Auch fünf Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau ist bei Serpil Unvar die Trauer um ihren ermordeten Sohn nicht kleiner geworden. «Der Schmerz ist da. Ich habe aber gelernt, ihn in Kraft zu verwandeln», sagt sie. «Ich kämpfe für Gerechtigkeit, für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die jungen Menschen.» An ihren Sohn erinnert die von ihr gegründete Bildungsinitiative Ferhat Unvar, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung richtet.
«Ich trage meine Trauer nicht still in mir», sagt Unvar. «Ferhat ist weg, aber ich will seinen Namen am Leben halten.»
Offizielle Gedenkveranstaltung mit Steinmeier
In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.
Die Angehörigen und Freunde der Ermordeten, ihre Unterstützer und die Stadt Hanau gedenken rund um das Datum bei einer Vielzahl von Veranstaltungen der Opfer. Zur offiziellen Gedenkstunde der Stadt Hanau und des Landes Hessen am Mittwoch (19. Februar, 12.00 Uhr) wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet.
«Menschenfeindliche Ideologien generell sehr gefährlich»
«Ich habe kein normales Leben mehr und bin praktisch jede Sekunde, jede Minute bei der Arbeit im Kampf gegen das Vergessen und gegen die Spaltung in der Gesellschaft», sagt Unvar. Sie sei traurig und hilflos, wenn sich nach Straftaten herausstelle, dass Behörden Warnungen nicht ernst genommen hätten, wie das auch in Hanau der Fall gewesen sei.
Sie kämpfe nicht nur gegen Rechtsextremismus, betont Unvar. «Ich finde menschenfeindliche Ideologien generell sehr gefährlich für die Menschlichkeit und die Gesellschaft.»
«Demokratie bei Bundestagswahl schützen»
Sie wünsche sich, dass die Politik die Gesellschaft nicht mehr spalte. «Denn sonst kommt es zu noch mehr Taten, Anschlägen und Radikalismus von beiden Seiten», sagt Unvar, die deutsche Staatsbürgerin ist. «Ich sehe meinen Kampf als Kampf für die gesamte Gesellschaft in Deutschland, nicht nur für Migranten. Ich bin Kurdin, aber Deutschland ist meine Heimat.»
Jede Stimme, jede Person könne Rassismus, Diskriminierung und Hass stoppen. «Wir müssen die Demokratie bei der Bundestagswahl schützen – wir brauchen sie, betont Unvar.
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