Zahlreiche Menschen haben am Samstag in Memmingen bei einer Demonstration gegen den Kurs der Union in der Migrationspolitik und die Abstimmung mit der AfD protestiert. Dazu aufgerufen hatte unter dem Titel „Wir sind die Brandmauer – Gegen Hass, Hetze und Remigration“ der Verein „Pride“. Die Veranstalter sprechen von rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf dem Weinmarkt, die Polizei von zwischen 600 und 700. Beide berichten von einem friedlichen Verlauf.
Hunderte Menschen kamen zur Demo auf dem Weinmarkt in Memmingen
„Pride Memmingen“ ist ein Verein, der für die Belange queerer Menschen eintritt. Seiner Aufforderung folgten hunderte Teilnehmer und versammelten sich mit bunten Fahnen und Transparenten zwischen Freiheitsbrunnen und Kramerzunft, um Redebeiträge von Vertretern verschiedener Organisationen zu hören.
Redner in Memmingen: Ereignisse von 1933 dürfen sich nicht wiederholen
So bezeichnete etwa Luca Kleibel von „Pride“ den Fünf-Punkte-Plan von CDU-Chef Friedrich Merz als „menschenverachtend“. Eine Kernaussage Kleibels: „Wir von ,Pride‘ sind für Vielfalt, Demokratie und Menschenrechte, wir dulden keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremen.“ Und weiter: „Wir wollen, dass in unserer Gesellschaft diese Ideologien keinen Platz haben, die Menschenleben und Gemeinschaften zerstören.“ Er warnte vor einer Wiederholung der Ereignisse von 1933. Die Geschichte lehre, dass man für die Demokratie kämpfen müsse.
„Pride“-Vorstand appelliert in Memmingen an Mitglieder von CDU und CSU
Bei aller Kritik an Merz ging es „Pride“-Vorstand Felix Schachenmayr auch um konstruktive Ansätze: „Ich richte mich an all die Mitglieder und Wähler der CSU: Die Union ist die entscheidende politische Kraft bei der Frage, ob die AfD in die Nähe der Macht gelangt. Deshalb ist jetzt Widerspruch in der CDU und CSU gefragt.“ Trotz Debatten über innere Sicherheit müssten Grundwerte und Vernunft eingehalten werden.
Der evangelische Pfarrer Matthias Striebeck aus Frickenhausen erzählte von acht Menschen, denen in seiner Kirche Asyl gegeben worden sei. Er hob das Schicksal eines Irakers hervor, der wegen seiner Homosexualität geflohen war und den man nur durch größte Anstrengungen vor der Abschiebung bewahrt habe. Inzwischen habe er die deutsche Staatsangehörigkeit und arbeite als Facharzt in Ostdeutschland.
Teilnehmerinnen: „Ohne ausländische Arbeitskräfte wären wir aufgeschmissen“
Ein klares Nein zu Hass gegen Migranten hatte die Demo-Besucherinnen Sophia Bischof aus Tannheim und Celina Lutz aus Memmingen hergeführt. „Wir wollen ein friedliches Deutschland“, sagten die 20-Jährigen: „Mit Migranten hatten wir noch nie Probleme. Wir arbeiten in der Pflege und da wären wir ohne ausländische Arbeitskräfte ganz schön aufgeschmissen.“
Ähnlich sieht das ein 41-Jähriger aus Memmingen: „Wir sind als Menschen doch alle gleich. Herkunft, Hautfarbe oder Religion dürfen keine Rolle bei der Bewertung spielen. Wenn man in der Geschichte zurückgeht, sind wir doch alle irgendwann einmal von irgendwoher eingewandert.“

Den Abschluss der Veranstaltung bildeten Lieder mit dem Chor „Vielstimmig“ und ein Demonstrationszug durch die Innenstadt mit Sprechchören „CSU shame on you“ und „Wir sind die Brandmauer“.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden