Weiterhin herrschen hohe Temperaturen im Ostallgäu. Noch sind die Heizungen abgeschaltet. Doch die Marktoberdorfer sind in Gedanken schon beim Winter. Der Grund dafür: die Gasumlage von 2,419 Cent pro Kilowattstunde. Ab Oktober müssen Gaskunden mit hohen Kosten rechnen. Bei Single-Haushalten ist eine Steigerung von circa 180, bei einem Vier-Personen-Haushalt von ungefähr 570 Euro im Jahr zu erwarten. Und so mancher Marktoberdorfer fragt sich: Wie soll ich das bezahlen?
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Marktoberdorfer setzen auf einen Holzofen statt auf eine Gasheizung
„Zum Glück haben wir einen Kachelofen“, sagt die 53-jährige Ramona Hipp aus Thalhofen. Der Kachelofen in Kombination mit einem alten Holzofen in der Küche halte das gesamte Erdgeschoss des Einfamilienhauses warm. So könne die 53-Jährige sogar beim Kochen Gas einsparen. „Eigentlich heizen wir dann nur noch das Bad mit Gas. Es ist aufwendig, aber es ist machbar“, sagt Hipp.
Überhaupt nicht auf Gas angewiesen ist ein Paar aus Ruderatshofen. „Wir haben eine Solaranlage, eine Wärmepumpe und einen Holzofen“, sagt Lisa Albrecht (29). Mit ihrem eigenen Strom treiben die beiden die Pumpe an, die für heißes Wasser sorgt. Die Wärmepumpe allein würde sich laut Albrecht kaum rentieren, da man sonst wieder hohe Stromkosten zu bewältigen hätte. Das Holz für den Ofen indes käme aus dem Waldstück ihres Vaters. „Wir bereiten uns jetzt schon für den Winter vor und lagern Holz. Sorgen um Gas müssen wir uns keine machen. Gerade jetzt weiß ich das wirklich zu schätzen.“
Gaskrise: "Ich mache mir schon langsam Sorgen"
Mit einem Ofen heizen kann auch ein Ehepaar aus Leuterschach – doch leider nur teilweise. Sie seien weiterhin auf Gas angewiesen, sagt die 36-jährige Mutter. „Mein Mann ist zwar noch ziemlich entspannt. Ich mache mir aber schon langsam Sorgen“, sagt sie nachdenklich. Unter Umständen könnte das Heizen für sie noch ziemlich teuer werden. „Aber was sollen wir machen? Wir können kaum etwas anderes tun, als abzuwarten, was passiert und uns dann anzupassen“, sagt die 36-Jährige – zum Beispiel die Fußbodenheizung herunterdrehen. Am schwersten würde es ihr fallen, auf warmes Wasser zu verzichten.
Der 55-jährige Helmut Diesel aus Marktoberdorf hat eine andere Sicht auf das Problem: „Ich bleibe erst einmal beim Gas. Sparsam bin ich sowieso. Natürlich könnte ich mir eine Pelletheizung oder einen Ofen einbauen lassen“, sagt er. Doch das würde nun jeder machen, weshalb der Preis für Brennmaterial ebenfalls ansteigen würde. „Am Ende ist Holz genau so teuer wie Gas“, befürchtet Diesel. Und man wisse nicht, was kommt. „Wer weiß: vielleicht gibt es bald eine Alternative zu russischem Gas.“
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