.
Bild: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild)
Montag, 21. Dezember: Im Allgäu gelten wie im restlichen Bayern Ausgangssperren ab 21 Uhr. Doch immer wieder kommt es zu Verstößen. Die Polizei meldet von Grillpartys im Keller bis hin zu Betrunkenen im Straßenverkehr, die auf dem Nachhauseweg von Freunden sind. Die Zahlen der mit dem Coronavirus infizierten Menschen im Allgäu sind weiterhin hoch. Heute war Kempten mit einem 7-Tage-Inzidenzwert von 215,5 Spitzenreiter im Allgäu.
Bild: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild)
Dienstag, 22. Dezember: Die Corona-Impfzentren in der Region stehen in den Startlöchern. In Kempten geht es am 27. Dezember in der Ari-Kaserne los. Zunächst ist das Personal aus Gesundheitsberufen an der Reihe. Die erste Lieferung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs, die nach Kempten geht, umfasst 975 Impfdosen. Oberbürgermeister Thomas Kiechle (rechts auf dem mittleren Bild) sagt: „Ich vertraue diesem Impfstoff.“
Bild: Ralf Lienert
Dienstag, 22. Dezember: Die Corona-Impfzentren in der Region stehen in den Startlöchern. In Kempten geht es am 27. Dezember in der Ari-Kaserne los. Zunächst ist das Personal aus Gesundheitsberufen an der Reihe. Die erste Lieferung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs, die nach Kempten geht, umfasst 975 Impfdosen. Oberbürgermeister Thomas Kiechle (rechts auf dem mittleren Bild) sagt: „Ich vertraue diesem Impfstoff.“
Bild: Ralf Lienert
Donnerstag, 31. Januar: Ein Silvester mit Feuerwerk, darauf müssen die Allgäuer im Corona-Jahr 2020 verzichten. Auch wenn die 7-Tage-Inzidenz in einigen Städten oder Landkreisen im Allgäu deutlich gesunken ist, ist es ein ruhiges Silvester. Die Sperrstunde ab 21 Uhr gilt auch zu Neujahr und vielerorts darf nur auf privatem Grund Feuerwerk gezündet werden.
Bild: Sieglinde Senser (Archivbild)
Donnerstag, 31. Januar: Ein Silvester mit Feuerwerk, darauf müssen die Allgäuer im Corona-Jahr 2020 verzichten. Auch wenn die 7-Tage-Inzidenz in einigen Städten oder Landkreisen im Allgäu deutlich gesunken ist, ist es ein ruhiges Silvester. Die Sperrstunde ab 21 Uhr gilt auch zu Neujahr und vielerorts darf nur auf privatem Grund Feuerwerk gezündet werden.
Bild: Sieglinde Senser (Archivbild)
Sonntag, 10. Januar: Einen Tag bevor die strengeren Corona-Maßnahmen gelten, zieht es zahlreiche Ausflügler und Tagestouristen ins südliche Ostallgäu. Besonders an den Seen herrscht Hochbetrieb. Unser Bild zeigt den Schwansee, wo sich Schlittschuhläufer tummeln.
Bild: Benedikt Siegert
Sonntag, 10. Januar: Einen Tag bevor die strengeren Corona-Maßnahmen gelten, zieht es zahlreiche Ausflügler und Tagestouristen ins südliche Ostallgäu. Besonders an den Seen herrscht Hochbetrieb. Unser Bild zeigt den Schwansee, wo sich Schlittschuhläufer tummeln.
Bild: Benedikt Siegert
Das gelingt eigentlich nur durch eine Obduktion. Der Bundesverband Deutscher Pathologen hat daher zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Pathologie sowie der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie Daten gesammelt. Die Wissenschaftler konnten auf Ergebnisse aus 154 Obduktionen zurückgreifen und stellten fest: „In mehr als drei Viertel der Obduktionen konnte die COVID-19-Erkrankung als wesentliche oder alleinige zum Tode führende Erkrankung dokumentiert werden.“ 82 Prozent der Obduzierten erfüllten demnach die Kriterien eines positiven Tests und wiesen Organschäden auf, die typisch für Covid-19 sind und die die Pathologen als Todesursache werteten.
Diese Erkenntnis ähnelt den Daten, die das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) angibt. Demnach liegen, Stand 18. Dezember, bei 92 Prozent der Corona-Fälle in Bayern Informationen zur Todesursache vor. Von den betreffenden Toten seien laut LGL wiederum 88 Prozent an Covid-19 gestorben und 12 Prozent an einer anderen Ursache. Die allermeisten Corona-Toten gehen also auch wirklich auf das Konto des Virus. Aber sterben durch Corona auch mehr Menschen?
Hier kommt ein Begriff ins Spiel, von dem derzeit häufiger die Rede ist: die sogenannte Übersterblichkeit. Von Übersterblichkeit spricht man, wenn die Sterbefallzahlen in einer Krisensituation über dem Niveau der Sterberate außerhalb dieser Krisensituation liegen. Vereinfacht gesagt: Es sterben mehr Menschen als normal.
Die Zahl der Toten in Deutschland schwankt von Jahr zu Jahr
Aber was bedeutet „normal“ in diesem Zusammenhang? 2019 starben in Deutschland 939.520 Menschen, das macht etwa 2.574 Tote pro Tag. In mehr als einem Drittel der Fälle sind Herz-/Kreislauferkrankungen für das Ableben verantwortlich, 3.059 Menschen sind 2019 etwa bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Aber die Zahl der Toten in Deutschland schwankt von Jahr zu Jahr. Im Winter 2017/2018 fiel die Grippewelle zum Beispiel besonders hart aus und ließ die Sterbefallzahlen in die Höhe steigen.
Wissenschaftler des Statistischen Bundesamtes benutzten daher den Durchschnitt aus den Jahren 2016 bis 2019, um die Übersterblichkeit in der Corona-Pandemie zu ermitteln. In einer Sonderauswertung haben sich die Statistiker aus Wiesbaden der Frage gewidmet, wie sich die Corona-Pandemie auf die Sterbefallzahlen auswirkt.
Vor allem im Frühjahr während der ersten Corona-Welle beobachteten sie „durchgehend und deutlich erhöhte Sterbefallzahlen im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.“ Zwischen dem 6. und 12. April starben 14 Prozent mehr Menschen als im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre. Und im gesamten April lag die Zahl der Gestorbenen mit zehn Prozent deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre. „Die Erhöhung der Sterbefallzahlen passt zu den Covid-19-Todesfällen“ sagt Felix zur Nieden, der als Experte für Demografie und Sterbefallzahlen am Statistischen Bundesamt arbeitet und an der Auswertung mitgearbeitet hat.
Nach dem Höhepunkt im April pendelte sich die wöchentliche Sterbefallzahl wieder rund um den Durchschnitt der Vorjahre ein. Ob das mit den getroffenen Maßnahmen zusammenhängt, kann zur Nieden aber nicht sicher beantworten: „Wir wissen ja nicht, wie es ohne die Maßnahmen gelaufen wäre“.
Der Anstieg des Todeszahlen im August hat einen anderen Grund
Im August gab es eine weitere Auffälligkeit: Die wöchentliche Sterbefallzahl lag in der 33. Kalenderwoche 20 Prozent über dem Wert der Vorjahre. Damals waren die Infektionszahlen aber niedrig. Von Corona-Toten sprach kaum jemand. Auch die Statistiker vermuten hinter dem Anstieg einen anderen Auslöser: die Hitzewelle 2020.
Mitte November, als die zweite Welle über das Land hereinbrach und der Lockdown light bereits in Kraft war, notierten die Statistiker für die 46. Kalenderwoche 19.161 Tote – acht Prozent mehr als im Durchschnitt der Vorjahre. Seither stagnieren die Infektionszahlen auf hohem Niveau. Das RKI meldete am 16. Dezember 952 Tote. Einen Tag später waren es 698 und darauf 813 Tote. "Für die zweite Welle deutet sich eine ähnliche Entwicklung wie zu Beginn der ersten an", schlussfolgert zur Nieden.
Allerdings lassen sich die Auswirkungen der zweiten Welle auf die gesamten Sterbefallzahlen bislang nur in Ansätzen quantifizieren. Mit Blick auf die erste Welle kommen zur Nieden und seine Mitautoren aber zu dem Schluss, „dass die Corona-Pandemie in Deutschland bisher vergleichsweise geringe Auswirkungen im Hinblick auf eine etwaige Übersterblichkeit hatte.“ Ein Zusammenhang zwischen hohen Sterbezahlen und der Zahl der Corona-Toten liege zwar nahe, gleichwohl hätten die Todesfälle durch Corona aber noch nicht die Dimension der Grippewelle 2018 erreicht.
Erste Corona-Welle: Was wäre ohne Lockdown passiert?
Dass das Virus aber ungefährlich oder weniger gefährlich als die Grippe sein könnte, weisen die Wiesbadener Statistiker zurück. Vielmehr deute die Entwicklung in Deutschland daraufhin, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hierzulande „vergleichsweise effizient eingesetzt wurden.“ Im Fachmagazin Nature veröffentlichten Wissenschaftler im Juni einen Artikel, der der Frage nachging, wie sich die Pandemie ohne einschränkende Maßnahmen entwickelt hätte.
Für Deutschland zählten sie von Beginn der Pandemie bis zum 4. Mai insgesamt 6.831 Corona-Tote. Wären keine Maßnahmen getroffen worden und hätte sich das Verhalten der Menschen überhaupt nicht geändert, schätzen die Wissenschaftler anhand ihres Modells die Todeszahlen auf einen Bereich zwischen 370.000 und 780.000 bis zum 4. Mai 2020.
Für die These der wirksamen deutschen Lockdown-Maßnahmen spricht auch der Vergleich mit anderen europäischen Ländern: Frankreich verzeichnete beispielsweise für die Monate März und April 2020 eine Sterblichkeit, die 26 Prozent über dem Wert von 2019 und 16 Prozent über dem Wert von 2018 liegt. Die Statistik-Kollegen aus Italien berichteten von einer Sterbefallzahl, die im März 2020 49 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 lag.
Die Maßnahmen des ersten deutschen Lockdowns scheinen also ins Ziel getroffen zu haben. Der Umkehrschluss legt aber nahe, dass angesichts hoher Neuinfektionszahlen und der täglich gemeldeten Todeszahlen die Maßnahmen der Politik während der zweiten Welle ihre Wirkung zumindest teilweise verfehlen. Der Statistik-Professor Göran Kauermann von der LMU in München argumentiert in diese Richtung.
Warum sind die Sterbezahlen zurzeit so hoch?
Nach seiner Untersuchung hat der November-Lockdown zwar dazu beigetragen, die Zahl der Neuinfektionen zu senken. "Allerdings nicht für die Ältesten". Bei der Gruppe der Über-85-Jährigen ist der Anstieg der Neuinfektionen weiterhin hoch. Die Hochbetagten sind auch die einzige Bevölkerungsgruppe, für die Kauermann eine "leicht erhöhte Sterblichkeit" feststellt. Und das auch wenn man berücksichtigt, dass der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, mehr Todesfälle also zwangsläufig die Folge sind.
Die Untersuchung der Todeszahlen nach Altersgruppen zusammen mit dem Infektionsgeschehen der vergangenen Wochen könne demnach erklären, warum die Sterbezahlen derzeit so hoch sind. Gleichzeitig werde dabei offensichtlich, was die Politik versäumt hat: Die Hochrisikogruppen effektiv zu schützen. Kauermann kritisiert das: "Es zeigt sich, dass wir ein Problem im Bereich der älteren Bevölkerung haben. Und das schreit eigentlich danach, bei allen Maßnahmen zu schauen, ob sie für diese Gruppe zielgerichtet wirken."
Die Politik ziele mit ihren Maßnahmen aber auf die gesamte Breite der Bevölkerung. Das sei durchaus legitim, meint Kauermann, aber es bräuchte mehr Schutz für die Alten. An dieser Stelle fehlt es seiner Meinung nach an einem wirksamen Konzept. Nächtliche Ausgangssperren seien wenig zielführend für die Alten, aber eben einfacher zu verhängen.
Die Bundeskanzlerin war in der Generaldebatte am 9. Dezember schon fast am Ende ihrer Rede angelangt, da wurde sie noch einmal emotional. "Wenn wir vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschließend das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben". Die beschlossenen Maßnahmen sind nun alle in Kraft. Der Politik bleibt jetzt nur noch die Hoffnung auf die Vernunft des Einzelnen. Das Ergebnis wird sich in einigen Wochen zeigen.