Internationale Autokonzerne wie VW und Stellantis (Opel) mit Werken auch in Baunatal bei Kassel und in Rüsselsheim sind unter Druck geraten – was kann ein einzelnes Bundesland wie Hessen tun? «Wir sollten unsere Einflussmöglichkeiten nicht überbewerten, aber auch nicht unser Licht unter den Scheffel stellen», sagte Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. «Einer unserer Hebel ist, die Energiekosten zu senken – da können wir eine Menge tun und so auch die Autoindustrie unterstützen.»
Als Beispiel nannte der Vize-Ministerpräsident den Einsatz der schwarz-roten Landesregierung für einen Ausbau von Stromautobahnen. «Da hat sich die Koalition im Dezember im Landtag klar gegen den gesetzlichen Vorrang für Erdkabel gestellt. Diese sind etwa 15 Prozent teurer als Freileitungen. Bei allen solchen Ausbauprojekten in Deutschland reden wir von Mehrkosten von rund 30 Milliarden Euro», erläuterte Mansoori. «Auch die Wartung von Erdkabeln ist teurer. All diese Mehrkosten werden über die Netzentgelte auf Unternehmen und Verbraucher umgelegt.»
«Erfolgversprechende Zukunftstechnologien»
Überdies setze Hessen auf «erfolgversprechende Zukunftstechnologien», die auch der Autoindustrie helfen könnten. Der Minister verwies zunächst auf das Darmstädter Unternehmen «Focused Energy», das mit Hochleistungslasern experimentiert, die Fusionsenergie den Weg zur Marktreife ebnen sollen. Dabei werden Atomkerne, anders als in Reaktoren herkömmlicher Atomkraftwerke, bei extremen Temperaturen verschmolzen statt gespalten. Dies bietet nach Einschätzung der Landesregierung große Chancen für die Energieversorgung und könnte die Unabhängigkeit von Energieimporten langfristig stärken.
Ferner verwies Mansoori auf das Unternehmen Vulcan Energy in Karlsruhe mit einer Anlage zur Produktion eines Batterie-Rohstoffs im Industriepark Höchst. Dieses Lithiumhydroxid wird nach Firmenangaben vom Rohstoff bis zum Endprodukt nachhaltig in Europa hergestellt – etwa für die Batterien von E-Autos. Das Lithium wird tief aus Thermalwasser des Oberrheingrabens gefiltert. Eine Anlage dazu befindet sich im pfälzischen Landau, in Frankfurt-Höchst erfolgt die Weiterverarbeitung zum Endprodukt. Beide Standorte sind Vorstufen für geplante kommerzielle Anlagen. Minister Mansoori sagte: «Ziel ist, in Hessen Grundstoffe herzustellen für die Produktion deutscher Batterien zu Preisen, wie das die Chinesen tun.» Das könnte der heimischen Autoindustrie sehr helfen.
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