Neue Leute standen an der Spitze des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck (TSOI) bei seinem traditionellen Neujahrskonzert im Walter-Schwarzkopf-Saal der Reuttener Planseewerke. Sie boten unter dem Motto "Glamour, Glanz und Gloria!" einen neuen Themenmix mit Werken von Gershwin und Bernstein einerseits bis zu Strauß Sohn und Bernatzky/Stolz andererseits. Das Publikum war begeistert.
In der laufenden Spielzeit des Tiroler Landestheaters – bei dem das TSOI von Opern- bis zu Musicalaufführungen mitwirkt – hatte sich Langzeit-Intendant Johannes Reitmeier nach elf Spielzeiten samt Team zurückgezogen. Der 61-jährige gebürtige Oberpfälzer wollte nicht mehr an ein Haus gebunden sein, sondern freiberuflich tätig arbeiten.
Gebürtiger Bonner dirigiert Tiroler
Die neue Intendantin des Tiroler Landestheaters Irene Girkinger, eine gebürtige Linzerin, war unter anderem jahrelang Jedermann-Produktionsleiterin bei den Salzburger Festspielen. Ab August 2012 hatte sie als Intendantin die künstlerische und kaufmännische Gesamtleitung der Vereinigten Bühnen Bozen inne. Sie moderierte in Reutte zusammen mit Dirigent Gerrit Prießnitz das Neujahrskonzert, den das TSOI speziell für die Neujahrskonzerte engagiert hatte. Der gebürtige Bonner dirigierte an der Volksoper Wien und bei Gastspielen an der Wiener Staatsoper, dem Wiener Musikverein und auf vielen Bühnen in aller Welt. Seit 2023 hat er auch eine Professur an der Grazer Musikuniversität.
Musical-Ikone Haakvort und lyrischer Bariton Belakowitsch singen
Ebenfalls neu dabei war die Musical-Ikone Maya Hakvoort, die gemeinsam mit Erwin Belakowitsch auf der Bühne des Walter-Schwarzkopf-Saals auftrat. Die gebürtige Niederländerin hatte ihren musikalischen Durchbruch, als sie ab 1994 als Elisabeth im gleichnamigen Musical über 1000 Mal in Wien und aller Welt auftrat. Der lyrische Bariton Belakowitsch, ehemals Wiener Sängerknabe, war Mitglied des Ensembles am Schwäbischen Theater Ulm, später am Thüringischen Staatstheater Meinigen und dann freischaffender Sänger an diversen deutschen Staatstheatern, aber auch in Wien, Innsbruck, Bozen & Co. engagiert.
„Etwas laut ist es schon“, beschrieb eine Hörerin aus der hintersten Reihe ihren Eindruck von der Gesamtlautstärke der Instrumentalisten. Das Orchester hatte die Klangfülle des Walter-Schwarzkopf-Saals etwas unterschätzt. Und während Musical-Ikone Haakvort sich mit ihrer voluminösen Stimme mühelos gegen die Instrumentalisten durchsetzte, musste der geniale Bariton Belakowitsch lautstärkemäßig doch nach Kräften gegen das Orchester ankämpfen.
Thema für 2025 steht schon
Nach den etwas gewöhnungsbedürftigen, gleichwohl brillant gespielten Musiken von George Gershwin, Rodgers und Hammerstein & Co. leitete Leonhard Bernsteins „Somewhere“ aus dem Broadway-Musical „West Side Story“ in geläufigere Töne über. So war der zweite Teil durchdrungen von Johann Strauß Sohn, Robert Stolz, Ralph Benatzky & Co. Nach der Zugabe des Donauwalzers riss der Radetzky-Marsch etliche Zuhörer von ihren Sitzen und animierte das Auditorium zu heftigem Mitklatschen. Für konventionellere Ohren dürfte das nächste Neujahrskonzert ein Highlight werden. Da stellt das TSOI unter dem Titel „Strauß Fever“ Melodien von Johann Strauß Sohn in den Mittelpunkt. Der wäre im Jahr 2025 immerhin 200 Jahre alt geworden – und ist dabei doch jung geblieben.
(Anmerkung der Redaktion: Gegenüber einer früheren Fassung wurden unzutreffende Angaben über Familienverhältnisse und die Schreibweise von Namen von Mitwirkenden korrigiert.)