Am Tiefpunkt: Wellingers Reise von Olympiagold an den Jugendtisch
Der so fröhliche Bayer hatte in der vergangenen Zeit sportlich wenig zu lachen: Skispringer Andreas Wellinger ist so weit von der Weltspitze entfernt, wie nie zuvor.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)
Der so fröhliche Bayer hatte in der vergangenen Zeit sportlich wenig zu lachen: Skispringer Andreas Wellinger ist so weit von der Weltspitze entfernt, wie nie zuvor.
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In diesem Winter wollte Skispringer Andreas Wellinger ein erfolgreiches Comeback feiern. Doch auf große Ambitionen folgten zahlreiche Enttäuschungen.
dpa
03.02.2021 | Stand: 17:27 Uhr
Die Fernsehpräsenz von Andreas Wellinger ist ungebrochen. Zuletzt war in verschiedenen ARD-Filmen für ein Millionenpublikum zu sehen, wie der Olympiasieger in herrlicher Bergkulisse Plastikbecher hüpfen ließ, akrobatisch Limbo tanzte, ein Kleinflugzeug steuerte oder Zuckerwürfel auf einem Löffel stapelte, den er falsch herum im Mund hielt. Vom Skispringer Wellinger hingegen war 2021 noch gar nichts zu sehen. Sein bisher letzter Weltcup-Sprung war an Silvester in Garmisch ein Hüpfer auf 118 Meter, mit dem er als 53. die Qualifikation für das Neujahrsspringen verpasste.
Wellinger am sportlichen Tiefpunkt angekommen
Einen Monat später ist der 25 Jahre alte Bayer am sportlichen Tiefpunkt angekommen. Eigentlich sollte der erste Winter nach überstandenem Kreuzbandriss zu einer Comeback-Story werden, am besten gekrönt von einer Teilnahme bei der Heim-WM in Oberstdorf, bei der Wellinger gerne wieder um Medaillen und den Ruhm früherer Tage kämpfen wollte. Doch drei Wochen vor dem großen Highlight ist der Olympiasieger von 2018 so weit von der Weltspitze weg wie nie zuvor.
Mitte Dezember hatte Bundestrainer Stefan Horngacher noch gesagt, bei Wellinger sei "die Talsohle durchschritten", doch da täuschte sich der Chefcoach aus Tirol gewaltig. Gehörte Wellinger im ersten Drittel des Winters wenigstens noch zum A-Kader, fiel er mit weiter schwachen Leistungen bei der Vierschanzentournee aus dem Aufgebot und hielt diese Entscheidung auch selbst für gerechtfertigt.
Ein Bild aus sportlich noch glücklicheren Zeiten: Andreas Wellinger (Mitte) aus Deutschland jubelt zwischen Robert Johansson (rechts, Bronze) und Johann Andre Forfang (links, Silber) aus Norwegen bei der Blumenzeremonie.
Bild: Daniel Karmann, dpa (Archivbild)
Skispringer sieht sich nicht unter den besten sechs Deutschen
Weitere Weltcups könnten nur die besten sechs Deutschen bestreiten "und da gehöre ich momentan nicht dazu", ordnete Wellinger ein. Bei der Tournee, als der Deutsche Skiverband (DSV) A-Kader und nationale Gruppe wegen Corona strikt trennen musste, saß Wellinger am Jugendtisch mit 20 Jahre alten Talenten statt bei den Top-Fliegern um Weltmeister Markus Eisenbichler.
Fortan fiel der lebensfrohe Bayer in den sozialen Netzwerken vor allem damit auf, seinen Kollegen im eigenen Wohnzimmer die Daumen zu drücken. Wellinger selbst sollte sich im Continental Cup und Fis Cup in Form bringen und sich für eine Rückkehr in den Weltcup empfehlen. Doch daraus wurde nichts. Wegen der Corona-Pandemie fielen viele Wettbewerbe aus, und wenn doch mal ein Springen stattfand, war Wellinger selbst in der zweiten und dritten Liga des Skispringens nicht konkurrenzfähig.
Wellinger möchte sich auf sportliche Entwicklung konzentrieren
Im polnischen Szczyrk belegte er im drittklassigen Fis Cup Rang 45 hinter acht anderen Deutschen, darunter die unbekannten Talente Luca Roth und Justin Lisso. Für ein Gespräch steht Wellinger in dieser extrem schwierigen Phase nicht zur Verfügung, er möchte sich auf seine sportliche Entwicklung konzentrieren. Dass er die Nordische Ski-WM 2021 in Oberstdorf und eine schnelle Rückkehr ins A-Team um Eisenbichler und den Tournee-Zweiten Karl Geiger abhaken kann, dürfte ihm klar sein.
Horngacher hatte schon vor der Saison geahnt, dass das erste Jahr nach der komplizierten Kreuzbandverletzung kein leichtes werden würde. "Wir müssen ihm die Zeit geben. Ich würde von ihm nicht zu viel erwarten", prognostizierte der Chefcoach. Wellinger hat bewusst einen ganzen Winter ausgesetzt, um mit dem maladen Knie nichts zu riskieren. "Es ist nicht selbstverständlich, dass ich ganz oben mitspringen kann. Es ist aber natürlich mein Ziel", sagte er. Der aktuelle Winter zeigt ihm, wie hart der Profisport sein kann.
(Autor: Patrick Reichardt)
Bilderstrecke
Was ist eigentlich die Nordische Ski-WM 2021?
Ab Ende Februar geht es im Allgäu in Sachen Wintersport wieder hoch, weit und schnell her: Die Nordischen Skiweltmeisterschaften finden in Oberstdorf statt. Die besten Sportler aus aller Welt messen sich im Skispringen, Langlauf und der Nordischen Kombination. Was macht die Nordische Ski-WM aus? Worum geht es bei den einzelnen Disziplinen? Die Bildergalerie erklärt das Wichtigste in Kürze.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Ab Ende Februar geht es im Allgäu in Sachen Wintersport wieder hoch, weit und schnell her: Die Nordischen Skiweltmeisterschaften finden in Oberstdorf statt. Die besten Sportler aus aller Welt messen sich im Skispringen, Langlauf und der Nordischen Kombination. Was macht die Nordische Ski-WM aus? Worum geht es bei den einzelnen Disziplinen? Die Bildergalerie erklärt das Wichtigste in Kürze.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Bereits seit 1924 gibt es die Nordische Ski-WM. Bei den zugehörigen Wettkämpfen messen sich die Besten der Skisportarten Skilanglauf, Skispringen und der Nordischen Kombination. Mittlerweile findet die Nordische Ski-WM alle zwei Jahre in den ungeraden Jahren statt. So auch 2021 in Oberstdorf im Allgäu. Veranstalter der WM ist der Weltskiverband FIS. Auf dem Foto ist die WM-Skisprung-Arena am Schattenberg zu sehen. Hier findet auch jedes Jahr das Eröffnungsspringen der Vierschanzentournee statt.
Bild: Ralf Lienert
Bereits seit 1924 gibt es die Nordische Ski-WM. Bei den zugehörigen Wettkämpfen messen sich die Besten der Skisportarten Skilanglauf, Skispringen und der Nordischen Kombination. Mittlerweile findet die Nordische Ski-WM alle zwei Jahre in den ungeraden Jahren statt. So auch 2021 in Oberstdorf im Allgäu. Veranstalter der WM ist der Weltskiverband FIS. Auf dem Foto ist die WM-Skisprung-Arena am Schattenberg zu sehen. Hier findet auch jedes Jahr das Eröffnungsspringen der Vierschanzentournee statt.
Bild: Ralf Lienert
Eine der Disziplinen, in der sich die Sportler bei der Nordischen Ski-WM messen, ist das Skispringen. Ein Wettbewerb besteht dabei in der Regel aus einem Qualifikationsdurchgang sowie zwei Wertungsdurchgängen. Die besten 50 Springer aus der Qualifikation kommen in den Hauptwettbewerb. Dieser wird dann in zwei Durchgängen ausgetragen, wobei im zweiten Durchgang nur die 30 Besten des ersten Durchgangs teilnehmen dürfen.
Das Foto zeigt den Nordischen Kombinierer Johannes Rydzek aus dem Allgäu.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine der Disziplinen, in der sich die Sportler bei der Nordischen Ski-WM messen, ist das Skispringen. Ein Wettbewerb besteht dabei in der Regel aus einem Qualifikationsdurchgang sowie zwei Wertungsdurchgängen. Die besten 50 Springer aus der Qualifikation kommen in den Hauptwettbewerb. Dieser wird dann in zwei Durchgängen ausgetragen, wobei im zweiten Durchgang nur die 30 Besten des ersten Durchgangs teilnehmen dürfen.
Das Foto zeigt den Nordischen Kombinierer Johannes Rydzek aus dem Allgäu.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Jeder Sprung wird von der Jury mit einer Punktzahl bewertet. Diese setzen sich zu gleichen Teilen aus den Punkten für die Weite und den Haltungsnoten zusammen. Für die Platzierung werden die Punkte aus beiden Wertungsgängen addiert. Sieger ist der Springer mit der höchsten Punktzahl. Seit 1988 werden auch Mannschaftsspringen durchgeführt, bei denen jeweils vier Springer pro Nation starten.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Jeder Sprung wird von der Jury mit einer Punktzahl bewertet. Diese setzen sich zu gleichen Teilen aus den Punkten für die Weite und den Haltungsnoten zusammen. Für die Platzierung werden die Punkte aus beiden Wertungsgängen addiert. Sieger ist der Springer mit der höchsten Punktzahl. Seit 1988 werden auch Mannschaftsspringen durchgeführt, bei denen jeweils vier Springer pro Nation starten.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist das Langlaufen. Mit leichten Langlaufski messen sich die Sportler auf präparierten Loipen. Bei der Skating-Technik ähnelt der Bewegungsablauf dem von Inline-Skatern und Eisschnellläufern. Durch wechselseitige Beinabstöße mit dem aufgekanteten Ski bewegen sich die Läufer fort. Zusätzlich werden Laufstöcke eingesetzt, um einen besseren Vortrieb zu bekommen.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist das Langlaufen. Mit leichten Langlaufski messen sich die Sportler auf präparierten Loipen. Bei der Skating-Technik ähnelt der Bewegungsablauf dem von Inline-Skatern und Eisschnellläufern. Durch wechselseitige Beinabstöße mit dem aufgekanteten Ski bewegen sich die Läufer fort. Zusätzlich werden Laufstöcke eingesetzt, um einen besseren Vortrieb zu bekommen.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine Besonderheit ist hierbei der seit 2003 etablierte Skiathlon, bei dem die beiden Laufstile aufeinander folgend kombiniert werden. Die Läufer gehen im Massenstart im klassischen Stil auf die Strecke und wechseln nach der Hälfte des Rennens die Ausrüstung und Lauftechnik für den freien Stil. Bei der WM gibt es die Disziplinen: Sprint, Team-Sprint, Einzel klassisch, Massenstart, Skiathlon und Staffel.
Bei der WM in Seefeld wurde Sofie Krehl vom SC Oberstdorf 25.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine Besonderheit ist hierbei der seit 2003 etablierte Skiathlon, bei dem die beiden Laufstile aufeinander folgend kombiniert werden. Die Läufer gehen im Massenstart im klassischen Stil auf die Strecke und wechseln nach der Hälfte des Rennens die Ausrüstung und Lauftechnik für den freien Stil. Bei der WM gibt es die Disziplinen: Sprint, Team-Sprint, Einzel klassisch, Massenstart, Skiathlon und Staffel.
Bei der WM in Seefeld wurde Sofie Krehl vom SC Oberstdorf 25.
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Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist die Nordische Kombination. Diese vereint das Skispringen und Langlaufen (Skating). Folgende Wettbewerbe werden ausgetragen: Einzel Normalschanze, Einzel Großschanze und der Mannschaftswettbewerb. Bei den Einzelwettbewerben absolvieren die nordischen Kombinierer einen Sprung von der Normal- oder Großschanze und anschließend den Langlauf.
Das Foto zeigt Vinzenz Geiger bei der WM in Seefeld.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Eine weitere Disziplin bei der Nordischen Ski-WM ist die Nordische Kombination. Diese vereint das Skispringen und Langlaufen (Skating). Folgende Wettbewerbe werden ausgetragen: Einzel Normalschanze, Einzel Großschanze und der Mannschaftswettbewerb. Bei den Einzelwettbewerben absolvieren die nordischen Kombinierer einen Sprung von der Normal- oder Großschanze und anschließend den Langlauf.
Das Foto zeigt Vinzenz Geiger bei der WM in Seefeld.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Die Punkteabstände nach dem Springen werden nach der sogenannten Gundersen-Methode in Laufrückstände umgerechnet. Mit den errechneten Zeitabständen werden die Sportler anschließend in die Loipe geschickt, dabei startet der Sieger des Springens zuerst. Der Athlet, der die Ziellinie als Erster überquert, hat das Rennen gewonnen. Beim Mannschaftswettkampf findet nach dem Springen der vier Athleten die Staffel im Langlauf statt.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Die Punkteabstände nach dem Springen werden nach der sogenannten Gundersen-Methode in Laufrückstände umgerechnet. Mit den errechneten Zeitabständen werden die Sportler anschließend in die Loipe geschickt, dabei startet der Sieger des Springens zuerst. Der Athlet, der die Ziellinie als Erster überquert, hat das Rennen gewonnen. Beim Mannschaftswettkampf findet nach dem Springen der vier Athleten die Staffel im Langlauf statt.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
2021 findet die Nordische Ski-WM in Oberstdorf statt. Mit von der Partie ist auch Olympiasieger Johannes Rydzek, der nordische Kombinierer, der sich auf dem Bild im September 2020 von Maskottchen "Nordi" tragen lässt. Für die Nordische Ski-WM wurde das Stadion in Oberstdorf umgebaut und saniert.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)
2021 findet die Nordische Ski-WM in Oberstdorf statt. Mit von der Partie ist auch Olympiasieger Johannes Rydzek, der nordische Kombinierer, der sich auf dem Bild im September 2020 von Maskottchen "Nordi" tragen lässt. Für die Nordische Ski-WM wurde das Stadion in Oberstdorf umgebaut und saniert.