.Sein Vortrag bog schon auf die Ziegerade ein, da sorgte Fabian Kienzler noch für einen riesen Lacher im Saal. Seine Präsentation zeigte gerade einen Kunden, der über seine Erfahrungen mit dem neu installierten Roboter sprach. Allerdings war die Filmsequenz ohne Ton. Und Kienzler (dessen Firma den Roboter entworfen und verkauft hatte) sagte einfach: „Unser Kunde spricht natürlich gerade darüber, wie sehr zufrieden er mit dem Roboter ist.“
Diese Behauptung war schlagfertig - und ob sie stimmt, kann nicht bewiesen werden. Man darf jedoch getrost davon ausgehen, dass alles seine Richtigkeit hat. Denn nichts weniger war das Ziel der Veranstaltung: Zu zeigen, wie sehr auch kleine, mittelständische Betriebe von Robotiklösungen profitieren können. „automatica goes Allgäu“ hieß das Format, zu dem sich im Marktoberdorfer Institut für angewandte KI und Robotik 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland trafen. Das Besondere: Die Veranstaltung war eine Kooperation mit der „automatica“, der Weltleitmesse für Robotik und ausgeflaggt als Vorab-Event der Messe (die findet Ende Juni in München statt).
In kleineren Betrieben läuft vieles noch mit Handarbeit
Gerade in kleineren Betrieben würden noch immer viele Produktionsschritte in Handarbeit gemacht. Gleichzeitig ist die Zurückhaltung vor Robotiklösungen groß. Einer Umfrage zufolge wollen eigentlich 77 Prozent der Betriebe Roboter einsetzen, doch nur 25 Prozent tun es. „Es braucht ein bisschen mehr Mut“, sagte daher der Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Robotik und Automation, Patrick Schwarzkopf. Die Technologie sei mittlerweile vorhanden, dass sich auch die Mittelständler rantrauen könnten. Denn wer dies jetzt nicht tue, habe „in fünf Jahren ein Problem“, sagte Schwarzkopf.
Diesen Schritt bereits gegangen ist die Firma Knestel aus Hopferbach. Der 120-Mitarbeiter-Betrieb entwickelt und produziert elektronische und mechatronische Sonderlösungen etwa in den Bereichen Motor- und Maschinensteuerung oder Softwareentwicklung. Seit Ende 2024 setzt die Firma nun einen Roboter ein. Zum einen um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und zum anderen, weil es zeitintensive Tätigkeiten mit Leerlauf für die Mitarbeiter gab (etwa beim Programmieren und Prüfen von Baugruppen), wie Dominik Schropp vom Unternehmen sagte. Die Erfahrungen sind laut Schropp bislang positiv. Der Roboter lasse sich intuitiv bedienen und er führe die sich wiederholenden Arbeitschritte mit hoher Genauigkeit aus.
Traditionsunternehmen Rösle setzt auf vollautomatisches Warenlager
Auf die neue Technologie gesetzt hat auch das Marktoberdorfer Unternehmen Rösle. Allerdings gleich mehrere Nummern größer als in Hopferbach:. Seit einem Jahr kann Rösle auf ein vollautomatisches Kleinteilelager setzen, das im 3000 Quadratmeter großen Neubau mit 4500 Palettenstellplätzen eingerichtet wurde. Das Ziel: schneller, präziser und flexibler werden. Ein Vorhaben, das laut Geschäftsführer Henning Klempp voll aufgegangen ist. „Wir haben jetzt ganz andere Möglichkeiten und können mit einer höheren Schlagzahl arbeiten.“ Das Projekt sei überfällig gewesen, sagte Klempp. Die alte Logistik sei veraltet gewesen. Das Thema Logistik gehöre mittlerweile zu den Kernkompetenzen eines Unternehmens. „Die Kunden wollen schnell bedient werden und nicht mehrere Tage warten.“ Das schaffe das Unternehmen nun. Das automatisierte Warenlager mache sich für Rösle voll bezahlt. Das Unternehmen könne mit gleicher Mitarbeiterzahl mehr Umsatz machen. Aufgrund der Automatisierung seien keine Arbeitsplätze abgebaut worden, sagte Klempp.

Es gebe mehrere gute Gründe dafür, warum gerade kleine, mittelständische Betriebe auf Automatisierung setzen sollten, machte Peter Grotz deutlich. Er ist Geschäftsführer des Marktoberdorfer Startups azero. Für den Einsatz der Robotik spreche der Konkurrenzdruck aus dem Ausland, der Fachkräftemangel und die hohen Lohnkosten in Deutschland. „Es gibt keine Alternative. „Wer langfristig bestehen will, muss auf die Robotik setzen“, sagte Grotz. Die Technik sei mittlerweile viel einfacher und anwenderfreundlicher geworden. Seine Firma habe erst kürzlich einem Betrieb mit weniger als zehn Mitarbeitern helfen können. Die Firma hatte bei der Produktion Probleme bei der Erkennung von Teilen. Azero sorgte durch eine automatisierte Kameraerkennung für die Lösung des Problems.
Marktoberdorf stärkt sein Immage beim Thema Robotik
Mit den neuen Veanstaltungsformat sei eine „starke Plattform“ gschaffen worden für den Austausch rund um die Robotik und Automatisierung, sagte Wirtschaftsförderer Philipp Heidrich. „Anbieter und Betriebe profitieren gleichermaßen.“ Zudem stärke das Event das Image Marktoberdorfs als Standort für Robotik und Automation. „Es gibt in der Region keine Kommune, die etwas Vergleichbares anbieten kann“, sagte Heidrich.
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