WM-Chef: "Auch ohne Fans wird es keine blutleere Geister-WM"
Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Die Tribünen für die Nordische Ski-WM in Oberstdorf bleiben leer. Wie hier im Langlaufstadion in Ried sind Zuschauer wegen Corona verboten.
Bild: Ralf Lienert
Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Die Tribünen für die Nordische Ski-WM in Oberstdorf bleiben leer. Wie hier im Langlaufstadion in Ried sind Zuschauer wegen Corona verboten.
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Die Ski-WM 2021 in Oberstdorf findet pandemiebedingt vor leeren Tribünen statt. Warum die Organisatoren dennoch eine hochkarätige Veranstaltung erwarten.
Nun ist es fix: Die Nordische Ski-WM vom 23. Februar bis 7. März dieses Jahres findet pandemiebedingt ohne Zuschauer statt. Das erfuhr unsere Redaktion am Dienstagmorgen exklusiv aus Oberstdorf. Am frühen Nachmittag kam die endgültige Bestätigung vom Aufsichtsrat der WM-GmbH, Dr. Franz Steinle. Der Präsident des Deutschen Skiverbandes und die Organisatoren in Oberstdorf wollten noch abwarten, ob Bundeskanzlerin Merkel mit den Länderchefs in Berlin weitreichendere Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung beschließen, die auch die WM im Oberallgäu betreffen könnten. Allerdings gab es keine Anzeichen dafür, dass die Politik den Profisport ausbremsen könnte.
Bereits am Montagabend wurden die Ressort- und Bereichsleiter der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf über das Zuschauerverbot unterrichtet. Das Organisationskomitee, so heißt es aus der südlichsten Gemeinde Deutschlands, habe aus dem Bayerischen Innenministerium klare Signale bekommen, wonach eine zunächst geplante reduzierte Zuschauer-Kapazität nicht durchsetzbar sei. Zu undurchsichtig sei derzeit das Infektionsgeschehen in Bayern und im gesamten Bundesgebiet. Letztlich stünde die Sicherheit der Zuschauer und der Athleten an vorderster Stelle.
Seit Dezember 2019 wurden 55 000 Tickets für die Nordische Ski-WM verkauft
Seit Dezember 2019 lief der Kartenvorverkauf für die WM-Wettbewerbe. "Die Ticket-Nachfrage war überraschend groß", hatte Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz selbst nach Beginn der Pandemie immer wieder betont. Nachdem feststand, dass volle Stadien aufgrund der Pandemie undenkbar sind, wurde ein Hygienekonzept erarbeitet, das im Skisprungstadion 2500 und im Langlaufstadion etwas 2000 Sitzplätze erlauben sollte. Insgesamt sind laut Veranstalter bereits 55 000 Tickets für die WM verkauft worden. Sieben der insgesamt 21 WM-Entscheidungen waren bereits ausverkauft. Am meisten gefragt waren die Skisprung-Wettbewerbe an den beiden Wochenenden in der Audi-Arena am Schattenberg. Alle, die ein Ticket für die WM haben, bekommen den Eintrittspreis erstattet.
Bilderstrecke
Was ist eigentlich die Nordische Ski-WM 2021?
Ab Ende Februar geht es im Allgäu in Sachen Wintersport wieder hoch, weit und schnell her: Die Nordischen Skiweltmeisterschaften finden in Oberstdorf statt. Die besten Sportler aus aller Welt messen sich im Skispringen, Langlauf und der Nordischen Kombination. Was macht die Nordische Ski-WM aus? Worum geht es bei den einzelnen Disziplinen? Die Bildergalerie erklärt das Wichtigste in Kürze.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Ab Ende Februar geht es im Allgäu in Sachen Wintersport wieder hoch, weit und schnell her: Die Nordischen Skiweltmeisterschaften finden in Oberstdorf statt. Die besten Sportler aus aller Welt messen sich im Skispringen, Langlauf und der Nordischen Kombination. Was macht die Nordische Ski-WM aus? Worum geht es bei den einzelnen Disziplinen? Die Bildergalerie erklärt das Wichtigste in Kürze.
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Bereits seit 1924 gibt es die Nordische Ski-WM. Bei den zugehörigen Wettkämpfen messen sich die Besten der Skisportarten Skilanglauf, Skispringen und der Nordischen Kombination. Mittlerweile findet die Nordische Ski-WM alle zwei Jahre in den ungeraden Jahren statt. So auch 2021 in Oberstdorf im Allgäu. Veranstalter der WM ist der Weltskiverband FIS. Auf dem Foto ist die WM-Skisprung-Arena am Schattenberg zu sehen. Hier findet auch jedes Jahr das Eröffnungsspringen der Vierschanzentournee statt.
Bild: Ralf Lienert
Bereits seit 1924 gibt es die Nordische Ski-WM. Bei den zugehörigen Wettkämpfen messen sich die Besten der Skisportarten Skilanglauf, Skispringen und der Nordischen Kombination. Mittlerweile findet die Nordische Ski-WM alle zwei Jahre in den ungeraden Jahren statt. So auch 2021 in Oberstdorf im Allgäu. Veranstalter der WM ist der Weltskiverband FIS. Auf dem Foto ist die WM-Skisprung-Arena am Schattenberg zu sehen. Hier findet auch jedes Jahr das Eröffnungsspringen der Vierschanzentournee statt.
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Eine der Disziplinen, in der sich die Sportler bei der Nordischen Ski-WM messen, ist das Skispringen. Ein Wettbewerb besteht dabei in der Regel aus einem Qualifikationsdurchgang sowie zwei Wertungsdurchgängen. Die besten 50 Springer aus der Qualifikation kommen in den Hauptwettbewerb. Dieser wird dann in zwei Durchgängen ausgetragen, wobei im zweiten Durchgang nur die 30 Besten des ersten Durchgangs teilnehmen dürfen.
Das Foto zeigt den Nordischen Kombinierer Johannes Rydzek aus dem Allgäu.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine der Disziplinen, in der sich die Sportler bei der Nordischen Ski-WM messen, ist das Skispringen. Ein Wettbewerb besteht dabei in der Regel aus einem Qualifikationsdurchgang sowie zwei Wertungsdurchgängen. Die besten 50 Springer aus der Qualifikation kommen in den Hauptwettbewerb. Dieser wird dann in zwei Durchgängen ausgetragen, wobei im zweiten Durchgang nur die 30 Besten des ersten Durchgangs teilnehmen dürfen.
Das Foto zeigt den Nordischen Kombinierer Johannes Rydzek aus dem Allgäu.
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Jeder Sprung wird von der Jury mit einer Punktzahl bewertet. Diese setzen sich zu gleichen Teilen aus den Punkten für die Weite und den Haltungsnoten zusammen. Für die Platzierung werden die Punkte aus beiden Wertungsgängen addiert. Sieger ist der Springer mit der höchsten Punktzahl. Seit 1988 werden auch Mannschaftsspringen durchgeführt, bei denen jeweils vier Springer pro Nation starten.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Jeder Sprung wird von der Jury mit einer Punktzahl bewertet. Diese setzen sich zu gleichen Teilen aus den Punkten für die Weite und den Haltungsnoten zusammen. Für die Platzierung werden die Punkte aus beiden Wertungsgängen addiert. Sieger ist der Springer mit der höchsten Punktzahl. Seit 1988 werden auch Mannschaftsspringen durchgeführt, bei denen jeweils vier Springer pro Nation starten.
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Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist das Langlaufen. Mit leichten Langlaufski messen sich die Sportler auf präparierten Loipen. Bei der Skating-Technik ähnelt der Bewegungsablauf dem von Inline-Skatern und Eisschnellläufern. Durch wechselseitige Beinabstöße mit dem aufgekanteten Ski bewegen sich die Läufer fort. Zusätzlich werden Laufstöcke eingesetzt, um einen besseren Vortrieb zu bekommen.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist das Langlaufen. Mit leichten Langlaufski messen sich die Sportler auf präparierten Loipen. Bei der Skating-Technik ähnelt der Bewegungsablauf dem von Inline-Skatern und Eisschnellläufern. Durch wechselseitige Beinabstöße mit dem aufgekanteten Ski bewegen sich die Läufer fort. Zusätzlich werden Laufstöcke eingesetzt, um einen besseren Vortrieb zu bekommen.
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Eine Besonderheit ist hierbei der seit 2003 etablierte Skiathlon, bei dem die beiden Laufstile aufeinander folgend kombiniert werden. Die Läufer gehen im Massenstart im klassischen Stil auf die Strecke und wechseln nach der Hälfte des Rennens die Ausrüstung und Lauftechnik für den freien Stil. Bei der WM gibt es die Disziplinen: Sprint, Team-Sprint, Einzel klassisch, Massenstart, Skiathlon und Staffel.
Bei der WM in Seefeld wurde Sofie Krehl vom SC Oberstdorf 25.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine Besonderheit ist hierbei der seit 2003 etablierte Skiathlon, bei dem die beiden Laufstile aufeinander folgend kombiniert werden. Die Läufer gehen im Massenstart im klassischen Stil auf die Strecke und wechseln nach der Hälfte des Rennens die Ausrüstung und Lauftechnik für den freien Stil. Bei der WM gibt es die Disziplinen: Sprint, Team-Sprint, Einzel klassisch, Massenstart, Skiathlon und Staffel.
Bei der WM in Seefeld wurde Sofie Krehl vom SC Oberstdorf 25.
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Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist die Nordische Kombination. Diese vereint das Skispringen und Langlaufen (Skating). Folgende Wettbewerbe werden ausgetragen: Einzel Normalschanze, Einzel Großschanze und der Mannschaftswettbewerb. Bei den Einzelwettbewerben absolvieren die nordischen Kombinierer einen Sprung von der Normal- oder Großschanze und anschließend den Langlauf.
Das Foto zeigt Vinzenz Geiger bei der WM in Seefeld.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist die Nordische Kombination. Diese vereint das Skispringen und Langlaufen (Skating). Folgende Wettbewerbe werden ausgetragen: Einzel Normalschanze, Einzel Großschanze und der Mannschaftswettbewerb. Bei den Einzelwettbewerben absolvieren die nordischen Kombinierer einen Sprung von der Normal- oder Großschanze und anschließend den Langlauf.
Das Foto zeigt Vinzenz Geiger bei der WM in Seefeld.
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Die Punkteabstände nach dem Springen werden nach der sogenannten Gundersen-Methode in Laufrückstände umgerechnet. Mit den errechneten Zeitabständen werden die Sportler anschließend in die Loipe geschickt, dabei startet der Sieger des Springens zuerst. Der Athlet, der die Ziellinie als Erster überquert, hat das Rennen gewonnen. Beim Mannschaftswettkampf findet nach dem Springen der vier Athleten die Staffel im Langlauf statt.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Die Punkteabstände nach dem Springen werden nach der sogenannten Gundersen-Methode in Laufrückstände umgerechnet. Mit den errechneten Zeitabständen werden die Sportler anschließend in die Loipe geschickt, dabei startet der Sieger des Springens zuerst. Der Athlet, der die Ziellinie als Erster überquert, hat das Rennen gewonnen. Beim Mannschaftswettkampf findet nach dem Springen der vier Athleten die Staffel im Langlauf statt.
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2021 findet die Nordische Ski-WM in Oberstdorf statt. Mit von der Partie ist auch Olympiasieger Johannes Rydzek, der nordische Kombinierer, der sich auf dem Bild im September 2020 von Maskottchen "Nordi" tragen lässt. Für die Nordische Ski-WM wurde das Stadion in Oberstdorf umgebaut und saniert.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)
2021 findet die Nordische Ski-WM in Oberstdorf statt. Mit von der Partie ist auch Olympiasieger Johannes Rydzek, der nordische Kombinierer, der sich auf dem Bild im September 2020 von Maskottchen "Nordi" tragen lässt. Für die Nordische Ski-WM wurde das Stadion in Oberstdorf umgebaut und saniert.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)
Steinle: "Das wird keine blutleere Geister-WM"
Bis zuletzt hatten die Verantwortlichen darauf gehofft, zumindest einer reduzierten Anzahl an Ski-Fans ein Live-Erlebnis vor Ort ermöglichen zu können. „Natürlich hätten wir uns alle eine andere Entscheidung gewünscht“, erklärte Dr. Franz Steinle, Präsident des Deutschen Skiverbandes und Aufsichtsratsvorsitzender der Nordischen Ski-WM GmbH. Allerdings hätten sich in den Gesprächen mit dem bayerischen Innenminister Joachim Hermann schon seit einiger Zeit die Zeichen verdichtet, dass eine WM mit Publikum trotz bestehender Hygienekonzepte nicht durchsetzbar sei. Steinle richtet den Blick nach vorn: „Die WM 2021 wird zwar nicht das Wintermärchen, von dem wir alle geträumt haben, aber ganz sicher auch keine blutleere Geister-WM.“ Die letzten Wochen hätten gezeigt, dass der Skisport auch ohne Fans faszinierende Wettkämpfe liefern könne.
Wie bei der Tournee gibts in Oberstdorf Fans aus Pappe
Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz verspricht, in den verbleibenden Tagen bis zum WM-Start am 23. Februar noch intensiver daran zu arbeiten, dass Oberstdorf ein guter WM-Gastgeber ist – für die Athleten vor Ort genauso wie für die Zuschauer zuhause vor den Bildschirmen. Sein Kollege Florian Stern kündigte an, dass Fans wie bei der Vierschanzentournee die Gelegenheit haben werden, wenigstens als Pappfigur auf der Tribüne Platz nehmen zu können.
Bürgermeister Klaus King denkt an die Folgen für Hotellerie und Gastronomie. „Wir alle hätten es uns anders gewünscht. Aber die Pandemie macht uns einen Strich durch die Rechnung.“ Anders als für die WM-Organisatoren, die eine sogenannte Ausfallversicherung abgeschlossen haben, werden viele Betten, Esstische und damit auch die Kassen vieler Oberstdorfer Tourismusbetriebe während der WM leer bleiben.
Der Oberstdorfer Skiclub-Präsident Dr. Peter Kruijer hat die Kinder und Jugendlichen im Blick: „Für viele Nachwuchssportler wäre eine Teilnahme als Zuschauer an den WM-Stätten ein Motivationsschub zum weiteren Training gewesen.“ Er hofft, dass die jungen Sportler die Wettkämpfe am Fernsehen verfolgen und den Weltmeistern nacheifern.
Dennoch kein großer finanzieller Schaden
Ein Trost: Für die Oberstdorf entsteht durch das Zuschauerverbot zunächst einmal kein großer finanzieller Schaden. Wie bereits mehrfach berichtet, hat der Deutsche Skiverband frühzeitig eine sogenannte Ausfallversicherung abgeschlossen, bei der auch entgangene Ticketerlöse eingeschlossen sind. Seit Pandemie-Beginn sind die Oberstdorfer in ständigem Austausch mit der Versicherung, um den größten Part im Veranstaltungsbudget nicht zu gefährden. Dass der Skiverband eine solche Ausfallversicherung in Zeiten abgeschlossen hat, in denen kaum einer das Wort Pandemie überhaupt kannte, wird in der Veranstaltungs-Branche zwar als "weitsichtig" und "goldrichtig" angesehen. Fakt ist aber auch: Künftig werden solche Absicherungen für Sport-Großveranstaltungen wesentlich teurer, manche sprechen sogar von "unbezahlbar".