Transnistrien - auch Pridnestrowien oder PMR genannt - ist ein De-facto-Regime in Moldau in Südosteuropa und gerät im Rahmen des russischen Kriegs gegen die Ukraine in den Blick. Denn Russland stützt das nicht anerkannte Regime in Transnistrien - und könnte nach der Ukraine auch nach dieser Region greifen.
- Lage: Wo ist Transnistrien?
- Wem gehört Transnistrien?
- Welche Länder erkennen Transnistrien an?
- Ist Transnistrien ein eigenes Land?
- Welche Sprache wird in Transnistrien gesprochen?
Lage: Wo ist Transnistrien?
- Transnistrien ist ein schmaler Landstreifen östlich des Flusses Dnjestr und gehört völkerrechtlich zur Republik Moldau, .
- Das Gebiet grenzt im Osten an die Ukraine und ist mit rund 3500 Quadratkilometern nur wenig größer als das Saarland.
- Die Hauptstadt heißt Tiraspol. Sie hat rund 130.000 Einwohner.
- Transnistrien wird von rund 600.000 Menschen bewohnt.
Wem gehört Transnistrien?
Transnistrien gehört völkerrechtlich zur Republik Moldau - auch Moldawien genannt. 1990 erklärte sich Transnistrien in der Auflösungsphase der Sowjetunion selbst zur unabhängigen Republik.
Welche Länder erkennen Transnistrien an?
Transnistrien wird international nur von Südossetien und Abchasien anerkannt. Das sind wiederum zwei Staaten, die selbst international nicht anerkannt werden. 2014 stellte Transnistriens Regierung einen Antrag auf Aufnahme in die Russische Föderation. Dem wurde aber nicht stattgegeben.
Ist Transnistrien ein eigenes Land?
Nein. Aber trotz des Fehlens staatlicher Anerkennung hat die Region Transnistrien , die sich selbst Pridnestrowien oder PMR nennt, einen Präsidenten, eine eigene Polizei, ein eigenes Militär von 4000 bis 7500 Soldaten, sowie eine eigene Bank und Währung. Auch einen eigenen Geheimdienst gibt es. Er nennt sich wie zur Sowjetära, als Transnistrien eine reiche Industrieregion war, KGB.
Geld: Mit welcher Währung wird in Transnistrien gezahlt?
Die Region hat eine eigene Währung, den transnistrischen Rubel.
Welche Sprache wird in Transnistrien gesprochen?
Russisch, Ukrainisch und die moldauische Sprache. Überwiegend wird in Transnistrien Russisch gesprochen.
Kann man nach Transnistrien reisen?
Reisen nach Transnistrien sind problemlos möglich. Deutsche benötigen dafür Reisepass oder Personalausweis - es gibt zahlreiche Kontrollpunkte entlang der Strecken, die nach oder aus dem transnistrischen Landesteil führen. Das Auswärtige Amt rät aber (Stand 2024) von Reisen nach Transnistrien ab.
Wie verlief der Transnistrien-Konflikt, wie ist der aktuelle Stand?
- Der Landstreifen am Fluss Dnjestr mit mehrheitlich russischer Bevölkerung spaltete sich 1990 von der Republik Moldau ab und erklärte sich für unabhängig - auch aus Angst vor einem Anschluss der Ex-Sowjetrepublik an Rumänien.
- Moldau wollte die Abspaltung nicht hinnehmen - auch deshalb, weil in der Region wichtige Industrien stehen. Im Frühjahr 1992 kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen transnistrischen und moldauischen Einheiten, bei denen mehrere hundert Menschen ums Leben kamen. Moldau konnte das Gebiet aber nicht erobern. Unter Vermittlung Vermittlung Russlands und dessen dort stationierter 14. Armee wurde der Krieg beendet.
- Seit Juli 1992 gilt ein offizieller Waffenstillstand.
- Russische Truppen sind bis heute in Transnistrien stationiert - obwohl Russland 1999 zugesichert hatte, sein Militär abzuziehen. Die Zahl der russischen Soldaten in der Region wird auf 1500 geschätzt.
- Seit 1991 fanden in Transnistrien fünf Präsidentschaftswahlen statt. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 gewann der vom Kreml favorisierte Kandidat Wadim Krasnoselski mit 62 Prozent der Stimmen.
- "Transnistrien ist einer der klassischen eingefrorenen Konflikte im Osten Europas, in Regionen, die von Moskau künstlich am Leben gehalten werden", stellt etwa die Deutsche Welle fest.
Wie groß ist die Kriegsgefahr in Transnistrien?
Die Gefahr einer Eskalation infolge des Krieges in der Ukraine auch in der benachbarten Konfliktregion Transnistrien schätzt ein Militärexperte aktuell als eher gering ein. Die dort stationierten russischen Truppen seien viel zu schwach, um gegen die Republik Moldau oder die Ukraine vorzurücken, sagte Marcus Keupp von der Militärakademie an der ETH Zürich im Frühjahr 2022. Es handle sich zum einen um 1500 Mann an Besatzungstruppen, die ein riesiges Waffen- und Munitionsdepot aus Sowjetzeiten an der heutigen Grenze zur Ukraine bewachten. "Dort stehen Panzer und Radfahrzeuge, die seit 30 Jahren nicht mehr bewegt wurden", sagte Keupp. Bedeutender sei die Menge an Munition, die dort lagere.
Aktuelle News zu Transnistrien und Moldau: Was passiert 2024 in der Region?
- Ende April 2022 kündigte der amtierende Befehlshaber des zentralen Wehrbezirks in Russland, Rustam Minnekajew, an, die russische Armee wolle im Krieg gegen die Ukraine nicht nur den kompletten Donbass im Osten, sondern auch den Süden des Landes einnehmen. "Die Kontrolle über den Süden der Ukraine, da ist noch ein Zugang zu Transnistrien", sagte Minnekajew. Minnekajew deutete an, dass auch in Transnistrien die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung verteidigt werden sollen.
- Der Geheimdienst der an die Ukraine grenzenden Republik Moldau befürchtet eine russische Invasion 2023. "Die Frage ist nicht, ob die Russische Föderation eine neue Offensive gegen das Territorium der Republik Moldau durchführen wird, sondern wann", sagte Geheimdienstchef Alexandru Musteata Mitte Dezember 2022 im Staatsfernsehen.
- Transnistrien will Moldau nicht bei der Bewältigung seiner Probleme mit der Energieversorgung unterstützen. Ein Elektrizitätswerk in Transnistrien werde die Stromlieferungen an den Rest des Landes nicht wiederaufnehmen, teilte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im Dezember 2022 mit. Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten in Chisinau hätten keine Annäherung gebracht. Russland fuhr die Erdgasexporte nach Moldau drastisch zurück, von denen das Binnenland vollständig abhängig war. Die Lieferausfälle dürften die Krise in Moldau, einem Land mit 2,6 Millionen Einwohnern, deutlich verschärfen.
- Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat dem Westen am 2. Februar 2023 vorgeworfen, die ehemalige Sowjetrepublik Moldau als "neues Anti-Russland" aufzubauen. Dabei stellte er die Wahl von Präsidentin Maia Sandu von Ende 2020 in Frage: "Es ist ihnen gelungen, mit ziemlich spezifischen, bei weitem nicht freien und demokratischen Methoden, dort eine Präsidentin an die Staatsspitze zu stellen, die selbst in die Nato strebt", sagte Lawrow.
- In Moldau hat die proeuropäische Regierungschefin Natalia Gavrilița ihren Rücktritt eingereicht. Die 45-Jährige teilte am 10. Februar mit, dass es nach anderthalb Jahren auf dem Posten der Ministerpräsidentin Zeit für den Rücktritt sei. Die prowestliche Präsidentin Maia Sandu nahm das Gesuch an. In dem zwischen EU-Mitglied Rumänien und der Ukraine gelegenen Land kämpft vor allem auch Russland um Einfluss. Moskau kontrolliert etwa die von Moldau abtrünnige Region Transnistrien - und hat dort auch Truppen stationiert.
- Die Präsidentin der Ex-Sowjetrepublik Moldau, Maia Sandu, hat vor russischen Umsturzversuchen in ihrem Land gewarnt. Der Plan Moskaus beinhalte, gewalttätige Ausschreitungen und Angriffe auf staatliche moldauische Institutionen anzuzetteln und diese als Proteste zu tarnen, sagte Sandu am Montag Medienberichten zufolge. "Das Ziel ist es, die verfassungsmäßige und legitime Ordnung in eine illegitime umzuwandeln (...), damit Russland Moldau in seinem Krieg gegen die Ukraine benutzen kann", fügte die proeuropäische Staatschefin am 13. Februar 2013 hinzu.
- Im April 2024 wuchsen bei Experten die Sorgen vor einer möglichen Eroberung Odessas durch Russland. „Dann wäre der Weg Richtung Moldau frei“, hieß es. Moldau gilt in westlichen Militärkreisen als nächstes mögliches Ziel der russischen Streitkräfte, so die "Welt".
- Der ukrainische Grenzschutz hat im Juli 2024 über zwei Dutzend wehrpflichtige Männer an der . Mitteilungen der Grenzschützer zufolge wurden elf Männer im Gebiet Winnyzja und weitere 15 im Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau aufgegriffen. Ein Teil der Männer wollte demnach nach Transnistrien.