Frau Kebekus, nach Ihrer Babypause kehren Sie mit einer neuen Staffel der „Carolin Kebekus Show“ auf den Bildschirm zurück. Wird das Thema Mutterschaft im Mittelpunkt stehen?
Carolin Kebekus: An dem Mutter-Thema kommt man natürlich nicht vorbei. In meinen Sendungen geht es ja immer um den Blick, den ich selber auf die Dinge werfe, und mein Blick als Mutter, den ich jetzt habe, ergibt nochmal eine ganz neue Humorschiene, die da bedient wird. Aber zentral wird es nicht sein, es wird keine Mutter-Show werden (lacht).
Momentan sind Sie auch mit Ihrem Bühnenprogramm „Shesus“ auf Tournee. Wie reagieren die Leute dabei auf Witze, in denen Sie über Ihre Erlebnisse im Kreißsaal scherzen? Gibt es einen Unterschied zwischen den Männern und Frauen im Publikum?
Kebekus: Die Frauen sind auf jeden Fall abgehärteter und lachen schallend, wenn es richtig eklig wird. Die Männer sind anfangs geschockter. Irgendwann lachen dann aber alle – egal welches Geschlecht und welches Alter, am Ende habe ich sie alle vereint. Von den Männern kommen aber teilweise schon Reaktionen wie: „Auweia, worüber lachen wir denn da?“ Dann schauen sie zur Seite, sehen ihre Frau total lachen, und dann platzt es auch aus ihnen heraus.
Waren Sie entsetzt über die frauenfeindlichen Kommentare in Social Media, als Ihre Schwangerschaft bekannt wurde – oder hatten Sie mit so etwas gerechnet?
Kebekus: Ich bin es ja gewohnt, viele Hasskommentare abzubekommen, die lese ich mir ja auch nicht alle durch. Ich hatte aber gedacht, dass ich als Schwangere vielleicht eine Schonzeit haben würde, wie bei der Jagd, wenn die Rehe nicht geschossen werden dürfen. Ich hatte keine Ahnung, dass wahnsinnig viele Leute sehr sauer werden, wenn man als schwangere Frau noch öffentlich auftritt.
Was kam denn da so alles an Bemerkungen?
Kebekus: Viele Leute haben mir einfach nur geschrieben, ich soll doch zu Hause bleiben, weil ich schwanger bin. Das fand ich schon absurd. Ich habe daraus auch eine große Nummer gemacht in meiner Live-Show, weil ich mich da teilweise nur noch totgelacht habe. Was für Kommentare da kamen, auch zu meinem Alter, warum ich das Kind kriege, warum ich das Kind nicht früher gekriegt habe, oder warum ich nicht abgetrieben habe. Es sind wahnsinnig viele Erwartungen, die man in Zusammenhang mit dieser Mutterschaft als Frau erfüllen muss.
Haben Sie im realen Alltag schon negative Erfahrungen als Mama gemacht, etwa dass Sie mit Kinderwagen im Café nicht erwünscht sind?
Kebekus: Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht, aber man muss natürlich auch sagen: Ich bin eine prominente Person, ich kriege nicht so einen Alltagshass ab. Allerdings ernte ich schon Blicke und abschätzige Geräusche, wenn ich öffentlich stille – das ist tatsächlich für manche schwierig, und die geben einem sehr deutlich zu verstehen, dass sie das blöd finden.
Und welche Reaktionen gab es, als Sie vor wenigen Wochen mit der Sondersendung „#Kinderstören“ für die Stärkung der Rechte von Kindern die Ausstrahlung des „Tatorts“ verschoben haben?
Kebekus: Sehr viel positive. Ich habe zwar auch einige kritische Stimmen gehört, dahingehend, dass die ARD sich bei dem Thema nicht einmischen soll. Da kann ich mich aber nur wundern. Wir sind uns doch alle einig, dass die Grundrechte der Kinder gehört werden müssen und dass sich da was ändern muss. Das wird auch keine einmalige Sache bleiben, wir werden das Programm noch öfter stören, auf jeden Fall.
Machen Sie sich in Zeiten von Krieg und Klimawandel als Mutter Sorgen, welche Zukunft dieser Generation bevorsteht?
Kebekus: Auf jeden Fall mache ich mir da Gedanken. Aber es ist ja immer noch so, dass wir Teil einer lebendigen Demokratie sind. Wir sind nicht dazu verdammt, uns das anzugucken wie einen Kinofilm, sondern wir sind eingeladen, das Leben selber mitzugestalten. Man kann aktiv etwas ändern, in dem, was man tut, und in dem, wie man wählt. Die Lage ist ernst, aber wir müssen nicht tatenlos dabei zusehen, wie die Welt vor die Wand fährt. Und natürlich wird uns der Klimawandel auch in der neuen Staffel begleiten.
Welche Themen werden sonst im Mittelpunkt stehen?
Kebekus: Wir haben die Pause genutzt und die Sendung ein Stück weit neu erfunden. Die Show wird etwas kürzer, damit ist sie stärker auf das Mediathek-Publikum zugeschnitten, und wir haben mehr Möglichkeiten, aktuelle Themen aufzugreifen – in einer kompakten, online gut zu konsumierenden Art. Wir werden auf jeden Fall wie immer am Puls der Zeit sein, und das feministische Thema wird sich weiterhin als ein roter Faden durch meine Sendung ziehen.
An einem Thema werden Sie sicherlich nicht vorbeikommen, den Wahlen in den USA. Können Sie über Donald Trump noch lachen?
Kebekus: Natürlich hat dieser Mann wahnsinnig viel Witz-Potential. Das Problem ist nur: Man arbeitet als Comedian oder Comedienne ja oft mit Übertreibung und bezieht daraus dann seinen Witz. Es fällt mir aber manchmal schwer, das, was Trump tut und sagt, noch zuzuspitzen und zu überhöhen. Bei Donald Trump ist es einfach superschwer, da noch einen draufzusetzen. Grundsätzlich wird die US-Wahl auf jeden Fall ein Thema sein, an dem wir uns abarbeiten.
Was bedeutet es für Sie als Comedienne, dass in der Welt so viele schreckliche Dinge passieren, über die sich jeder Spaß verbietet?
Kebekus: Natürlich gibt es Themen, über die man einfach keine Witze macht. Es ist nicht unsere Aufgabe als Comedysendung, die Lage in den Krisenherden und Kriegsgebieten beleuchten zu müssen, sondern ich glaube, dass es den Menschen guttut, wenn sie genau davon mal kurz abschalten können. Natürlich schalten wir uns auch mal ein, wenn wir merken, dass wir einen wichtigen Diskurs anstoßen können. Wir sind in erster Linie aber eine Unterhaltungssendung, und bei uns soll man lachen. Über Themen, die unseren Alltag bestimmen, die jeder kennt, die aber nicht eine derartige Krisenrelevanz haben. Die Leute müssen sich keine wahnsinnig betroffene Moralpredigt von mir anhören. Das heißt aber nicht, dass ich meine Stimme nicht benutzen werde, um Haltung zu zeigen.
Haben Sie eigentlich das Comeback von Stefan Raab verfolgt?
Kebekus: Ich habe die Berichterstattung darüber verfolgt, aber ich habe seine neue Show noch nicht gesehen. Nach allem was ich so höre, hat sich nicht sehr viel verändert gegenüber früher. Aber viele Leute freuen sich ja riesig darüber, dass Stefan wieder da ist. Ich finde es interessant, dass die Leute lieber auf Altbewährtes zurückgreifen, als sich neue Sachen anzuschauen. Im linearen Fernsehen gibt es für junge, diverse Comedians leider auch zu wenige Plattformen. Früher gab es in „TV total“ immer einen Platz für Stand-up, das war ein Sprungbrett für ganz viele Leute, auch für mich. Das fände ich cool, wenn Stefan das auch in seiner neuen Show wieder machen würde.
Zur Person
Carolin Kebekus wurde 1980 in Bergisch-Gladbach geboren und wuchs in Köln auf. Die Entertainerin brachte im Januar ihr erstes Kind zur Welt. Ab 24. Oktober laufen im Ersten und in der ARD-Mediathek immer donnerstags neue Folgen der satirischen „Carolin Kebekus Show“.
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